alter Server
News Newsletter Einsätze Feuerwehr-Markt Fahrzeug-Markt Fahrzeuge Industrie-News BOS-Firmen TV-Tipps Job-Börse

Sortierung umschalten zurück

ThemaWie das Hosebed entstand (war: Wasserförderung in Schläuchen A bis F)4 Beträge
RubrikEinsatz
 
AutorHans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin838194
Datum12.03.2018 05:554011 x gelesen
Geschrieben von Ulrich C.Wurde mir von "Kundigen" aber genau so erklärt - wenn man mal selbst so einen Schlauch inkl. Kupplungen in der Hand hatte, wirds klarer...


Tatsächlich wurde das Hosebed genau dann eingeführt, als die Schläuche deutlich leichter wurden. BF Goodrich ist schuld.

Bis in die 1870er waren die Schläuche in den USA normalerweise aus genietetem Leder. Schlauch wog so ungefähr 3kg pro Meter.

Ein gummierter Baumwollschlauch war schon 1821 patentiert worden, leider wurde das Vulkanisieren aber erst später erfunden, und die Sache setzte sich nicht durch. In den 1860ern arbeitete man sowohl in Europa als auch in den USA an gummierten Schläuchen, und ab 1871 nahm "Goodrich, Tew and Company" die industrielle Fertigung gummierter Baumwollschläuche für Feuerwehren auf. (1874 hatte sich Benjamin Franklin Goodrich mit seinen Partnern zerstritten, und es ging mit "B.F. Goodrich and Company" weiter.)

Das neue Material hatte vielerlei Vorteile, es war flexibel statt furchtbar steif, leichter, und es mußte nicht ständig mit Walöl eingerieben werden. (Feuerwehrhäuser müssen vorher bestialisch gestunken haben.)

Nachteil aber war: Baumwolle rottet, und zieht allerlei hungrige Lebewesen an. Die von mehreren FA von Hand bewegten Haspeln zum Aufrollen der Lederschläuche wurden untauglich. Stattdessen mußten die Schläuche einsatzbereit, aber luftig verwahrt werden, nämlich hier drin.

Ein Hosebed wurde so gebaut und bestückt, daß die Schläuche locker und luftig lagen, nicht rotteten, aber jederzeit einsatzbereit waren, wenn es losging. Teilweise waren die Seiten von professionell gebauten Wagen für die Hose Companies aus Geflecht, oft waren Luftlöcher im Boden, aber mindestens waren sie nicht luftdicht gebaut.

So lange man handgezogene Haspeln verwendete, hat man natürlich den Schlauch am Hydranten angeschlossen, wenn man am letzten vorbeikam. Dank der Innovation "Tailboard" mußte man dieses Vorgehen nicht ändern! Das Standardarrangement eines jeden Schlauchwagens sah so aus: Kutschbock, Hosebed, und mindestens zwei Leute auf dem Tailboard.

Letzteres war wichtig, weil es die Schlauchverlegung während der Fahrt erlaubte, und im vorletzten Jahrhundert sowie zu Beginn des letzten bedeutete das WIRKLICH "während der Fahrt". (Der FA ganz links im Bild hat einen Schlüssel für die US-typischen Überflurhydranten in der Hand.)
Ich finde dieses Bild einfach toll, denn es muß extrem schwierig gewesen sein, so etwas mit der damaligen Fototechnik hinzukriegen, ohne das Bild völlig zu verwischen. Theoretisch wußte ich, daß man das so machte, aber im Bild habe ich es erst jetzt gefunden.

Die Beladung eines Hosebeds sah aus wie heute. In diesem Bild sieht es sogar so aus, als habe man "split load" geladen, also so, daß man nur eine Kupplung öffnen muß, wenn man Doppel-B verlegen möchte während der Fahrt. Macht man heute genau so.

Nachdem man die Schläuche meistens mit 2 PS gefahren hatte, und die Pumpe mit 3 PS, war es nach Aufkommen des Automobils eine sehr natürliche Entwicklung, Hosebed und Pumpe auf dem gleichen Fahrzeug anzubringen, denn jetzt gab's ja genug PS dafür. Sonst änderte sich wenig: Das Tailboard blieb, die FA standen weiterhin darauf, und verlegt wurde weiterhin während der Fahrt. Allerdings ging man mit schnelleren und stärkeren Autos irgendwann dazu über, wenigstens kurz anzuhalten, und der Schlauch wurde nicht mehr mit der Hand festgehalten, sondern als Schlaufe um den Hydranten gelegt. (Im Video bei 5:50)

Irgendwann vor 15 oder 20 Jahren hat man dann das Fahren auf dem Tailboard verboten. Seitdem muß man extra aussteigen (im Video ab 2:00), aber sonst ist die Taktik immer noch die gleiche wie 1890.

Feuerwehrleute sind halt konservativ. ;-)



Ciao
Hans-Joachim

Beitrag bewerten

Beitrag in meine Bookmarkliste aufnehmenantworten

 
AutorHans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin838234
Datum13.03.2018 12:292171 x gelesen
Geschrieben von Hans-Joachim Z.Teilweise waren die Seiten von professionell gebauten Wagen für die Hose Companies aus Geflecht, oft waren Luftlöcher im Boden, aber mindestens waren sie nicht luftdicht gebaut.

