Geschrieben von Ulrich C.1. liegt der Verlauf in Indien eben genau an der Altersverteilung! (Dazu dürfte auch gehören, dass die jüngeren eher in den Städten und die relativ weniger Älteren eher auf dem Land leben dürften.)
Nein.
Bzw. größtenteils nein. Recht hast Du, daß die Altersstruktur (wenige Alte, viele Junge) von Vorteil war. Aber das übersieht einen weiteren, fundamentalen Unterschied: In Deutschland hatten wir die höchsten Ansteckungsraten bei den Ältesten. In Indien nahm das Ansteckungsrisiko mit hohem Lebensalter ab.
In Deutschland leben die Ältesten zumeist in Altersheimen. Diese Altersheime waren die schlimmsten Ansteckungsherde der Pandemie in Deutschland, in ihrer Masse deutlich schlimmer als unsere Schlachthöfe. In der zweiten Welle war das Ansteckungsrisiko für die 90+ sechsmal so hoch wie für mich. Selbst in der dritten Welle, als schon 60 oder 70% der Ältesten geimpft waren, war ihr Schutz gegen Ansteckung immer noch derart schlecht, daß die Ältesten eine höhere Ansteckungsgefahr hatten als weitestgehend ungeimpfte Leute meines Alters (60+).
(Diese Grafik findet man, aktualisiert, immer dienstags im RKI-Bericht.)
Erst jetzt, mit ca. 80% Durchimpfung, jetzt kann man allmählich so etwas wie Schutz der Ältesten erkennen. Die Altersheime haben dies zu keinem Zeitpunkt zustandegebracht. Das ist der Unterschied zu Indien. Indische Mehrgenerationenfamilien haben ihre Ältesten tatsächlich geschützt.
Und nein, es ist nicht so, daß die Älteren in Indien eher auf dem Land leben. Lebenserwartung hängt in Indien stark vom Einkommen ab, sehr viel stärker als in Europa. Ältere Leute leben vor allem dort, wo wohlhabendere Familien leben.
Geschrieben von Ulrich C.2. Hatte Herr Palmer weit mehr Erfolg als alle (?) seine Kritiker mit dem Schutz der Alten... einfach mal die Ergebnisse in den Tübinger Altenheimen etc. mit dem Rest vergleichen.
Das hat der Tagesspiegel hier in Berlin getan - allerdings nicht nur auf Basis von Informationen durch Herrn Palmer und seine Behörde. Bzw. ... zuerst einmal hat auch der Tagesspiegel ein begeistertes Interview geführt. Erst danach haben sich Kollegen des Interviewers journalistischer Tugenden erinnert, so mit Überprüfen und Recherchieren und so.
Es ist allerdings möglich, daß Tübingen Stadt (wenn auch wohl nicht Tübingen Landkreis) besser abgeschnitten hat als die Bundesrepublik Deutschland im Durchschnitt. Also besser als ein vollständiges Versagen in einer Größenordnung, die eine juristische Aufarbeitung ohne jeden Zweifel verdient hat.
Denn es endet ja nicht damit, daß das Ansteckungsrisiko für die Ältesten exorbitant hoch war. Wir sehen auch, daß bis vor kurzem nur ein Drittel oder Viertel der "an und mit" Corona Verstorbenen in einer Intensivstation verstarb. Journalisten haben diese Zahlen jeden Tag im RKI-Bericht gesehen, und es liegt jenseits meines Verständnishorizontes, daß scheinbar niemand daraus eine Recherchefrage formuliert hat.
Meine Hypothese, durch Recherche zu überprüfen, ist die folgende: Eine Triage fand in Deutschland in großem Maßstab statt, in dem viele der ältesten Patienten niemals in ein Krankenhaus eingeliefert wurden. (Das mag in manchen Fällen sogar das unter humanen Gesichtspunkten richtigste gewesen sein, bedeutet aber eben auch, daß eine nicht verhinderte Ansteckung dem Todesurteil nahe kam.)
Hypothese! Vielleicht bequemt sich ja doch noch ein Medienschaffender, der nicht 10 Stunden am Tag in einem anderen Beruf unterwegs ist, dazu, sie zu prüfen.
Ciao
Hans-Joachim
"Everyone is entitled to his own opinion, but not to his own facts."
James Schlesinger
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