Geschrieben von Alexander H.Auch mehr und bessere Information würde in den meisten Fällen wenig ändern. Es sind so ziemlich alle wichtigen Informationen seit langem leicht zugänglich, viele Leute nutzen sie aber nicht oder glauben ihnen nicht. Es gibt kein Informationsproblem, lediglich ein Problem der Informationsbeschaffung bei manchen Leuten. Doch, es gibt ein Informationsproblem auf staatlicher Seite. Es gibt einfach viel zuviele Infos. Es gibt neue Infos und Regelungen, da findet man die inzwischen zig veralteten Fassungen immer noch im Netz. Welche davon jetzt gerade gültig sind, und wo, muss man sich dann bei manchen Darstellungen wirklich erwürfeln. Man mag es ja super trendy transparent finden, dass z.B. unser Land alle inzwischen 28 Bekämpfungsverordnungen immer noch stolz auf einer Internetseite bereitstellt, einfacher wird es für Bürger, die über Google aktuelle Infos wollen, damit aber gerade nicht. Dann gibt es Regelungen, die sehen z.B. verschiedene Warnstufen vor. Man startet in der ersten Stufe, und ist flächendeckend noch nicht in der zweiten angekommen, da wird das Stufensystem wieder geändert. Damit wieder alle unten in Stufe 1 anfangen, nur halt mit viel stärkeren Folgen. Gibt es eigentlich schon einen Berufszweig wie "Regelungsdesigner"?
Die Medien leisten dazu natürlich auch ihren Beitrag. Sollte ich mal die Weltherrschaft an mich reißen, wird es Pflicht, bei jedem online lesbaren Artikel direkt neben der Überschrift, in gleicher Schriftgröße und auffälliger Farbe, einen Zeitstempel zu packen mit dem Hinweis "Achtung, Information ist X Tage alt!". Die Informationsbeschaffung war noch nie so einfach wie heutzutage, aber eben auch noch nie so schwierig. Das sehe ich aber nicht als Problem der Informationsbeschaffung, sondern der Informationsbereitstellung. Staat könnte es dem Bürger viel leichter machen, die ganzen Regelungen zu kennen und zu akzeptieren.
Die strukturellen Voraussetzungen, dass jedes Bundesland immer wieder viel besseres erfinden muss als die anderen, oder dass ein linker Ministerpräsident während Bund-Länder-Runden nachts Unsinn twittern muss, weil die anderen aus der Runde sich gerade mal parteiintern beraten müssen, machen das natürlich auch alles nicht einfacher. Der Staat verwaltet die Pandemie nach allen Regeln feinster deutscher Politikkunst, er bekämpft sie damit aber nicht, wie er es eigentlich den Bürgern versucht zu erklären. Aber erklären kann Staat noch viel weniger.
Das alles ist ein großes Informationsproblem. Auch die, die sich immer informieren und aktuell halten wollen, haben immer größere Schwierigkeiten dabei.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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