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RubrikTechn. Hilfeleistung zurück
Thema Update Türöffnung    # 12 Beiträge
AutorJose8f M8., Dillingen / Saar / Saarland841436
Datum26.07.2018 19:58      MSG-Nr: [ 841436 ]10467 x gelesen

Hallo Zusammen!

Zugegebenermaßen bin ich hier nur noch sehr wenig aktiv, da einerseits mein Spezialthema Türöffnung eher selten zur Sprache kommt und es andererseits auch recht schwierig ist es zu diskutieren ohne Einbrecherwissen in die Öffentlichkeit zu bringen.

Trotzdem gibt es eine paar Entwicklungen, die sich recht gefahrlos diskutieren lassen, dem einen oder anderen aber vielleicht auch einen sinnvollen Denkanstoß geben können.

Das Zeitfenster

Eine zeitkritische Türöffnung durch die Feuerwehr darf im Regelfall nicht länger als zwei bis drei Minuten dauern. Alle Öffnungstechniken und Öffnungswerkzeuge, die schon von vorne herein wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen oder meist gar nicht funktionieren (Das klassische Aufbohren eines Schließzylinders sei hier genannt) sind nicht für die Feuerwehr geeignet, da die Feuerwehr im originären Tätigkeitsfeld nur Notfalltüröffnungen vornehmen darf und alles andere Aufträge für den Schlüsseldienst sind.

Das Personal

Es gibt im Feuerwehrbereich immer einige Tätigkeiten, die sehr hohen Ausbildungsaufwand erfordern und deshalb nur von einer kleinen Gruppe spezialisierter FA, die das dann aber auch richtig gut können, durchgeführt werden sollten. Türöffnung gehört aus meiner Sicht dazu, da neben handwerklicher Grundbegabung, technischem Verständnis und der Fähigkeit, unter Stress zu arbeiten auch etwa drei volle Tage für eine gute Grundausbildung und mindestens zwei, besser vier Übungstermine im Jahr für Wissenskonservierung und Fortbildung erforderlich sind. Darüber hinaus sollten die damit befassten Feuerwehrangehörigen auch schon ein paar Jahre im Einsatzdienst aktiv gewesen sein, damit sie damit umgehen können, häufiger auch mal unschöne Szenen hinter der Tür zu finden.

Manipulative Werkzeuge und Techniken

Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Werkzeugen, mit denen es möglich sein soll, sowohl ins Schloss gefallene wie auch gesperrte Türen zu öffnen.

Hier empfehle ich, mehrere Aspekte beim jeweiligen Öffnungskonzept zu bedenken: Das wichtigste Auswahlkriterium für eine Öffnungswerkzeug ist für mich immer die zwei-Stunden-Regel: Wenn ich einem FA den Gebrauch eines Werkzeuges innerhalb von zwei Stunden nicht so sicher vermitteln kann, dass er es mehrmals erfolgreich anwenden kann, dann ist es für Feuerwehranwendungen einfach ungeeignet. Damit scheiden praktisch alle Varianten von klassischem Lockpicking und Elektropicking sowie Schlagschlüssel für Feuerwehranwendungen aus.

Darüber hinaus sollte das Werkzeug eine hinreichend hohe Erfolgsquote bei passenden Rahmenbedingungen haben: Wenn die Öffnungstechnik unter den vorgefundenen Bedingungen theoretisch erfolgreich anzuwenden ist, dann muss die Tür sich damit auch in mindestens 90% der Fälle erfolgreiche anwenden lassen: Wenn mehr als eine Tür von 10 sich nicht öffnen lässt, dann stimmt etwas nicht: Entweder das Werkzeug taugt nicht oder der Anwender ist nachzuschulen.

Ziehen und Fräsen

Das in den 80er Jahren entwickelte klassische Ziehen, bei dem der in die Tür eingebaute Profilzylinder mittig durchgerissen wird, entfernt werden kann und sich so die Möglichkeit bietet, dass in der Tür verbliebene Schloss aufzusperren sollte keinesfalls mehr angewendet werden: Klassisches Ziehen am Getriebeschloss einer Mehrfachverriegelung führen üblicherweise zur Zerstörung des Schlosses und damit der gesamten Tür. Aber auch an Standardschlössern werden beim klassischen Ziehen häufig die Seitenbleche des Schlosses verbogen, das Schloss wird dann meist nicht gleich, sondern einigen Tage oder Wochen später unbrauchbar. Zuletzt in dieser Kategorie tasten ziehgeschützte Schlösser über einen Hebel ab, dass der Schließzylinder noch im Schloss steckt. Wird an einem solchen Schloss der Schließzylinder klassisch gezogen, dann kippt der Abtasthebel und das Schloss geht in die kaum mehr zu öffnende Sicherheitsverriegelung.

