... aber jetzt mal ganz ehrlich: Warum immer gleich alle über Privatisierungen reden ? Bzw.: Private Feuerwehrdienstleister gibt's in Deutschland schon länger. Sogar zum Teil mit eigenen Fahrzeugen. Aber gut, wir wollten ja groß hinaus und uns fragen, wie man auch "größere" Sachen stemmen kann:
=> Was lohnt sich denn im Feuerwehrbereich kommerziell ??? Zunächst mal logischerweise bei den einzelnen Werkfeuerwehren, bzw. bei Betrieben , Flughäfen, etc. Hier ist aber die Frage: Warum geschieht das nicht jetzt schon ? Warum machen Konzerne, Betriebe, etc. das nicht ? Weil man vermutlich auf die Idee gekommen ist, dass das selber wohl günstiger geht. Denn der private Feuerwehrbetreiber muss ja schließlich auch Geld verdienen. Und die Frage am Ende jeden Gespräches ist: Ich habe in meinem Werk/Betrieb, diese und jene Schutzstufe, mit diesem und jenem Personal, Fahrzeugen, Ausrüstungen, etc. Ich zahle dafür pro Jahr xyz-Euro. Kannst du mir den gleichen Schutz für weniger Geld machen ? Neee ? Ja dann las stecken.
Es wird aber im öffentlichen Bereich für kommerzielle Anbieter erst mal das interessant sein wo's viele Einsätze gibt. (Viele Einsätze = viele Abrechnungen = viel Geld) Es werden also vermutlich zunächst einmal die Großstadt(speckgürtel) sein. Insofern sind in meinen Augen auch zunächst mal Großstädte und ihre Randgebite eher geeignet. Diese haben, von einigen Ausnahmen abgesehen, aber in der Regel kein Problem mit Demographie und Personal, da es sich um Zuzugsgebiete handelt. Der Landkreis München ist dafür ein ganz gutes Beispiel. (Wobei es da auch (fast) keine sogenannten Kleinstfeuerwehren (wie TSA/TSF) mehr gibt.) Wiegesagt, auch da bestätigen Ausnahmen die Regel und es gibt auch im LK München Wehren mit Personalnöten, aber mir ist hier der generelle Trend wichtig.
Aber zurück zur Großstadt. Nehmen wir also an eine Großstadt lässt das ganze von einer Firma machen. Dann ist die Großstadt (ökonomisch) nur mal das bereit zu zahlen was sie am Ende eines Jahres in ihre Feuerwehr reinbuttert (von einer möglichen Reduzierung des "Services" sehen wir mal hier noch ab). Die Frage ist also: Kann eine Firma für diesen Verlustbetrag, denn die Stadt jetzt der Firma überweist den Brandschutz (mit allen dazugehörigen Sachen) machen oder nicht.
Denn, und das ist das große Missverständnis an der Debatte: Das flache Land ist nicht interessant. Das ist nur dann interessant, wenn ich mit möglichst wenig Personal möglichst große Flächen mit möglichst vielen Einsätzen abdecke. Für die ich wiederum nur minimalst Personal u. Ausrüstung bereithalte. Was dann wieder Folgen für Eintreffzeit, Verfügbarkeit bei Folgeeinsätzen, etc. hat. Die Orte, wo es tagsüber massiv Probleme mit der Verfügbarkeit von Leuten gibt, sind in aller Regel Landkreise wo generell ein gewisser Bevölkerungsschwund und/oder eine dünne Besiedelung mit vielen kleinen und kleinsten Orten vorherrschen. Da wird dir aber kein privater mit Freude reingehen, denn womit soll der sein Geld verdienen ? Wo keine Betriebe da keine BMA, wo keine Betriebe, da keine Einwohner und wo keine Einwohner, da keine Einsätze. Und wo keine Einsätze, genau da kein Geld. Es sei denn ich mach's mit ner Pauschale, womit wir aber wieder beim vorhin erwähnten Problem von Eintreffzeiten etc. wären. Denkt daran: Der dt. Bürger ist ein Anspruchsmensch. Wenn da was passiert, weil die FW erst nach 30 Minuten da war und dann noch den Ort gesucht hat, weil da noch nie einer vorher war, kommt das extrem blöd und der Bürgerzorn ist in dieser Hinsicht sensibel. Wenn sich der dt. Bürger unsicher fühlt, macht er seltsame Sachen (siehe AKW-Debatte, etc.) .
