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RubrikUnfallverhütung zurück
ThemaFahrsicherheitstraining (was: Schweiz / Kyburg: Hubretter kommt von d)58 Beiträge
AutorStep8han8 R.8, Querfurt/OS / Sachsen-Anhalt721874
Datum16.04.2012 20:54      MSG-Nr: [ 721874 ]9722 x gelesen

Sicherlich ist das immer eine Frage, welche Art von Training man sich aussucht. Bei den gelben Engeln werden ja Trainings vom Frauen- über Vielfahrer bis hin zu Gelände- und eben auch Zielgruppen(Fw/RD/..)-Trainings angeboten. Da sind sicherlich diverse Abweichungen dabei.

Ich habe vor 4 Jahren ein ADAC-Basistraining gemacht und letzten Monat ein Intensivtraining (nicht weil ich ein schlechter Autofahrer wäre, sondern weil mir die Grenzsituationen, die man nunmal im Straßenverkehr nicht machen kann Spass machen). Die Inhalte waren aber -zu meiner Enttäuschung- nahezu dieselben:

Geschrieben von Manuel S.Was ist das Ausbildungsziel?
- Kritische Situationen vermeiden ja, durch
* vorrausschauendes Fahren dieses und
* bestimmte verhaltensweisen das hier
- passive Sicherheit erhöhen (Angurten und so) kam auch bei allen Trainings vor
- Bagatellunfälle reduzieren (hier ein Spiegel, da ein Parkrempler) das eher nicht
- Mit dem Fahrzeug weiter kommen, als man ohne Training kommen würde (z.B. im Gelände) Gelände ist z.B. ein Extrakurs
- Zu erkennen, dass die Grenzen der Physik näher liegen, als man meint. ja, oder eben weiter weg. Erklärung folgt.


Die Dinger heißen "Fahrsicherheitstrainings" und nicht "Profimäßig-auf-der-letzten-Rille-Fahrzeugbeherrschtrainings". Und zur Fahrsicherheit gehört in allererster Linie Prävention. Das ist das, was die Jungs (und Mädels) einem dort versuchen beizubringen. Und dazu werden bei jedem (ADAC)Training zuerst Sitze richtig eingestellt [1], die Hände auf 3 und 9 ans Lenkrad genommen, und gezeigt, wie man sich richtig anschnallt [2]. Als nächstes kommt die Blickführung und das Hütchenexperiment [3].
Und es wird gezeigt und immerwieder erklärt, was Geschwindigkeit ist, nämlich Weg pro Zeit. Ein Anhalteweg wird nicht durch den Bremsvorgang wesentlich länger, sondern durch die Reaktionszeit, in der man ungebremst die höhere Geschwindigkeit weiterrollt. An der (Reaktions)zeit kann man nur und ausschließlich durch konzentriertes Fahren drehen kann (Stichwort Handy, Radio,...).

Das war bis jetzt weitestgehend Theorie und im Endeffekt kann man sich das alles auch selber denken, aber bei uns ist Autofahren so selbstverständlich, dass man, wenn man es dort einmal vorgemacht bekommt, wahrlich erstaunt ist, also das eigentlich banale ins Gewissen geschärft bekommt.
Ein Beispiel: Die Autos aller Teilnehmer wurden in einer "Parkschlange" aufgestellt, Reaktionsweg+Bremsweg bei 30 km/h: 2 Autos
bei 70 km/h (also Innerortsgeschwindigkeit): 7 Autolängen, nach dem 4. oder 5. hat er erst das Bremsen begonnen.

