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Rubrik | ABC-Gefahren | zurück | ||
Thema | Kleines Malheur mit Ammoniak | 8 Beiträge | ||
Autor | Ulri8ch 8C., Düsseldorf / NRW | 477740 | ||
Datum | 16.04.2008 09:26 MSG-Nr: [ 477740 ] | 8636 x gelesen | ||
Geschrieben von Oliver Schweder Gut, es ist seht kalt, ich würde aber trotzdem erwarten, dass es aufsteigt. Nein, Ammoniak zeigt Schwergasverhalten! Auszug aus: http://www.einsatzleiterhandbuch.org/ 3-A Ammoniak (NH3) Allgemeines - Eigenschaften: • Atemgift mit Reiz- und Ätzwirkung 3 GSG - GRENZWERTE WICHTIGER GASE/DÄMPFE • Brennbar bei Wärmezufuhr, Zündtemp >630 oC • Wassergefährdend! • Explosionsbereich 15 - 34 % (als Zündenergie reicht z.B. eine durch die Kälteeinwirkung platzende Glühbirne) 3 EXPLOSIONSGEFAHR • In Reinform leichter als Luft (theoretisches Dichteverh. 0,6) 1 Liter Flüssigkeit/Aerosol ergibt ca. 1000 l Gas! • Sehr gut in Wasser löslich, bildet auch bei starker Verdünnung eine ätzende Flüssigkeit (Salmiakgeist). • Flüssiges Ammoniak ist bei Austritt unter –34 °C kalt und führt bei Kontakt zu schweren Erfrierungen und Zerstörung der “normalen” Chemikalienschutzkleidung. • MAK- Wert: 50 ppm (soll auf 20 ppm reduziert werden); ETW-Wert: 50 ppm • Geruchsschwelle ca. 0,02 - 50 ppm • Durch die niedrige Geruchsschwelle Gefahr der Panik auch schon bei eigentlich ungefährlichen Konzentrationen! Achtung: Ammoniak bindet sich an die Luftfeuchtigkeit und wird dann als Nebel schwerer als Luft. Dieser sammelt sich in Bodennähe. Je größer die Luftfeuchtigkeit im Bereich der Leckage/des Austretens, desto mehr Ammoniak wird sich auch in Bodennähe aufhalten und kann dann auch typisches Schwergas-Verhalten (fließt in Senken) zeigen. - Erkennungsmerkmale: • Stechend riechendes, farbloses Gas • Als Flüssigkeit farblos • Lagerung in grauen Druckgasbehältern bei 8,6 bar verflüssigt (bei 20 °) • Flaschenverschluß: Rechtsgewinde außen • UN-Nummer 1005 (In Lösung 1043, 2073, 2672) • Gefahrnummer 268 (giftiges Gas, ätzend) • Hommel Merkblatt Nr.: 27 • Gefahrzettel 6.1 und 8 (weiß mit Totenkopf und Ätzsymbol) - Nachweis: • • stechender Geruch • Prüfröhrchen – Ammoniak • angefeuchtetes Universalindikatorpapier (Blaufärbung) - Verwendung: Ammoniak wird bei der Düngemittelproduktion, in Rauchgasreinigungsanlagen, Spaltanlagen der Metallindustrie, der Salpetersäuregewinnung und als Träger in Kühl- und Kälteanlagen (Eislaufbahnen!) verwendet. Teils in Vorrats-Druckbehältern >> 20 t (Sammler, Abscheider) gelagert! Maßnahmen: - Gefahrenbereich sofort absperren! - Brandschutz sicher stellen! - Zündquellen beseitigen! - Prüfröhrchen-/Ex-Messungen durchführen! Allgemeine taktische Hinweise zur Einsatzdurchführung • Abstand halten. • bei der Anfahrt Windrichtung beachten, mit dem Wind anfahren. • Unmittelbaren Gefahrenbereich im Freien räumen. • Benachbarte Gebäude i.d.R. nicht räumen. • Fenster und Türen schließen! Klimaanlagen abstellen! • Ggf. in Wohn- sowie Industrieanlagen tiefgelegene Räume räumen und abdichten. • Wasserschleier zum Niederschlagen bzw. Eingrenzen der Dämpfe vornehmen. • Betrieblichen Gefahrenabwehrplan beachten. Ausströmen - gasförmig • Einsatzstelle, in Abhängigkeit von der Lagermenge großräumig absperren, mindestens 50 m; • Bei Ausströmen in Räumen, diese und zugehöriges Gebäude räumen, möglichst dicht verschließen und Zündquellen (Strom) ausschließen. • Bei Ausströmen im Freien, Umgebung räumen, Personen verbleiben in Gebäuden, Fenster und Türen schließen. • Vorgehende Trupps nur unter PA, Vollschutz (kein PVC, da dieses bei Kontakt mit dem tiefkalten Ammoniak brüchig wird!)