ich zitiere:
Brandschutz und Kontrabass
Hamburger Abendblatt, 13. August 2010,
Eine Glosse von Hans-Juergen Fink
Wer ist der Hauptfeind der guten Kultur? Sinkende Etats, kulturabstinente Politiker, das Unterschichtenfernsehen, monatelanger Sonnenschein, der sonst willige Kulturkonsumenten an die Strände lockt? Halb so wild, das alles kann man irgendwie überleben. Der Kulturkiller Nr. 1 ist - der Brandschutz: hinterhältig, extrem gefährlich, weil bestens legitimiert und zu Recht mit hoher moralischer Reputation versehen.
Meine erste Begegnung mit dem Brandschutz fand in unserem kleinen Schulkino statt, dessen akustisch bedeutsame Eierkartons an der Decke der Brandschutzbeauftragte mit einer milchigen Brandschutzmasse in eine Tropfsteinhöhle verwandelte. Die Restaurierungsarbeiten danach waren fast der Ruin für unser Kulturprojekt.
Richtig interessant als Kulturkiller macht den Brandschutz, dass ihn die Verantwortlichen lange Zeit sehr locker sehen können - und dann urplötzlich sehr eng. So kann man aus Brandschutzgründen fast jeden Kulturraum - Hamburger Museen genauso wie das Herrenhaus Salzau - exakt dann schließen, wenn er sowieso gerade zu viel kostet. Heute braucht jede Bühnenzigarette eine Genehmigung.
Auch Kontrabässe werden bald verboten. Warum? Na klar: Brandschutz! Wie gefährlich Kontrabässe sind, rein brandschutzrechtlich, kam durch einen uralten Musikerwitz heraus: Was ist der Unterschied zwischen Piccoloflöte und Kontrabass? Der Kontrabass brennt länger ...
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