Ich kenne die Vorwürfe, die insbesondere aus der oberbayerischen Ecke kommen (soll kein Bashing sein!)
Aber ein genauerer Blick in die Technik würde oft nicht schaden:
Gerätegröße:
Hängt zum einen physikalisch (Wellenlänge => Antennengröße) als auch mit gewissen Anforderungen seitens Bedarfsträger (z.B. Integration BSI-Sicherheitskarte) zusammen.
Jeder, der noch Analog alarmiert wird, ist wahrscheinlich einen schnuckeligen Swissphone Quattro (96/98/XL/XLs/XLi/...) gewohnt, aber die Gerätegeneration davor (BMD, Ur-Quattro, etc.) war ähnlich groß und sind tlw. noch im Gebrauch, sofern die Elektronik nicht langsam wegstirbt.
Wir laufen alle mit Smartphones herum, die gefühlt immer größer werden, aber die neuen Pager...soooo groß....DAS geht nicht!!! ...
Akkulaufzeit:
Die ersten Testgeräte waren wohl noch nicht optimal programmiert. Die 36 Stunden, die möglich sein sollen, sind nicht mehr so weit wegen von der Laufzeit meines Quattros. Wieder ein Seitenschwenk zum Smartphone: Da regt sich keiner auf, dass die täglich an der Strippe hängen müssen....seltsam.
Die Pager sind AKTIVE Alarmempfänger. Die Anforderung hab ich mir nicht überlegt, sie ist nunmal so. Sind POCSAG-Empfänger auch.
Nur der alte 4m-FME ist rein passiv. Auch deshalb halten die solange durch.
Durchsage:
Ein sentimentales Überbleibsel aus der analogen Welt, verbunden mit minutenlang dauernder 5-Ton-Duddelei, Doppelton-Auslösung und völlig verrauschten Durchsagen der Leitstelle, deren Inhalt irgendwo zwischen Papiercontainerbrand, Massenkarambolage und einem Nudelrezept der Ur-Oma so ziemlich alles hätte bedeuten können. Sicher, das TETRA-Netz hätte gute Sprachqualität. Aber die Alarmierung läuft über den Dienst Call-Out, wird also im Organisationskanal der 8 möglichen Zeitschlitze abgewickelt. Und das hat mit Sprache GAR NICHTS zu tun. Der Reiz dessen ist stattdessen, GSSIs, also Alarmgruppenadressen in rasend schneller Geschwindigkeit quasi parallel zur Sprachübertragung raus zu jagen.
Konnte man früher gemütlich auf der Terrasse mitverfolgen, wie die Sirenen von Ort zu Ort alarmiert wurden und anhand der Einschlagswahrscheinlichkeit abschätzen, ob für die heimische Feuerwehr auch gleich betroffen ist, wird es zukünftig kaum noch Zeitunterschiede geben. Wird dann vielleicht gespenstisch klingen, aber der Zeitvorteil ist da.
Eine Sprachdurchsage auf die Pager zu generieren...wird die gleiche technische Krücke, wie die derzeit beliebte Alarmfax-über-Server-OCR-Texterkennung-Umwandlung-zu-App-Nachricht-Geschichte...
Textmeldung: Einsatzstichwort, Ort, was will man mehr. Ich hab vorher im Auto auf dem Weg zum Feuerwehrhaus das verrauschte Nuscheln nicht verstanden. Zukünftig geht ein kurzer Blick aufs Display und man weiß, was Sache ist.
Netzausbau:
Gleiches Problem wie beim 4m-Analogfunk: Schlechtes Netz, schlechte Alarmierung.
Da hat der LFV Bayern aber viel erreicht, finde ich. Wir haben jetzt schon ein besseres Netz, als die meisten anderen Bundesländer. Und für die Alarmierung wird das Netz nochmal nachverdichtet.
Das dauert, Funkmasten wachsen nicht wie Pilze über Nacht aus dem Boden. Wäre das der Fall, wären wir auch beim Mobilfunk nicht so ein Schlusslicht. Aber - jetzt sprech ich von meiner Heimat, den Bayerischen Wald - wir haben mit TETRA Empfang an Stellen, da schmiert jeder Handy-Empfang ab. DAS ist die Realität. Das die topographischen Schwierigkeiten im südlichen Oberbayern/Schwaben nochmal eine andere Hausnummer sind, ist klar, das erfordert nochmal ganz andere Anstrengungen.
Immer wieder wird gern das Handy als ultimatives Alarmierungsmittel hervorgezogen (mit WhatsApp oder anderen Messenger-Deviraten lassen sich ja auch Sprachnachrichten versenden und Bilder, hat jeder in der Hosentasche, etc...). Wir hatten letztesmal Nachts um 1 Uhr Stromausfall, eine gute halbe Stunde. Die Handymasten waren nach 15 min. weg, kein Empfang mehr...). Und bei den TETRA-Basisstationen ist das Gehäul groß, weil die regulär nach 2 Stunden weg sind (zukünftig 72 Stunden). Wie lange waren die Analogfunkmasten notstromversorgt....? Und hat es eine übergeordnete Stelle mitbekommen, wenn im Landkreis Hinterdupfing der Analogfunkmast down war?
Und welche Feuerwehr hat das regelmäßig regulär geübt, mit ihrem MZF auf einen Hügel zu fahren und mit dem FuG 8c eine Relaisstation aufzubauen??
Tut mir leid, wenn einiges überspitzt formuliert war, aber mir wird da viiieeel zu oft
1. Der Analogfunk sentimental verklärt, so nach dem Motto Frühers war alles besser. An die zig Probleme, die wir damit hatten, denkt keiner mehr. Was haben wir nicht Dreckssituationen wegen ihn mitgemacht.
2. Handytechnolgien mit Funk verglichen...das ist es nicht und wird es nie sein, das ist ein Vergleich Birnen = Sellerie
3. technologische/physikalische Gegebenheiten ignoriert. Aber wir können immer noch nicht die Raum-Zeit krümmen, und vieeele, viele andere Dinge ändern.
Gruß aus dem Bayerischen Wald
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