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Thema 9/1117 Beiträge
AutorJan 8S., Wallenhorst / 695733
Datum11.09.2011 10:18      MSG-Nr: [ 695733 ]11331 x gelesen

Hallo!

Ja, es gibt wichtigere Themen und manch einer kann nine-eleven nicht mehr hören, aber ich denke, auch an dieser Stelle sollte man das Thema ansprechen.

Anbei ein Text, mit dem ich versucht habe, das Thema aufzuarbeiten. Einen 100%igen Schlußstrich habe ich bis heute nicht schließen können. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn ich Ground Zero noch mal besuche.

Wo wart ihr? Was hat sich für euch persönlich verändert, wenn überhaupt? Oder wird das Thema zu stark aufgebauscht?

Grüße, Jan



Die Frage

Wir kamen gerade aus dem Flashover-Container als ein Kollege sagte, dass da ein Flugzeug in das World Trade Center geflogen ist und so saßen wir in voller Schutzkleidung, PA auf dem Rücken, stinkend und schwitzend in der Unterkunft des THW und sahen die Katastrophe. Wir sahen das Feuer und konnten vor unserem inneren Auge die Kollegen sehen wie sie schwer bepackt Treppe um Treppe nach oben stampften. Wir litten mit. Der Einsturz des ersten Turms war wie ein Schlag in den Magen, so ein Ups, heute ist Zahnarzttermin oder Es gibt Zeugnisse- Gefühl. Als der zweite Turm einstürzte hörten die Gespräche, die alle mit Vielleicht.. begannen auf und wir gafften nur noch den Fernseher an. Stille. Als ich den Fernseher nach weiteren 5 Minuten ausmachen wollte, merkte ich, dass ich die Handschuhe noch anhatte.

Den Abend und die Nacht verbrachte ich im Ausnahmezustand zwischen Internet und CNN. Erste Zahlen bestätigten die eigene logische Schlussfolgerung, dass es nicht viele Überlebende geben kann, wenn 110 Geschosse Beton und Stahl zusammenklappen wie eine nasse Sandburg. Bilder zeigten brennenden Löschfahrzeuge und verzweifelte Feuerwehrleute. Zahnarzt-mit-Wurzelbehandlungsgefühl.

Ja, obwohl es knapp 3000 Opfer gab, lag und liegt mein emotionales Hauptaugenmerk auf den Verlusten des FDNY. In unserem Beruf wird man oft mit dem Tod konfrontiert, irgendwann lernt man das einzuordnen oder eine Distanz zu wahren, damit man nicht am Einsatzalltag zerbricht oder ganz abstumpft. Diese psychische Mauer zerbröselt aber regelmäßig bei Einsätzen mit Kindern und wenn Kollegen betroffen sind es geht einem an die Nieren. Gründlich.

An der Stelle möchte ich nicht in dem Helden- und Nationalethos einstimmen, der danach in den USA aber auch hier stellenweise übergekocht ist. (Ich will ihn aber auch nicht verurteilen, weil das US-Feuerwehrwesen eben so funktioniert. Wir haben in Deutschland ganz andere Macken, über die sich andere bestimmt kringelig lachen.)

Feuerwehrleute sind wahre Meister, wenn es darum geht, über andere Feuerwehrleute zu lästern, sich gegenseitig runterzumachen und generell zu frotzeln was das Zeug hält. FF vs. BF, Wachabteilungen untereinander oder gegen die Führung und umgekehrt alles mit wachsender Begeisterung. Was sie aber auch eint, ist der Ruck und der Zusammenhalt, der durch jeden geht, egal ob bezahlt oder freiwillig, jung oder alt, wenn es um die Wurst geht, wenn sie gebraucht werden, wenn es ernst wird.

Surreale VU-Situationen , staatlich bescheinigte Irre, scheußliche Verletzungen, schlecht gelaunte Kunden, Explosionen, aggressive Alkoholiker, miese Gefahrgüter, Kindstode oder eben auch brennende Hochhäuer all das kann auf uns warten, wenn die Tore aufgehen. Oft und meistens ist es nur Kleinkram, aber ab und zu macht die Feuerwehr den Unterschied zwischen einer Todesanzeige und einem erfüllten Leben danach.

Es ist - ohne Pathos - das Edelste im Menschen was zum Vorschein kommt und sich im Gesicht meiner Kollegen und Kameraden widerspiegelt, wenn der Angriffstrupp sich auf der Anfahrt zum Wohnungsbrand konzentriert ausrüstet, Schere/Spreizer klar gemacht wird oder gar reanimiert wird. Es ist die Entschlossenheit, diesen Unterschied zwischen Leben und Tod eines Unbekannten machen zu wollen. Es ist die Entschlossenheit, sich selber der Frage zu stellen: Kann ich das jetzt wirklich leisten? Es ist insbesondere die grimmige Entschlossenheit, die Frage auch bei wirklich widerlichen Einsätzen mit Scheiß drauf, ich muss dass jetzt machen, kommt ja sonst keiner zu beantworten und durchzuziehen. Das ist das was einen guten Feuerwehrmann mit Biss ausmacht.

Und nur diejenigen, die sich so einer Frage schon mal in dieser oder einer anderen Form gestellt haben (Kann ich noch weiter?; Bä, das ist zu kalt (zu heiß, zu eng, etc.) da soll ich rein? oder eben auch Da oben müssen wir hin?) können wirklich mit denjenigen fühlen, die an dem Septembermorgen vor den Türmen standen, mit Schläuchen und anderen Krempel bepackt und auf das Go zum Aufstieg warteten. Die sich in der Lobby aufhalten mussten, weil die Springer rings herum mit einem satten Fump einschlugen. Die wussten, dass Hochhausbrandbekämpfung bei der Größe des Brandes sinnlos ist und es nur nach darum geht, möglichst viele der 50.000 Leute aus den Türmen zu holen. Und obwohl sie nicht wussten und wissen konnten, ob und wie lange das Gebäude das mitmacht oder ob da noch ein Spinner mit einen Linienjet kommt, sich mit grimmiger Entschlossenheit eine Etage nach der anderen gegen den Strom der Flüchtenden hoch kämpften.

Und die zerstampft, in Teile gerissen, erdrückt, verbrannt, aus dem Gebäude geschleudert oder sonst was wurden. 343 gute Menschen. 343 Brüder, Söhne, Kumpel, Ablöser, Stinkstiefel, gute Geister, Familienväter, Clowns, Heißdüsen, Rotärsche, Ehemänner, alte Säcke, weiße und dunkle Wolken. Ja, auch 10 Jahre danach tut das noch weh.

Gerade weil viele von uns sich selber Tag für Tag den kleinen oder großen Katastrophen stellen müssen und die Frage an sich selbst Schaffe ich das? auf die gleiche ehrenhafte Weise wie die New Yorker Kollegen beantworten, sollten wir der besonderen Entschlossenheit und dem 343mal gedachten F*** it, lets go! unserem besonderen Respekt zollen.

Gut gemacht, Jungs.



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 11.09.2011 10:18 Jan 7S., Wallenhorst
 11.09.2011 10:42 Thom7as 7H., Langgöns
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