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Thema | Emotionsdebatten oder: Tod eines Fachforums | 60 Beiträge |
Autor | Jose8f M8., Bad Urach / BaWü | 535891 |
Datum | 15.01.2009 20:12 MSG-Nr: [ 535891 ] | 23350 x gelesen |
In letzter Zeit stelle ich bei vielen Debatten einen Effekt fest, den ich sehr kritisch sehe:
Vielerlei Fachfragen dürfen nicht gestellt werden, ohne daß entsprechende Schreiber Vorwürfe über ihre Gefühlkälte in außerordentlich hoher Anzahl erhalten.
Ich möchte dazu noch mal feststellen, das Feuerwehr.de ein Fachforum ist. Fachleute, also Feuerwehrangehörige tauschen in ihrer Fachsprache Informationen aus, die Ihnen helfen sollen besser zu arbeiten.
Natürlich gibt es Anfragen (Siehe mobbing vom heutigen Tage) wo Emotionen gerade auch Thema sind. Auch diesen wollen wir gerecht werden, wenn es eine sinnvollen Zweck verfolgt und überhaupt erst im Sinne der Betroffenen ist.
Für Menschen, die lieber permanent über irgendetwas betrofffen sein möchten gibt es deshalb sowas oder wenn es schlimmer ist auch sowas.
Warum ich ein Problem damit habe?
Es gibt Feuerwehren, weil es Unfälle und resultierendes Elend gibt. Wir sollen als Dienstleister für den Bürger die Auswirkungen so klein wie möglich halten. Das können wir, wenn wir fachlich / taktisch und technisch so gut wie möglich sind. Betroffenheit und Verurteilungen der rationalen Schreiber, die das verstanden haben helfen nicht besser zu werden. Was ist daran so schwer zu verstehen?
An diser Stelle wenden nun bestimmte Befürworter extremen Mitgefühls ein, daß wir uns doch auch um die Opfer kümmern müssen und ihre Problematik berücksichtigen und so weiter.
Kurioserweise sind aber auch diese Schreiber in aller Regel nur Außenstehende, die letztendlich Vermutungen darüber anstellen was dem Opfern gut tun könnte.
Sie wissen es nicht!
Und ist das Anstellen von weitestgehend haltlosen Vermutungen nicht auch verpönt?
Ich kenne z. B. sehr viele Menschen die bei U(nglücksfällen Betroffenheitsäußerungen nicht ausstehen können, aber wollen daß auch andere Menschen etwas aus ihren Unglücksfällen lernen. Dadurch erst ergibt sich für die Leidtragenden ein gewisser Sinn, wenn die Erfahrungen genutzt werden daß anderen nicht dasselbe wiederfährt. Wer wird mit aus dieser Sicht mit absolut unerwünschten Betroffenheitsdebatten diesen Menschen gerecht? Und mit welchem Recht macht man den "nüchternen" Schreiber Vorwürfe, die versuchen dieses Wunsch umzusetzen?
Um die Ebenen, die dieses Problem aus meiner Sicht im Forum inzwischen erreicht hat noch etwas klarer darzustellen muß ich diese Aussagen noch etwas verstärken:
Nachdem ich bei der ersten (und deshalb auch letzten) Kondolenzliste auf die ich mich eingetragen habe später feststellte, daß auf Basis diesen Dokuments später teilweise ermittelt wurde, ob auch alle anderen Kollegen ordnungsgemäß getrauert haben bzw. wer den früher und damit intensiver getrauert hat ist derartiges ein rotes Tuch für mich.
Inzwische habe ich den nachhaltigen Eindruck, daß sich im Forum diverse Betroffenheitsjunkies herumtreiben, die einfach nicht zwischen Datenlage und verbundenem Leid trennen können. Teilweise scheint mir das Ganze auch schon die Ausmaße eines Betroffenheitswetttbewebs anzunehmen, in dem die nüchterner Diskutierenden in letzter Zeit immer heftiger verbal abgestraft werden sollen, denn es zeigt ja den wesentlich besseren eigenen Charakter auf, wenn man so etwas ächtet.
Und moralische Überlegenheit über andere ist nun wirklich nicht unser Geschäft.
Die Schlußsätze: Meine Absicht ist es nicht hier irgendjemand in seinem Erleben und Gefühlsreichtum zu nahe zu treten.
Ich bitte allerdings alle Schreiber mal nachzudenken, wann sie selbiges anwenden.
Denn zu vermuten was einem Opfer gut tut ist letztendlich nur "gut gemeint", was in der Praxis meist das genaue Gegenteil von gut ist.
Ich ersuche deshalb hiermit um Respekt gerade für diejenigen, die sich emotionaler Spekulationen enthalten und das Fachliche voranbringen.
mit freundlichen Grüßen
Jo(sef) Mäschle
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| 15.01.2009 20:12 |
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Jose7f M7., Bad Urach | |