! • kein Wasser in flüssiges Ammoniak geben (Temperaturerhöhung, Gefahr des Umherspritzens!) • Dämpfe mit viel Wasser und Sprühstrahl niederschlagen bzw. eingrenzen, ggf. Hydro-Schild(-er) einsetzen. • Bei Ammoniak-Nebelschwaden Kanalisation versperren und Bodensenken beachten. • Abfließendes Wasser auf pH-Wert prüfen und ggf. auffangen (Löschwasserrückhaltung). • Bei Eindringen von Lösungen bzw. Schwergas (Nebel) in Kanalisation den Kanalbetreiber benachrichtigen. • Leckage abdichten und Behälter ggf. ins Freie bringen. • Kälteschutz im CSA (wärmender Arbeitsanzug, Füßlinge, Fingerhandschuhe aus Wolle). Ausströmen - flüssig, (ZUSÄTZLICHE Maßnahmen!) • Bei Austritt von flüssigem Ammoniak nicht mit Wasser auf Leckstelle oder Behälter sprühen, da sonst die Verdampfung und Gasentwicklung beschleunigt wird. • Kälteschutz im CSA (wärmender Arbeitsanzug, Füßlinge, Fingerhandschuhe) aus Wolle. • Versuchen das Leck abzudichten, oder Flaschen in geeignete Gasflaschen-Bergebehälter einbringen. • Austrittsstelle z.B. mit Mittelschaum oder PE-Folie abdecken, um weitere Erwärmung zu vermeiden. Die Schaumdecke vereist und wirkt dadurch wie eine Schutzhülle. • Mit geeigneter Schutzkleidung und Ausrüstung ist eine Rückverflüssigung der Dämpfe (Rekondensation) möglich. Ggf. frühzeitig 6-4 TUIS alarmieren. ACHTUNG: Unbedingt weitere Ausbreitung beachten! - Folgemaßnahmen: • Geborgene Behälter kennzeichnen 7.2-19 PRODUKTEN- bzw. 7.2-18 GASFLASCHENANHÄNGEKARTE und einer fachgerechten Entsorgung zuführen. • 3 DEKONTAMINATION von Mannschaft und Gerät mit Wasser. • Kontaminiertes Wasser entsorgen. Vgl. 3 LÖSCHWASSERRÜCKHALTUNG. Rettungsdienst: • Bei Haut- oder Augenkontakt sofort und mindestens 15 min mit viel Wasser spülen. • Kontaminierte Kleidung entfernen, betroffene Hautstellen mit viel Wasser spülen. • Bei Inhalation Versorgung des Verunfallten durch Notarzt. • Direkte Atemspende (Mund-Mund, Mund-Nase) vermeiden – Beatmungsgeräte verwenden! • Erfrorene Körperteile (Flüssiggas!) vorsichtig mit kaltem Wasser auftauen. • Absolute Ruhe, Auskühlen verhindern (Goldfolie). • Bei größerer betroffener Personenzahl (sog. Massenanfall von Verletzten, 3 MANV) entsprechende zusätzliche Kräfte und Mittel alarmieren. Benachrichtigen: - Polizei - Rettungsdienst - Ggf. 6-4.5 GIFTNOTRUFZENTRALEN - Größere Anlagen sind meist Störfallbetriebe, dann zusätzlich Staatl. Umweltamt - Besitzer - Hersteller/ Transporteur - Umweltamt - Untere Wasserbehörde - ggf. 6-3.1 TUIS - ___________________ - ___________________ Literaturhinweise: - Bayerisches Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz: Merkblatt Gefährliche Stoffe und Güter - Hommel: Handbuch der Gefährlichen Stoffe - ICE: Emergency Response Intervention Card (ERIC) – Entwurf Stand 01/1998, Blatt 2/24 - Schwedische Feuerwehrschule Landskrona: Lehrfilm - TST Sweden: Verkaufsfilm und Tabellen - vfdb, Ref. 10: Protokoll zur 39. Sitzung in Oberhausen, 04/1999, 41. Sitzung, Münster 03/00. - Warmbier, Jürgen: Rückverflüssigung von Dämpfen, in: UB 6/2000, Huss-Medien, Berlin, 2000 - Warmbier, Jürgen: Einsatzmaßnahmen bei der Freisetzung von Ammoniak - Rekondensation von Ammoniak, in: Lemke, Handbuch Brandschutz, ecomed, Landsberg, 2000 Autor: T. Lembeck / U. Cimolino ----- mit privaten und kommunikativen Grüßen Cimolino | ||||
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