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Josef Mäschle, Dillingen / Saar

Kleine Tricks mit großer Wirkung13.06.10 21:03
Ein paar kleine Tricks können im Einsatzfahrzeug etwas mehr Sicherheit schaffen und gleichzeitig Arbeit und Zeit ersparen. Auch wenn sie sicher schon oft in der einen oder anderen Form angewandt werden, sind vermutlich noch nicht alle dieser Tipps bekannt.
Deshalb hier eine Zusammenstellung mit Beschreibung der Vorteile.

Brillendepot
Während in Fahrzeugen nach wie vor aller möglicher und unmöglicher Kram eingebaut wird, verzweifele ich als Brillenträger immer wieder daran, dass ich ein für mich wichtiges Detail bisher noch nie in einem Auto finden konnte: Eine in der Griffnähe meines PA-Sitzes angebrachte Büchse, in der ich meine Brille schnell und sicher verstauen kann. So ein Döschen kann doch weder technisch schwer zu realisieren noch teuer sein-Liebe Fahrzeughersteller, woran hängt es?

Infektionshandschuhbox im Innenraum
Viele Einsätze im Rahmen der Technischen Hilfeleistung können zum Kontakt mit Krankheitserregern führen.
Das Tragen von Infektionsschutzhandschuhen zählt zu den einfachsten und wirkungsvollsten Maßnahmen dagegen. Üblicherweise sollten die Infektionsschutzhandschuhe (doppelt) bereits getragen werden, wenn das Fahrzeug zu einem entsprechenden Einsatz verlassen wird. Dazu müssen sich die Handschuhe gut erreichbar im Mannschaftraum des Fahrzeuges befinden. Bewährt hat es sich, standardmäßig eine Kiste Einweg- Untersuchungshandschuhe an einen festgelegten, gut erreichbaren Platz im Innenraum fest zu installieren. Für weibliche FA oder bei anderweitigem Bedarf sollte zusätzlich eine zweite Kiste der Größe M vorgehalten werden.
Als Standardeinsatzmaßnahe bei bestimmten Einsatzstichworten wie VU oder MANVV sollte das Anlegen der Handschuhe (ggf. als Unterzeihhandschuhe für die regulären Arbeitshandschuhe) angeordnet und durchgeführt werden.
Wenn Blutkontakt bei einer THL klar absehbar ist, dann stets zwei paar Infektionsschutzhandschuhe übereinander tragen. Das ist keine unnötige Verschwendung, sondern medizinischer Sicherheitsstandard bei Schnittgefahr.

Hautpflege und Händedesinfektion
Handwaschstationen an Einsatzfahrzeugen erfreuen sich glücklicherweise immer weiterer Verbreitung. Als Vormaßnahme vor der Handwäsche sollte jedoch auch die hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden, als Nachbereitung zumindest bei Bedarf die Hautpflege mit einer geeigneten Creme. Speziell durch das Tragen „luftdichter“ Handschuhe wird die Haut durch den vermehrt gebildeten eigenen Hautschweiß angegriffen und „aufgeweicht“. Wichtig dabei: Eine nicht vollständig und richtig durchgeführte Händedesinfektion (Der Rettungsdienst erklärt i. d. R. gern, wie es richtig geht) hilft gar nichts bzw. schadet sogar, weil dadurch resistente Krankheitserreger gebildet werden können!

Extrapflaster
Verbandkästen sind üblicherweise verplombt, um die Vollständigkeitskontrolle zwischen den Inhaltsprüfungen sicherzustellen. Am häufigsten werden sie jedoch geöffnet, um kleine Verletzungen mit Wundschnellverbänden (Pflastern) zu versorgen. Dies ist unnötig, wenn auf jedem Fahrzeug eine Extrapackung davon vorgehalten wird.
Am sinnvollsten wird diese an der Handwaschstation des Fahrzeuges angebracht, da man so dann die Wunde gleich auswaschen, inspizieren, abtrocknen und verbinden kann.
Spezielle „Pflasterboxen“ für betriebliche Anwendung ermöglichen es, ein einzelnes Pflaster so zu entnehmen, dass die Pflaster mit einer Hand direkt aufgeklebt werden können. Diese Boxen sind zur Montage an Wände etc. geeignet.
Zu Sicherheit empfiehlt es sich, auf dem Verbandkasten noch eine Erinnerungsaufkleber anzubringen, der darauf hinweist, dass der Verbandkasten zur Entnahme von Wundschnellverbänden nicht unnötig geöffnet werden muss und wo diese auf dem Fahrzeug zu finden sind ;-)

