Geschrieben von Udo B.Heldendiskussion Geschrieben von Udo B.Das ist nicht die Frage, sorry. Nein, die Frage ist, mit welcher Intensität man nun das Thema Einsatzstellenhygiene betreiben will, und mit welcher es noch eine Chance hat, in der Fläche sinnvoll Verbreitung zu finden. Denn Stand heute fahren wohl die meisten AGT nach dem Innenangriff in ihren kompletten Klamotten im Mannschaftsraum zurück zum GH, längst nicht überall ist eine regelmäßige Reinigung der PSA Standard, sondern maximal eine anlassbezogene, wobei der Anlass gerne lautet: Jetzt muss man aber wg. Optik und/oder Geruch wirklich mal.
Und was macht der Deutsche, wenn er eine Fehlentwicklung feststellt? I.d.R. schafft er es nicht, mal mit einfachen Kurskorrekturen anzufangen, sondern gleich mal das Steuer komplett zu verreißen, i.d.R. in Richtung der nächsten Wand. Das Gifttaschentuch in der Jackentasche, der mörderische Kugelschreiber, weltfremdes aufgabenbezogenes Bestücken der Jackentaschen vor dem Einsatz, und eine lustige Sammlung von Abkürzungen der Stoffe, die uns alle töten werden. Witzigerweise kommt das Argument der Heldendiskussion genau gegenüber demjenigen, der hier mit 12 Links und extra Fotos in einem Beitrag gezeigt hat, dass in seiner Wehr der eigentlichen Thematik schon sehr intensiv begegnet wird.
Warum stehen Hygieneboards, Wechselkleidung etc. eigentlich noch in keiner Norm (oder hab ich da was verpasst)? Warum nicht mal eine entsprechende Veröffentlichung von Unfallkassen oder Ministerien, die a) ohne großartige Fremdwörter auskommt und b) auf den Blödsinn mit standortbezogener Gefährdungsbeurteilung verzichtet, sondern ganz klar allen sagt was vorzuhalten ist, weil der Dreck überall gleich ist? Das wären mal Baustellen. Dann hat man in kurzer Zeit eine größere Verbreitung von Wechselkleidung und Waschmöglichkeiten, die man mit hundert Doktorarbeiten nicht erreichen wird. Und solche Fragen, wie die im Startbeitrag dieses Themas, würden weniger.
Aber kleine Schritte, erfolgsversprechende Überzeugungsarbeit, pragmatische Lösungen, mitunter habe ich den Eindruck, gerade im Bereich Arbeitssicherheit kann man das irgendwie nicht. Auf die Feststellung, dass in Jackentaschen diverse Sachen mitgeführt werden, könnte man vielleicht ganz einfach antworten, dass man dann eben die Jackentaschen vor dem Waschen mal leert. Das versteht und befolgt ein Feuerwehrmann dann auch eher, als Ratschläge, vor dem Einsatz, spätestens im Fahrzeug zu überlegen was genau man in der natürlich lehrbuchmäßig 100%ig vorhersehbaren späteren Aufgabe an Kleinkram überhaupt braucht. Denn das gab früher bei Mutti schon Ärger, wenn beim Waschen noch was in den Taschen war.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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