Schnelleinsatzteam (engl. Rapid Intervention Team)
Hi,
aufgrund der allgemeinen Nachfragen hier der Bericht aus dem Brandschutzforschungsbericht 130 der Bundesländer zum Unfall in Paris:
Widetschek (2002) berichtet von einem der größten Unglücksfälle mit Todesfolge der Pariser Feuerwehr am 14.9.2002. Die Feuerwehreinsatzkräfte wollten einen kleinen Zimmerbrand bekämpfen, wobei sie jedoch von zwei Backdrafts überrascht wurden. Dieses Ereignis wird in Bild 2.4 skizziert. Es ereignete sich im vorletzten Stock eines siebengeschössigen Wohnhauses. Beim Öffnen der Tür (1) zum 10 Quadratmeter großen Wohnraum durch zwei Feuerwehrmänner kam es nicht nur zu einer Stichflamme, sondern zu einer gewaltigen Explosion mit mächtigem Feuerball, der die Tür aus den Angeln hob und die beiden Männer zu Boden schleuderte. Nach dem ersten Backdraft entwickelten sich erneut explosive Gase und Brandrauchaerosole im Bereich der brennenden Wohnung. Als 10 Minuten später drei Feuerwehrmänner versuchten, die beiden Verletzten in Sicherheit zu bringen, ereignete sich eine zweite Explosion beim Öffnen der Tür (2) zum etwa nur 60cm breiten Verbindungsgang. Diese Männer blieben ebenfalls regungslos am Boden liegen. Die 5 Opfer lagen mit schwer beschädigten Helmen und Schutzanzügen schwerverletzt im Raum. Durch den Explosionsdruck wurden die Atemschutzmasken vom Kopf gestreift. Als Todesursache wurden zum einen Verbrennungen und zum anderen Verletzungen durch die Druckwirkung festgestellt. Durch letztere kam es zu letalen inneren Verletzungen. Bei der anschließenden Brandursachenermittlung wurde festgestellt, dass der Brand im Schlafbereich ausgebrochen sein dürfte. Anfänglich war wohl das Bettzeug (Matratze) und später das gesamte Inventar ins Brandgeschehen verwickelt. Aufgrund einer unvollständigen Verbrennung entstanden durch die thermische Zersetzung zündfähige Gase wie z.B. Kohlenmonoxid, die beim Öffnen der Tür (Sauerstoffzufuhr) schlagartig durchzündeten.
Widetschek kommt zu der Erkenntnis dass es bei jedem noch so kleinen Brandgeschehen zum Phänomen des Backdrafts kommen kann. Die Voraussetzungen für derartige Erlebnisse sind sehr komplex, wie der Autor feststellt. Einen Einfluss haben demnach die Raumverhältnisse (Größe, Geometrie, usw.) die Art des Brennstoffs (Holz, Kunststoffe) und die Sauerstoffzufuhr (Dichtheit der Fenster usw.) eine große Rolle. Eine Voraussage über die Eintrittswahrscheinlichkeit kann nach seiner Auffassung nicht gemacht werden. Auf jeden Fall sei beim Öffnen von Türen und Fenstern, aber auch von Dachflächen mit Backdrafts zu rechnen.
Anmerkung meinerseits: Tür 2 war praktisch die Tür zur Wohnung. Diese führte in einen 60cm breiten Gang, der in die Wohnräume führte. Tür 1 ist die Tür vom Gang zum Wohnraum, in dem der Brand ausbrach.
Das Beispiel belegt, dass ein SET eigentlich eine notwendige Ergänzung des Notfallmanagements ist.
Quelle: Widetschek, O: Tödlicher Feuersprung ? Warum 5 Pariser Feuerwehrleute sterben mussten. Blaulicht 10/2002 S.14-15
Hat die Zeitschrift (und somit den vollständigen Bericht) zufällig noch wer?
Mich würde interessieren:
- wurden allen 5 die Masken runtergerissen
- haben alle 5 innere Verletzungen erlitten oder waren bei irgendwem die Verbrennungen die
Todesursache und nicht schwere innere Blutungen
beste Grüße,
Markus
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