Hier liegen nur ein paar wenige Schläuche drin, deshalb kann man schön sehen, wie so ein Hosebed für die frühen und nicht sehr verrottungsfesten Baumwollschläuche gebaut war:
Unterseite mit Lücken, Seiten mit Gitter oder Geflecht.

Dieser Punkt hat sich mit dem Schlauchmaterial allmählich geändert.


Ciao
Hans-Joachim

Beitrag bewerten

Beitrag in meine Bookmarkliste aufnehmenantworten

 
AutorDani8el 8W., Immenstedt / S-H838244
Datum13.03.2018 17:562111 x gelesen
Hallo,

danke für diese Ausführliche Beschreibung. Sehr schön mit Bildern untermalt! Das Bild während der Fahrt ist echt super getroffen.

Geschrieben von Hans-Joachim Z und der Schlauch wurde nicht mehr mit der Hand festgehalten, sondern als Schlaufe um den Hydranten gelegt.
Rein Interesse halber, verfügen US-Hydranten über Sollbruchstellen analog den deutschen Hydranten? Bzw anders herum, könnte man die Schlaufenmethode bei LF-KatS bzw SW auch zur Anwendung bringen oder riskiere ich bei einem im Schlauchbett klemmenden Schlauch, mir den Hydranten "zu ziehen"?

Gruß
Daniel

Beitrag bewerten

Beitrag in meine Bookmarkliste aufnehmenantworten

 
AutorHans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin838398
Datum21.03.2018 20:061826 x gelesen
Geschrieben von Daniel W.Rein Interesse halber, verfügen US-Hydranten über Sollbruchstellen analog den deutschen Hydranten?

Ob das immer so ist bei neuen Hydranten, kann ich Dir nicht sagen. Dazu müßte man hier mal reingucken, und wenn einem das keine 90 Dollar wert ist, wird man dafür die Bibliothek einer größeren Technischen Universität aufsuchen müssen.

Auf jeden Fall findet man in Ausschreibungen, daß die ausschreibende Stelle das verlangt. Als Beispiel nehme ich mal Columbus, Ohio:

Design the hydrants to localize and concentrate stresses generated by a smashing blow at a predetermined point in the couplings, straining the metal at this point beyond its ultimate tensile strength before a similar condition develops in the adjacent sections of the standpipe and stem. Design the hydrant so that the upper and lower sections of the hydrant breaks apart cleanly without bending the stem and without damage to the working parts of the hydrant, or the abutting parts of the standpipe sections with no leaking or flooding.

Klar ist aber aus Erfahrung: Bei vielen älteren Hydranten scheint das nicht der Fall zu sein.


Geschrieben von Daniel W.Bzw anders herum, könnte man die Schlaufenmethode bei LF-KatS bzw SW auch zur Anwendung bringen oder riskiere ich bei einem im Schlauchbett klemmenden Schlauch, mir den Hydranten "zu ziehen"?

Sinn eines Hosebeds ist ja gerade, daß so etwas nicht vorkommen können soll. Das ist ein rechts, links, unten glatter Schacht, und obendrüber ist frische Luft. (Außerdem halte ich den Einband des Schlauches, nicht den Hydranten für den schwächsten Punkt.) Was in der Praxis durchaus mal vorkommt, ist: Der ganze Inhalt des Hosebeds plumpst auf die Straße, weil die FA beim Falten ein bißchen faul waren. (Woraufhin sie sich danach dann auf 20 Jahre Kommentare der Nachbarfeuerwehren einstellen können.) Die Kupplungen müssen immer im nach hinten weisenden Strang liegen, damit sie beim Schlauchverlegen nicht hochspringen.

Über dem Hosebed ist normalerweise ... nichts. Das Hosebed wird schmal genug gehalten, damit man Leitern und Saugschläuche oben an der Seite dranhängen kann, und es gibt Firmen, die von nichts anderem leben, als den FA zu ermöglichen, das oben seitlich befestigte Zeug elektrisch, hydraulisch, pneumatisch, mechanisch herunterzuklappen, überzuklappen, abzuseilen oder was auch immer. Also damit zum Beispiel.

Falls der Schlauch dann doch klemmen kann aus irgendeinem Grund (zum Beispiel, weil das Hosebed für B-Schläuche gebaut war und nicht optimal für die A-Schläuche paßt, mit denen die Feuerwehr inzwischen arbeitet), dann muß man eben in den sauren Apfel beißen und sich eine sinnvolle Reihenfolge für's Falten ausdenken.


Ciao
Hans-Joachim

Beitrag bewerten

Beitrag in meine Bookmarkliste aufnehmenantworten

 
banner

 26.07.2012 09:47 Ulri7ch 7C., Düsseldorf Wasserförderung in Schläuchen A bis F
 12.03.2018 05:55 Hans7-Jo7ach7im 7Z., Berlin
 13.03.2018 12:29 Hans7-Jo7ach7im 7Z., Berlin
 13.03.2018 17:56 Dani7el 7W., Immenstedt
 21.03.2018 20:06 Hans7-Jo7ach7im 7Z., Berlin
zurück


Feuerwehr-Forum / © 1996-2017, www.FEUERWEHR.de - Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Mayer, Weinstadt