Hallo,
diesen Artikel (den verlinkten von Spiegel-Online) habe ich mit einiger Erheiterung schon heute Mittag gelesen. Zur Frage, geschrieben von Bernhard Deimann:
Welche Auswirkungen hat diese Tatsache für die zukünftige Personalentwicklung in den FFs ?
Die "Tatsache" hat so gut wie gar keine Auswirkungen, resp. die Frage in der Überschrift "Untauglich Bundeswehr! Untauglich FF?" würde ich klar verneinen. Hast Du Dir (gilt natürlich auch für den Rest) mal die Beispiele der ausgemusterten Jung-Sportler durchgelesen? Lustigerweise kann ich eine ganz ähnliche Story aus eigener Anschauung wiedergeben:
Vor einigen Jahren kam ich am Rande einer kleinen Party, Anlaß war das Abi des jüngsten Bruders eines guten Freundes, mit einer Runde ganz frischer Abiturienten zusammen. Im Laufe des Abends erzählten dann alle, wo und was sie in Zukunft dann so machen und studieren wollten, was mich irgendwann zu der - etwas erstaunten - Frage veranlaßte, ob denn keiner der Anwesenden zum Bund oder Zivildienst leisten müsse. Antwort: Wenn ich mich recht erinnere war genau einer aus der Runde "tauglich", z.B. der genau neben mir sitzende Schwimm-Kreismeister seiner Klasse war genau so ausgemustert, wie die Mehrzahl der übrigen anwesenden männlichen Abi-Absolventen. Um noch ein Stück weiter auszuholen: Als ich 1995 "dran" war, war aus Gründen der "Wehrgerechtigkeit" und damit ja auch jeder etwas machen konnte grade der Tauglichkeitsgrad T7 eingeführt worden, "verwendungsfähig mit starken Einschränkungen in der Grundausbildung, innendiensttauglich" - im Klartext Kaffee kochen und Ablage sortieren. Und inzwischen? T3 abgeschafft (T7 sowieso), erfolgreiche Sportler ausgemustert (siehe oben und SPON), zunehmende "psychysche Defizite" ?! - wohl, weil immer noch zu viele übrigbleiben...? Jemand, den ich sehr gut kenne, wurde grade vor wenigen Wochen im Rahmen der Nachmusterung gefragt, nachdem dies bei der ersten Musterung schon angedeutet wurde, "ob er sich denn entschieden hätte und zum Bund wolle oder nicht..." Ergebnis: Nein -> T5, ausgemustert (bei der G26.3 würde ich da kaum Probleme vermuten...).
Siehe Spiegel-Online (bzw. Handelsblatt):
Kritikern der Wehrpflicht erscheinen die Zahlen weniger realistisch als vielmehr politisch gewollt, [...] Vielmehr gehe es darum, