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Thema | Löschflugzeuge #
| 311 Beiträge |
Autor | Jürg8en 8M., Weinstadt / Baden-Württemberg | 841546 |
Datum | 29.07.2018 11:52 MSG-Nr: [ 841546 ] | 20069 x gelesen |
Infos: | 22.05.19 FW-Forum: Zivilschutzhubschrauber 24.07.18 FW-Forum: Akuelle Löschflugzeuge
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Persönliche Schutzausrüstung
Deutscher Feuerwehrverband e.V.
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Tanklöschfahrzeug
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Persönliche Schutzausrüstung
Tanklöschfahrzeug
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1. Europäische Norm
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Tanklöschfahrzeug
hallo,
dazu zitiere ich jetzt einfach mal Jan:
Löschflugzeuge
...scheint das beherrschende Schlagwort zu sein, wenn es um die Nachbereitung dieser Waldbrandsaison in Europa geht. Es ist die Stunde der Experten aus Politik, Verbänden, Forschung und wer sich sonst noch einen Namen durch eine Schlagzeile im Fernsehen oder einer überregionalen Zeitung machen möchte. Ja, bei mir bzw. dem gelben Verein haben sie auch angerufen und wir haben versucht, fundierte Statements abzugeben. Diese versuche hier mal als Teil der Diskussion und aus Sicht des abwehrenden Brandschutzes (also nicht der Prävention und der Früherkennung, ganz andere, genauso wichtige Themen) zusammenzufassen und mit den passenden Prioritäten zu versehen.
1. Ausbildung
Feuerwehrleute sind Meister des Improvisierens. Aber um Improvisieren zu können, muss ich die Grundlagen beherrschen, und die werden - soweit mir bekannt - in den deutschen Feuerwehren in Sachen Waldbrand nirgendswo gelehrt. Ja, es gibt viele anderen Themenbereiche, die Feuerwehr abdecken muss, aber sollten wir uns nicht langsam fragen, ob dieser Themenbereich nicht deutlich - weil gar nicht - in der Ausbildung unterrepräsentiert ist. Die vereinzelten Tagesseminare sind zwar ganz nett, aber nicht die Lösung. Wir brauchen
- auf Truppebene: Grundlagen der Waldbrandbekämpfung (Definitionen, Gefahren, PSA, grundlegende Techniken)
- auf Gruppenführerebene: zusätzlich Sicherheitsregeln, TLF-Taktiken, Einsatz von Löschmannschaften
- auf Zugführerebene: zusätzlich Erkundung / Einsatzplanung anhand von Karten, Einsatztaktik Fahrzeuge/Mannschaft/Abwürfe, einfache taktische Waldbrandprognose
- auf Verbandsführerebene: Führen bei Großwaldbränden, Einbindung von Spezialkräften, Anlegen/Verteidigen von Schneisen
2. Personal
Hier haben DFV und LFV einfach recht: Die Feuerwehren in Deutschland sind ein flächendeckendes Netz, welches Waldbrände früh und massiv angreifen kann. Dazu kommt, dass wir fast unerschöpfliche Reserven für die überörtliche Hilfe haben. Es ist daher wichtig, den lokalen Entscheidungsträgern deutlich zu vermitteln, dass die örtliche Feuerwehr nicht nur für den lokalen Zimmerbrand äußerst wichtig ist, sondern auch für den Katastrophenschutz. Und es wäre auch wichtig, gerade jetzt die ganzen aufgeregten Löschflugzeugforderer darauf hinzuweisen, dass für Deutschland die tausendfach Frage Chef, ich muss zur Feuerwehr - kann ich weg? viel wichtiger ist als Wieviel Löschflugzeuge brauchen wir?. Oder andersrum: Wenn wir kein Personal für einen Erstschlag oder überörtliche Kontigente mehr haben, dann werden uns auch keine 10 Löschflugzeuge helfen können...
3. Waldbrände sind (oft) Katastrophen.
In Deutschland ist der Katastrophenschutz Aufgabe der Länder und der Kreise/kreisfreien Städte. Der Bund unterstützt hier nur. Wenn man sich aber die Beschaffungen und Planungen der letzten Jahre ansieht, scheint es als ob das Szenario Waldbrand auf Landes- oder Bundesebene kaum noch interessiert bzw. es auf der kommunalen Ebene abgeladen wird. Das müsste sich ändern, z.B. indem
- es in der Saison nicht dem Zufall überlassen wird, ob Hubschrauber des Bundes zur Verfügung stehen. Es müsste bei den entsprechenden Warnstufen eine Flugbereitschaft Waldbrand geben, die nur für diesen Zweck abrufbar ist. Und warum kann der NH 90 kein Wasser abwerfen?
- Bundes- und/oder Landeseigene Waldbrand-TLF beschafft werden. Kommunale TLF haben fast immer eine Mehrfachnutzung auch für andere Bereiche, was wiederum die Verwendbarkeit für Waldbränden einschränkt. Reine Waldbrand-TLF ähnlich den Fahrzeugen der Franzosen sollten flächendeckend - auch in Nicht-Waldbrandgebieten - verteilt werden, damit diese bei Großwaldbränden zusammengezogen werden können. (Wenn man diese TLF nur in den Waldbrandgebieten verteilt, können die bei entsprechenden Lagen nicht weg...)
- es für die Führung bei Waldbränden bundeseinheitliche Standards gibt: Welche Funktionen müssen in einer TEL besetzt sein, wie ist die Einsatzstelle zu gliedern, gleiche Nomenklatur etc etc.
