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2. Feuerwehrfrau
N'abend Hanswerner,
Geschrieben von Hanswerner Kögler
Und genau das ist das Kritikwürdige! Weil man eben Gefahrenabwehr betreibt und so evtl. Opfer nicht gegen evtl. Opfer aufrechnen darf.
Hier konkret: wenn man schon von Spannungsfreiheit ausgeht, muß! man doch wenigstens noch kurzschließen. Dann ist die größte erkennbare Gefahr doch gebannt?
Nochmal für alle: Niemand von uns hatte Lust, in einem Lichtbogen gen Himmel zu fahren.
Aufgerechnet wird schon gar nichts, wenn jemand nicht zu retten ist, stirbt er leider, so traurig das auch sein mag, bevor einer meiner Leute stirbt. Aber wenn er irgendwie noch zu retten ist, ohne dass wir dabei drauf gehen, machen wir das. Wenn Du das nicht machst, dann laß es eben.
Die Lok lag neben den Gleisen im Garten.
Die ersten beiden Doppelstockwagen waren entgleist und lagen / standen mehr oder weniger neben den Resten des Gleisbetts bzw. der zweite teils noch auf dem Gleis, die Wagen drei bis fünf standen noch richtig in den Gleisen.
Die Oberleitung war total runtergerissen und zerfleddert, auf mehreren hundert Meter Länge.
Die Fahrdrähte lagen unmittelbar neben dem Gleisbett im Schotter und vor den Grundstückseinfriedungen, da sind über 60 Menschen einfach mal ohne die Feuerwehr oder sonstwen zu fragen einfach so drüber gegangen und an der Lok tummelten sich Anwohner als Ersthelfer.
Niemand hatte sich einen tödlichen Schlag geholt. Demnach GMV eingesetzt, es ist offensichtlich kein Strom mehr da.
Damit ist das Thema für mich eigentlich erledigt, obwohl Du fachlich natürlich im Recht bist.
Nur das war nicht unser erster Einsatz an und mit der Bahn, wir sind öfter in dem Bereich tätig, Suizide, Lok trifft PKW, Flächenbrände am Bahndamm, Brände von Holzschwellen im Gleisbett, Waggonbrand, Rangierunfall mit entgleisten Güterwaggons haben wir alles durch. Einweisungen der Wehr in die Gleisanlagen und Oberleitungsanlagen im Bahnhofsbereich durch einen Notfallmanager haben wir gemacht, Stellwerksbesichtigung, Leute in der Wehr mit Lehrgang "Brandbekämpfung und Hilfeleistung auf Bahnanlagen" gibt es auch. Einen Fachzug Bahnerden im Landkreis, der bei Stichwort "VU3S" (VU eingeklemmte Person mit Beteiligung Schienenfahrzeug) sofort alarmiert wird, ebenso.
Und ja, auch Führungskräfte, die nach bestem Wissen und Gewissen im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen treffen können.
Und üblicherweise betritt bei uns niemand Gleisanlagen, bevor die IRLS kein Fax der DB-Netzleitstelle hat, in dem bestätigt ist, welche Gleise gesperrt, welche Oberleitungen abgeschaltet, welche ggfs. freigeschaltet und geerdet sind. Das Prozedere haben wir n-fach hinter uns. Wie alle Feuerwehren, die Bahnanrainer sind. Warum hier anders verfahren wurde, haben wir mehrfach dargelegt.
Für die Oberleitungserdung hat sich dann die Bahn viel Zeit gelassen, schrieben wir ja schon. Wirklich putzig war, dass dann doch nicht der erst anvisierte Spezialzug der Bahn auf Schiene zur Unfallstelle kam, sondern das Bahnpersonal irgendwann geerdet hat, aber nicht mit eigenem Material aus z.B. den Fahrzeugen der Notfallmanager, sondern mit dem Material des Fachzuges Bahnerden der FF Lengede, was diese, wenn man sie gelassen hätte, schon ca. eine Stunde früher hätte machen können, so viel mal dazu.
Festgestellt werden musste auch, dass Notfallmanager, die absolut nichts anderes tun, als mit dem Handy Bahninternas zu regeln, der Feuerwehr keine wirkliche Hilfe sind, wir waren schon soweit, einen Polizeibeamten zu schicken, der dem Herrn erklärt, dass er jetzt endlich mal zum Einsatzleiter kommen soll, statt zu telefonieren. Morgens um vier Uhr meinte einer der Notfallmanager (ich habe mindestens drei anwesende NFM gezählt) zu mir, dass die Bahn und die Feuerwehr ja irgendwie aneinander vorbei arbeiten. Ich hatte da wirklich keine Muße mehr, ihm zu erklären, dass es nicht an uns liegt.
Während der Bergungsarbeiten in den Folgetagen haben wir wegen der Arbeiten mit Brennschneidgeräten Brandsicherheitswache geleistet. Damit nicht jedesmal alles neu aufgebaut werden musste, haben wir Schläuche und Verteiler da gelassen, mit der Bitte, dass uns die Bahn informiert, wenn man uns nicht mehr braucht, damit wir das Material abholen können. Heute haben wir, da mittlerweile die Trümmer weg sind und der Gleisbau begonnen hat, nachgefragt, ob noch Brandwachen nötig sind. Antwort: Nein, und ach ja, leider hat man vergessen, uns zu informieren.
Soviel dazu.
Gutes Nächtle dann,
Sven
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