Deshalb ist das Kernziehen die einzige Ziehtechnik, die noch angewendet werden sollte: Da die Kernziehplatte sich direkt auf dem Schließzylinder als Widerlager abstützt, entstehen keine Schäden am Schloss. Tipp: Vorschneiden mit gelb, einreihige Zylinderkerne mit grün und zwei- und ggf. noch dreireihige Kerne mit rot ziehen.

Noch ein Tipp: WD 40 eignet sich durchaus als Schneidöl, ist aber nicht besonders gut zur dauerhaften Schmierung geeignet, da es in D überwiegend aus schnell verdampfenden Petrolether besteht. Kugellager und Spindel der Glocke deshalb besser mit langlebigen Waffenölen wie Gunnex und Ballistol pflegen.

Meine persönlichen Beobachtungen ergeben zwei 50 / 50 Quoten:

· 50% der eingebauten Schließzylinder im städtischen Bereich sind üblicherweise inzwischen Bohrmuldenschließzylinder, dieser Anteil wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich vergrößern.

· Trotz sehr viel üben und experimentieren (bei mir selbst etwa an die hundert Bohrmuldenzylinder verschiedener Hersteller und Qualitäten) liegt meine Erfolgsquote beim Kernziehen von Bohrmuldenzylindern in Haustürqualität bei etwa 50%. Deshalb fräse ich Bohrmuldenschließzylinder nur noch - zumindest wenn ich sie aufbekommen möchte.

Mittels Fräsen haben meine Ausbilderkollegen und ich bisher noch jeden mechanischen Schließzylinder aufbekommen. Einige wenige haben wir zwar erst im zweiten Versuch geschafft, aber wenn Ihr Euch im Bereich Türöffnung zukunftssicher aufstellen wollt, dann solltet Ihr Euch auf Fräsen umstellen. Ein Akkutrennschleifer zum Überwinden des Kernziehschutzes sollte dann übrigens auch noch gleich in das Öffnungswerkzeug.

Auch hier noch ein Tipp: Verwendet beschichtete 6mm-Frässtifte für die Fräse und Millimeterscheiben für den Trennschleifer.

Aufbrechen

Kelly, Halligan etc sind in Verbindung mit einem gutem Schlagwerkzeug und eine paar Keilen durchaus eine sehr effiziente Ausstattung für Standardhaustüren.

Einbruchhemmende Türen sind aber je nach Widerstandsklasse dazu ausgelegt, bis zu 1500 DaN statischem Druck schadlos zu widerstehen und dann noch je nach Klasse einem Einbruchsversuch mit umfassendem Werkzeugsatz bis zu 20 Minuten Stand zu halten. Die Prüfer, die diese Einbruchsversuche durchführen, machen seit Jahren nichts anderes: Was meint Ihr wie lange Ihr dann mit vergleichbaren Mitteln brauchen würdet, eine hochgesicherte Tür aufzubrechen?

Richtig: Zu lange.

Deshalb zeichnet es sich mehr und mehr ab, dass Feuerwehren, die mehr als zwei Türöffnungen im Monat fahren, auf jedem Fall ein zusätzliches leistungsfähiges Öffnungswerkzeug wie zum Beispiel einen hydraulischen Türöffner in der Ausstattung haben sollten.

Neben klassischen hydraulischen Türaufbrechern wie dem Rabbit Tool gibt es inzwischen auch einige akkugetriebene Varianten. Bei der Anschaffung würde ich aber sorgfältig auswählen: Wenn das Werkzeug sicher eine Tür aufbrechen können soll, die 1500 DaN unbeschadet übersteht, dann sollte das Werkzeug mindestens die dreifache Kraft, also mindesten 4500 Dan, zur Türöffnung mit hoher Wahrscheinlichkeit aufbringen können.

Gruß aus dem Saarland

Jo

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 26.07.2018 19:58 Jose7f M7., Dillingen / Saar  
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