Hallo Lars!
Geschrieben von Lars T.Vielleicht kann sich der Forumsbauer ja mal äußern...
Trebon ist ein langjährig bewährtes Mittel zur Insektizidbehandlung im Raps, z.B. gegen den Rapsglanzkäfer. Carax ist ein Präparat, dass als systemisches Fungizid im Raps zugelassen ist und im Frühjahr gegen Wurzelhals- und Stengelfäule eingesetzt wird. Die beiden Produkte sind kombinierbar und der gemeinsame Einsatz ist eher Normalfall als Ausnahme. Hätte jeder staatliche Pflanzenbauberater so auch beraten können, wenn entsprechende Schadschwellen im Bestand überschritten sind.
Die Produkte werden nicht mit dem Flugzeug ausgebracht sondern mit dem Traktor. Agrarflieger gab es in DDR teilweise. Heute wird auf großen Schlägen im Osten teilweise mit Hubschraubern gearbeitet. Da das aber sehr teuer ist beschränkt man den Einsatz im Raps in der Regel auf die Blütenbehandlung, wenn der Raps sehr hoch ist und mit Traktoren nicht mehr eingefahren werden kann.
Als Technik werden Anbauspritzen, Aufbauspritzen, Anhängespritzen oder Selbstfahrspritzen eingesetzt.
Das Bedienpersonal muss sachkundig sein. Sachkunde wird z.B. durch den Abschluss einer landwirtschaftlichen Ausbildung, eines Agrarstudiums o.ä. erworben. In meinem Studium z.B. musste neben vier Semester Pflanzenbau und zwei Semestern Bodenkunde die Wahlfächer Pflanzenschutz (2 Semester), Handelsdünger (2 Semester) und Pflanzenkrankheiten (2 Semester) erfolgreich belegt werden um als Sachkundiger zu gelten. Fehlende Sachkunde ist Cross-Compliance-relevant, heißt große Teile (deutlich über 50%) des Unternehmergewinns können gestrichen werden, wenn fehlende Sachkunde nachgewiesen wird.
Das eingesetzte Gerät muss jährlich von einer anerkannten Überwachungsstelle ("Spritzen-TÜV") geprüft werden. Unter anderem geht es dabei um Abdrift des Präparats auf andere Flächen. Es gelten auch Abstandsregeln zu Nachbargrundstücken und Fließgewässern - wie oben alles Cross-Compliance-relevant.
Geschrieben von Gerrit L.n
Der Grund für die starke Belastung war eine falsche oder gar keine Dosierung (unverdünnte Anwendung) der eingesetzten Mittel
Dass die Mittel pur eingesetzt wurden ist schwerlich denkbar. Außer der Bauer fährt gerne mit einer Spritze voll Pflanzenschutzmittel im Gegenwert einer S-Klasse durch die Lande. Gängige Verdünnungen sind z.B. 0,7L Carax in 400L Wasser auf 10.000m². Also ein Pilsglas Präparat sauber verteilt auf einen Fußballplatz.
Sollte also ein Bauer auf die Idee kommen das Zeug in Reinform einzusetzen (wie einer hier vermutet hat) bräuchte er für eine Füllung dieses Geräts 600 5L-Kanister und dürfte damit durchaus zu den größten Abnehmern der BASF in Deutschland gehören. Immerhin könnte er damit gute 4000 Hektar Raps behandeln. Nicht nur, dass nach einer solchen Behandlung sicher kein Raps mehr wächst, wir reden hier über knapp 100.000 Euro pro Tankfüllung.
Geschrieben von Lars T.Fakt scheint zu sein, daß die Kombination zwei Pflanzenschutzmittel dazu geführt hat, daß es den Schafen und später auch dem Bio-Landwirt
Fakt scheint zu sein, dass der Biolandwirt dieser Auffassung ist. Die zwei Lämmer, die ich beim Googlen auf einem Foto gesehen habe sahen mir nach einer Todgeburt aus. Zwillinge, Landwirt vielleicht bei der Geburt nicht dabei, irgendeine Geburtskomplikation - das passiert immer wieder, dass man eine Todgeburt hat. Außer blöd gelaufen kann es auch andere Ursachen haben: Virusinfektionen oder Krankheiten, Stress, oder was gerade bei Biobetrieben immer wieder ein Problem ist: Pilzsporen im Futter oder im Einstreu. Denn Biobetriebe behandeln ihre Pflanzen nicht gegen Pilzerkrankungen, deshalb stellen Pilzsporen im Stroheinstreu eine große Gefahr dar. Oder Mutterkorn im Futter - Mutterkorn ist übrigens eine "altbewährte" Abtreibungspille seit dem 17. Jahrhundert.
Böser konventioneller Bauer vergiftet Biobauer mit Gift - das ist natürlich eine geile Schlagzeile, die sich kein Schreiber entgehen lassen kann. Was mich verwundert ist, dass nach 10 Tagen immer noch keine Ergebnisse der Untersuchung vorliegen. Bis zum Beweis des Gegenteils gehe ich deshalb von einer fachgerechten Anwendung aus. Die Krankheitsbilder der PVB und des Biolandwirts lassen sich psychologisch erklären. Fälle von spontaner Massenerkrankungen wurden hier auch schon diskutiert. Z.B. als ausgerechnet kerngesunde Schüler massenweise zusammenbrachen, nur weil sie in einem ICE im Sommer mal für eine Stunde Temperaturen von >30°C ausgesetzt waren, die Omas im selben Abteil aber beschwerdefrei blieben.
Wenn es Berichte über den Ausgang der Geschichte gibt wäre ich sehr interessiert. Scheinbar hat das mediale Interesse nachgelassen, nachdem man dem bösen Bauern nichts in die Schuhe schieben konnte.
Gruß,
Markus
Aus meiner Sicht könnte es dem Einen oder Anderen nicht schaden dass man ihm sagt dass er schlicht und einfach dumm ist, statt ihn bloß nicht auszugrenzen.
J. Mäschle, Forums-Philosoph
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