Augenschutzbrillen und Augenspülung
Beim Umgang mit Schaummittelkonzentraten, Öldispergatoren, pulverförmigen Ölbindemittel und Kraftstoffen sowie Trennschleifern ist immer das Risiko gegeben, dass Fremdkörper oder schädliche Flüssigkeiten in die Augen gelangen.
Deshalb sollten dichtschließende Schutzbrillen in ausreichender Anzahl (In Zweifelsfall eine pro Sitzplatz) bereitgehalten werden. Brillenträger benötigen in der Regel spezielle Überbrillen, deshalb sollten grundsätzlich immer Schutzbrillen angeschafft werden, die auch als Überbrille für Brillenträger genutzt werden können.
Das Visier reicht bei vielen Tätigkeiten nicht aus! Funken eines Trennschleifers und wegfliegende Späne beim Schlossfräsen beispielsweise sind sehr energiereich und können durchaus in Brustbereich des arbeitenden FA abprallen, um unter das Visier zu fliegen.

Für die Augenspülung gibt es schicke kleine Fläschchen mit steriler Lösung und einem Schlauch daran, Augenspülflaschen, die nach dem Ablauf des Verfallsdatums der Erstbefüllung wöchentlich neu gefüllt werden müssen und eine dritte Lösung, die ich bevorzuge: Eine große, noch nicht angebrochene Flasche kohlensäurefreies Mineralwasser in einer bruchsicheren Plastikflasche. Mit einer 1.5 oder 2l- Flasche lässt sich einige Zeit spülen, eine Wunde auswaschen, und notfalls kann man den Inhalt sogar trinken. Das Ganze ist preiswert, leicht zu ersetzen und zu benutzen und man kann damit problemlos und preiswert auch mal eine Augenspülung etc. üben.

Neutralreiniger
Eine Flasche Neutralreiniger (Flüssigspülmittel) auf Fahrzeugen mit Tank ist ebenfalls eine preiswerte und gleichzeitig äußerst nützliche Sache.
Die Grobreinigung von rußigen Stiefeln oder Ausrüstungsteilen an der Einsatzstelle wird dadurch ungemein erleichtert, da fettiger Ruß nun mal mit klarem Wasser schlecht zu entfernen ist. Ein Schuss davon in der Kübelspritze löscht Feststoffkleinbrände üblicherweise wesentlich schneller und mit weniger Wasserverbrauch. Und eine Dekontamination schließlich, bei der ebenfalls meistens Wasser verwendet wird, wird bei verringerter Oberflächenspannung durch etwas Spülmittel in aller Regel effizienter und einfacher.
Aber: keine Spülmittel zum Händewaschen verwenden, es entfettet die Haut zu sehr und greift sie dadurch an!

Waschstation
Die einfachste und bewährteste Form der Einsatzhygiene, das Händewaschen vor dem Essen, Rauchen etc. sowie die Stiefelwäsche vor dem Einsteigen in das Fahrzeug wird durch eine Waschstation sehr erleichtert. Diese ist einfach und preiswert selbst zu bauen und nimmt auch nicht viel Platz weg:
Auf ein Brett oder Blech von ca. 400*800 mm werden Halterungen für Flüssigseifenspender, Händedesinfektionsmittel und Hautpflege, Spenderkasten für Einmalpapierhandtücher und Halteklemmen für einen Müllsack montiert. Zwei weitere Haken auf der Rückseite ermöglichen es, das Waschbrett an der Aufstiegsleiter eines Fahrzeuges mit Dachbeladung einzuhaken.
Eine Blindkupplung wird mit einem Kugelhahn versehen(Tipp: Bedienhebel so weit verlängern, dass der Hahn mit dem Ellenbogen geöffnet / geschlossen werden kann)
Eine zweite Blindkupplung erhält eine Kupplung, um an 3 m Gartenschlauch eine Handwaschbürste daran anschließen zu können.