4. Spezialisten
Auch für den Waldbrand brauchen wir Spezialisten oder Spezialeinheiten. Keine Smokejumper, aber:
Löschmannschaften, die insbesondere bei Nachlöscharbeiten die TLF-Truppen auslösen können, gerne in Verbindung mit hü Einheiten zur Löschwasserversorgung über lange Wegstrecken. Auch können Löschmannschaften in schwierigem Gelände eingesetzt werden. Ausrüstung: Zweckentsprechende PSA, Waldbrand-Handwerkszeuge und Rückenspritzen.
Fachberater zur Führungsunterstützung. Sie sollten mittels taktischer Waldbrandprognose das Brandverhalten vorhersagen, als Luftbeobachter den Einsatzleiter bei der Ordnung des Raumes und der Schwerpunktbildung unterstützen und Vorschläge für besondere Einatzmittel und -taktiken machen können.
Vorfeuerer.
Das Vorfeuer ist -im Gegensatz zum Gegenfeuer- ein einfaches und sicheres Einsatzmittel, gerade zB. für munitionsbelastete Bereiche. Der Ausbildungs- und Ausrüstungsaufwand ist relativ gering.
(BTW: Diese drei Punkte könnte @fire dem Einsatzleiter heute schon bieten.....)
Kartographietrupps. Waldbrände sind vor allem eins im Vergleich zu Gebäudebränden: Unübersichtlich. Von daher ist eine Lagekarte, die die aktuelle Brandausbreitung, den kontrollierten und unkontrollierten Teilen des Feuersaums und eine Prognose aufgrund er beobachteten Laufgeschwindigkeiten DAS Werkzeug für den Einsatzleiter - alles andere ist raten. Ob diese Karten nun vom Hubschrauber, Drohne oder Satellit erstellt wird ist sekundär, aber sie muss schnell verfügbar sein.
http://cdfdata.fire.ca.gov/incidents/incidents_details_maps?incident_id=1922
4. Technik
Ja, Technik kommt erst an Platz 4. Ich will jetzt nicht das übliche Gezeter anstimmen, dass die TLF 8W durch mobile Löschhochhäuser oder irgendwas ersetzt werden, was möglichst wenig mit einer Norm zu tun hat. Das wird im förderalen System niemand verhindern können. Und natürlich lassen sich in einem zentral gesteuerten System Veränderungen leichter durchsetzen, aber über folgende Punkte lohnt es sich nachzudenken:
Bei einer großflächigen Gefahrenlage (wie jetzt) macht es keinen Sinn, die Tanklöschfahrzeuge einer gefährdeten Region zusammenzufassen und zu einem Großbrand in einer anderen gefährdeten Region zu entsenden (wo es dann meistens eher Nachlöscharbeiten sind). Es würde doch viel mehr Sinn machen, Fahrzeuge aus Großstädten oder weniger gefährdeten Regionen zusammenzuziehen und zu entsenden (sofern die Ausbildung standardisiert ist). Dazu müssten dann aber auch die Fahrzeuge dieser Regionen entsprechend aussehen, obwohl sie es am eigenen Standort nicht unbedingt benötigen:
- Geländegängig
- Pump&Roll, Dachschnellangriff oder Frontmonitor oder C-Leitung zur vorderen Stoßstange
- Sprühdüsen zum Unterbodenschutz
- Waldbrandhandwerkszeuge
Da der kommunale Kämmerer natürlich sagen wird: He, das ist doch nicht unser Problem würde es sich vermutlich lohnen, über Zuschüsse oder eine Normänderung gedanken zu machen.
Und, fast genauso wichtig: Anpassung der persönlichen Schutzausrüstung.
So wichtig Schutzanzüge nach EN 469 auch sind - einlagige Schutzkleidung ist für die Wald- und Flächenbrandbekämpfung unerläßlich. Es muss eben beides vorgehalten werden! Und für die Feuerwehrbereitschaften auch Waldbrand-Partikelfilter, CO-Warner, ggf. leichte Helme, Schutzbrillen und Backpacks.
5. Löschflugzeuge
Ja endlich. Wenn wir die Punkte 1-4 erfüllt haben, dann und ERST DANN können wir uns darüber unterhalten, ob bundeseigene Löschflugzeuge sinnig sind oder die besser auf europäischer Ebene angesiedelt werden sollten. Und zwar möglichst so, dass die Länder, die sie häufig brauchen, auch am meisten dazu beitragen.
Hier sei noch angemerkt, dass Löschwasserabwürfe in Deutschland zu einem absolut überweigenden Teil für Nachlöscharbeiten durchgeführt werden - ein Angriff auf einen aktiven Feuersaum ist die absolute Ausnahme. Das liegt eben auch daran, das wir (noch) die Feuer mit TLF zuparken können.
Und besorgt der Bundeswehr / Bundespolizei mal bitte ein paar Longlines:
https://scontent.fbre2-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-9/36875894_1974758319255417_7606313452591644672_o.jpg?_nc_cat=0&_nc_eui2=AeFoY5rMeC4Cmk4v9ORTFSdZDC4N5qxtSDcs7Ar_eNSSodaTQDwhQjPCDAB1WrnaYjt3LiKSuAZ22n848BLGAtf7KWFhI7vXlMtGq1SH7wNsEg&oh=b073c2f311a1b5261f98ac8045104aa7&oe=5C0680C6
JAN SÜDMERSEN |
MkG Jürgen Mayer, Weinstadt
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Geändert von Jürgen M. [29.07.18 11:53] Grund: = nur für angemeldete User sichtbar = |
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