Ich glaube daher, (nicht alles schlechte kommt aus den USA) dass es eher so kommen wird. Es werden massiv Feuerwehren im großen Stil zusammengelegt, (das mit Sicherheit, weil ein TSA bzw. TSF ohne AS ist halt im 21. Jh. nicht mehr zeitgemäß). Aber die Kommunen werden eher Feuerwehrleute einstellen, die dann, auf gewissen Wachen stationiert, zusammen mit den verfügbaren (wenigen) Ehrenamtlichen tagsüber den Brandschutz sicherstellen und gewisse Einsätze wie Ölspur, Wasserschaden, etc. alleine abarbeiten. Es werden dafür auch mit Sicherheit die Gebühren erhöht werden. (Es soll Gemeinden geben, die verlangen bis heute nix oder viel zu wenig für ihre Feuerwehr. Hier muss ich natürlich als Gemeinde deutlich mehr daran interessiert sein, dass da Geld ins Haus kommt).
Ich bezweifle wiegesagt sehr stark, dass private Feuerwehrdienstleister unter dem Kostenpunkt wirklich günstiger sind, (wobei ich mich auch belehren lasse) falls und hier kommt das falls wir es endlich mal schaffen würden von unserem Kirchturmdenken runterzukommen. Aber hier spielt uns, und ich meine mit uns ausdrücklich die Feuerwehr als ehrenamtliche Organisation auch die schlechte finanzielle Lage der Gemeinden in die Hände. Wir müssen verstehen, weniger manchmal mehr ist. Wir müssen aber auch verstehen, dass das Feuerwehrsystem wie wir es bisher kennen, definitiv so nicht mehr weiter bestehen kann. Das ist aber auch gar nicht so schlecht. Man nennt das, so blöd ich das hier auch schreibe, Fortschritt. Wir sind halt nicht mehr in den 70er/80er Jahren, sondern in den 10er Jahren des 21. Jh. Ich brauche keine 15 Wehren mit insgesamt 300 Aktiven (meist davon nur auf dem Papier) in einer 10000 Einwohnergemeinde (ein bayerisches Beispiel). Eine Wehr mit 50 (wirklich aktiven und gut ausgebildeten) Männern, von denen ich mind. 9 auch tagsüber krieg reicht mir doch. Ich hab doch dank Fortschritt die Ausrüstung, ich kann doch den Wohnungsbrand, auch mit 9 Mann bekämpfen. Naja, und dann hol ich halt noch die Nachbarwehr, und gut ist. Ich brauch auch keine 40 Mann mehr. Das war mal anno 1970 aber nicht 40 Jahre später. Das müssen auch noch viele lernen. Auf die Qualität der Leute kommt es an, nicht darauf ob ich jetzt tagsüber immer 21 Mann zusammenkrieg. Weil wenn davon nur 4 Geräteträger dabei sind, hab ich außer massivem Personalkneul eher wenig davon.
Abschließend 2 Dinge:
1. Macht euch und eure Feuerwehr fit.
2. Keine Prophezeiungen. Was in 10 Jahren ist, weis heut noch niemand. Zukunftsgedanken, immer her damit. Aber nicht wilde Vermutungen. Denn wer hätte vor 10 Jahren die Welt so gesehen wie sie heute ist ? Die Trends und Zukunftsvisionen von damals sind..... richtig: Auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet.
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