Zur versprochenen Erklärung zur Fahrphysik:
Gut ich glaube im Intensivtraining wurden ebendiese physikalischen Grenzen wesentlich intensiver erklärt, als im Basistraining (also sollte man sich hier schon bewusst sein, zu welcher Zielgruppe man gehören will). Vor den praktischen Übungen immer die Frage "was meint ihr was passiert wenn ... (ihr auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen bremst/lenkt/lenkt+bremst/ usw.)
Dann jeden einfach mal machen lassen, dann wieder zusammenkommen und auswerten, dann die Erklärung (die nicht immer fest oder eine Faustformel war, oft kam auch, das hängt vom Auto/den Reifen ab, aber man lernt halt sein Auto auch kennen). Dann wurde die Übung nochmal mit neuen Erkenntnissen gefahren. Meistens hats funktioniert. Aber die Moral jeder Übung ist, dass man zwar beim Ausbrechen in der rutschigen Kurve bremsen und lenken kann, aber am besten einfach garnicht so schnell reingefahren wäre.

Das Highlight natürlich "die Platte" (das Auto wird auf der Hinterachse zum ausbrechen gebracht). Hier war das Fazit, welches ich mit nach Hause genommen habe: Man kann sein Auto auffangen, aber nicht durch Schumi-Skills, sondern lediglich durch Blickführung und richtiges Sitzen+Lenkradfesthalten, was eine schnellere Reaktion ermöglicht. Hätte ich es nicht selbst erlebt, ich würde es auch nicht glauben.

Btw. habe ich noch vor 2 Jahren ein Fahrsicherheitstraining von Mercedes Nutzfahrzeuge gemacht. Hier gabs auch Sitzen, Gucken, Bremsen, Ausweichen. Und zusätzlich Spritsparen. Hier war es Wahnsinn zu erleben, wieviel die Technik in Sprinter und Co. wettmacht.

Zusammenfassend:
Es geht bei einem Fahrsicherheitstraining nicht darum eine vorprogrammierte Situation noch ins Gegenteil zu retten, es geht darum den Blick zu schärfen, was für viele kleine Dinge man tun kann um nicht in diese Situation zu kommen. Die praktischen Übungen dienen allenfalls dazu die Grenzsituation noch zu retten, aber diese Grenze ist sehr schmal. Bei allen praktischen Übungen weiß man immer was gleich passiert. Wenn es im wahren Leben plötzlich kommt, wird jeder Mensch dieser Welt IMMER intuitiv handeln. Jetzt bin ich nicht Psychologe genug um zu wissen, ob man ein paarmal gezielt durchlebte Situationen dann auch so meistert, in einigen Fällen wirds schon passieren, aber wie gesagt, die Fahrsicherheit ist bevor die kritische Situation eintritt.

Und auch wenn die Fw bevorzugt mit LKW's durch die Landen fährt, so ändert sich meines Erachtens nichts an den Sicherheitsaspekten.

In diesem Sinne
Schöne Grüße SR



Und wen es noch interessiert, hier ein paar weitergereichte präventive Sicherheitstipps:

[1] Richtige Sitzeinstellung:
1. Sitz soweit vor Fahren, dass man bei getretener Kupplung und Bremse (gern auch etwas stärker) immernoch angewinkelte Beine hat
2. Die Lehne so steil stellen, dass man sich beim Abstützen auf Bremse und Kupplung mit den Beinen (Vollbremsung) nicht an der Sitzlehne entlang nach oben schiebt
3. Das Lenkrad soweit herausziehen, dass die Handballen mit Rücken an der Lehne oben aufliegen
4. Kopfstütze Oberkante schließt mit Kopf ab

[2] Richtiges Anschnallen:
Im Falle eines Unfalls wird man mit großer Kraft nach vorn geschoben und alle Luft eines zu lockeren Gurtes (z.B. auch durch die Jacke verursacht) bringt den Fahrer näher an Airbag/Lenkrad/Windschutzscheibe, also Gurt möglichst immer direkt am Körper haben.

[3] das Hütchenexperiment:
Man stelle sich einen kleinen Kegel 5m vor die Füße und schaue ihn an. Kann man den Horizont sehen? Nun gen Horizont schauen. Kann man das Hütchen sehen? Dasselbe gilt beim Autofahren.

So, jetzt habe ich mein relativ frisches Wissen noch unter die Leute gebracht ;)



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