Verkehrsleitkegel einschneiden
Die meisten Feuerwehrfahrzeuge sind mit Verkehrsleitkegeln und Trassierband („Flatterband“) ausgestattet. Mit einer kleinen Änderung können die Verkehrsleitkegel so umgestaltet werden, dass sie auch als Ständer für das Trassierband genutzt werden können: Das Kegelmaterial wird oben mit einem Stabilen Messer einfach an zwei gegenüberliegenden Stellen ca. 5 cm weit eingeschnitten. Die oberen 2 cm des Schnittes werden durch einen weiteren schrägen Schnitt zum V umgewandelt, so dass das Trassierband leicht eingeklemmt werden kann.

Für den Feuerwehreinsatz interessant ist folgender Vorteil dieser Absperrung: Es wird ein für Zuschauer gut erkennbare Absperrbarriere errichtet, die für Einsatzkräfte jedoch kein Hindernis darstellt, da sie leicht überstiegen werden kann.

Lampenkarabiner
Viele Feuerwehren benutzen nach wie vor große Handscheinwerfer, die mit einem "Koffergriff“ als Tragevorrichtung ausgestattet sind. Mit einem großen Karabiner können diese Handscheinwerfer am Feuerwehr-Mehrzweckgurt eingehängt und so freihängig getragen werden. In Anbetracht der hohen Anschaffungskosten Lampen von mehreren Hundert Euro fällt ein 5-Euro-Karabiner pro Handscheinwerfer nicht wesentlich ins Gewicht. Der Tragekomfort und die Arbeitssicherheit (Handscheinwerfer wird nicht bei der ersten Gelegenheit abgestellt und vergessen, freie Hände beim Leitersteigen und zum Abfangen eines Sturzes) werden jedoch wesentlich durch eine solchen zusätzlichen Karabinerhaken erhöht.


Löschdepot / Rettungspunkt
Ein klassischer Maschinistenfehler ist es, Handfeuerlöscher zum Schutz abgesetzt betriebener Geräte und Aggregate mit Verbrennungsmotor so nahe am Objekt abzestellen, dass das Löschgerät im Brandfall auch unter Flammeneinwirkung steht und deshalb nicht eingesetzt werden kann. Deshalb: „Schutzlöscher“ immer mindestens 5 m vom Gerät entfernt aufstellen! Bei Dunkelheit ggf. zusätzlich durch Blinkleuchte o. Ä. kennzeichnen, um das Auffinden zu erleichtern und Stolperunfälle zu vermeiden.
Bei länger dauernden Einsätzen kann es sinnvoll sein, einen „Rettungspunkt“ zu errichten, also eine gut erreichbare Stelle, an der Handfeuerlöscher, Verbandkasten, Rettungstuch, AED, Krankentrage bereitgestellt werden, um ohne den Zeitverzug der Fahrzeugentnahme zur Verfügung zu stehen.
Wenn auch einer solchen Bereitstellung eine Standardprozedur gebildet wird, dann sollte über eine „Rettungskiste“ nachgedacht werden, in der solcherlei Gerät bereits so verpackt ist, dass es komplett als Kiste entnommen werden kann. Diese Kiste sollte einen (durchsichtigen) Deckel haben oder durch eine ebenfalls darin liegende Plane gegen Regen geschützt werden können.
Meine allerliebste Optimallösung zum Rettungspunkt:
Ein Schleifkorb auf dem HLF, in dem sich all dieses bereits fertig zusammengepackt findet.

Wie üblich bin ich dankbar für alle Rückmeldungen.

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