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Rubrik | Techn. Hilfeleistung | zurück | ||
Thema | Materialprobleme bei TH VU - Vorgehensweisen | 18 Beiträge | ||
Autor | Mich8ael8 B.8, Freigericht-Somborn / Hessen | 587801 | ||
Datum | 18.10.2009 14:24 MSG-Nr: [ 587801 ] | 13949 x gelesen | ||
Hallo Forum, ich habe bei Übungen an Pkw neuester Generation einige - aus meiner Sicht wesentliche - Probleme mit dem Materialverhalten der Fahrzeuge festgestellt. Die nachstehend geschilderten Problematiken dürften nach meinen bisherigen Erfahrungswerten herstellerübergreifend sein und mit Blick auf das Einsatzgeschehen bei einer technischen Rettung somit allgemeiner Natur. Die Fahrzeughersteller entwickeln ständig neue Materialien, bzw. Materialkompositionen und entsprechende Formgebungen um im Hinblick auf Senkung von Verbrauchswerten, Fahrzeuge leichter bauen zu können. Oftmals wird dann darauf hingewiesen, das neue Baugruppen oder Bauteile nunmehr erheblich leichter und auch stabiler als Vorgängerversionen gebaut werden können. Die Aussage auf die erhöhte Stabilität ist IMO allerdings nur richtungsbezogen, nämlich auf die Funktion des jeweiligen Bauteils zu sehen. Wenn nun dieses Bauteil im Rahmen einer technischen Rettungsmaßnahme durch die Feuerwehr - abweichend von seiner eigentlichen Funktion - "missbraucht" wird kann es zu erheblichen unliebsamen Überraschungen kommen. 1. Beispiel: Um einen Vorbau nach vorne wegzudrücken wird wie üblich ein Schwelleraufsatz eingesetzt und ein Rettungszylinder angesetzt. Der A-Holm, der bei herkömmlichen Vorgängermodellen die einwirkenden Kräfte des RZ problemlos aufgenommen und weitergegeben hat, reisst nunmehr plötzlich ein, bzw. wenn man höhenmäßig über der unteren Glaskante der Windschutzscheibe ansetzt, sogar ab. Ein weiterer Versuch den RZ an einer neuen, deutlich tiefer gelegenen Stelle des A-Holms anzusetzen gelingt zunächst auch: Der A-Holm hält, der Vorbau kann nach vorne weggedrückt werden. Plötzlich, nach ca. 2 - 3 Minuten gibt der A-Holm schlagartig nach (das Blech ist in Größe der Auflagefläche des RZ glatt abgerissen!), der RZ dübelt sich durch den A-Holm und der Vorbau schnellt schlagartig zurück. Ganz schlecht für den Patienten im Fahrzeug...... Ich bin deshalb der Meinung, das bei Fahrzeugen neuerer Bauart zukünftig Holmauflagen - Funktionsprinzip wie ein Schwelleraufsatz - zur Aufnahme und Verteilung der Kräfte des RZ eingesetzt werden müssen, um die vorstehend beschriebenen negativen Auswirkungen zu vermeiden. Beispiel 2: Gleiches Szenario, Wegdrücken des Vorbaus mittels RZ. Vorbereitend wurde ein senkrechter Schnitt in den Schweller , direkt in den A-Holm, eingebracht um das Abknicken zu ermöglichen. In einer anderen Übung wurde ein 45° Schnitt in den Übergang A-Holm / Schweller eingebracht mit gleichem Ergebnis: Die Bodengruppe biegt sich nicht mehr wie gewohnt durch (Knickachse), sondern reisst und wölbt sich massiv nach oben in den Innenraum. Auch das: Ganz schlecht für den Patienten im Fahrzeug. Es hat sich gezeigt das nur das Einbringen eines waagrechten Schnitts in den A-Holm, direkt über dem Schweller, zu einem akzeptablen Ergebnis führt. Ich bin der Meinung man sollte auf diese Problematik in der Ausbildung zukünftig hinweisen und den waagrechten Schnitt in den A-Holm favorisieren. Beispiel 3: Es sollte eine B-Säule unter dem Dachansatz mittels einer S 360 abgeschnitten werden. Da die Schere genügend Griffweite hat und den B-Holm problemlos umfassen konnte, wurde natürlich zunächst versucht dies auch in einem Zug zu erledigen. In der Folge wurden die Materiallagen des B-Holmes zusammengedrückt, liessen sich aber nicht mehr durchtrennen. Trotz mehrfachen Neuansatzes der Schere war ein Durchschneiden an dieser Stelle nicht mehr möglich. Wenn man die Schneidetechnik ändert und die Schere zweimal ansetzt (erster Schnitt: Scherenspitze in der Mitte der B-Säule angesetzt, eine Hälfte der B-Säule durchgeschnitten, zweiter Schnitt: nachgefasst und zweite Hälfte durchtrennt) funktioniert das Durchtrennen problemlos. Auch hierauf sollte in de Ausbildung hingewiesen werden. Beispiel 4: Die neuen Fahrzeugtüren sind eine Art Sandwich-Konstruktion, bei dem Versuch diese Türen aufzuspreizen lösen sich zwar einzelne Lagen ab, man kann aber die Türen nicht mehr wie gewohnt "am Stück" entfernen. Stattdessen muss man sehr zeitauwändig Lage für Lage "abschälen", wobei der in die Türen eingebaute Seitenaufprallschutz auch noch ein echtes Hindernis darstellt. Der Zeitverlust durch das "Abschälen" der Türen ist enorm. Es hat sich gezeigt das bei Türen dieser Art der Spreizer nur soweit eingesetzt werden sollte um einen Zugang zu den Türbändern und dem Türschloss zu schaffen, um diese dan mit dem Schneidgerät zu durchtrennen um dann die Türe abnehmen zu können. Auch auf diese Vorgehensweise sollte in der Ausbildung zukünftig hingewiesen werden. MkG MB Dieser Beitrag gibt wie immer nur meine ganz private Meinung wieder. Hier bin ich beschäftigt: http://www.proff.me | ||||
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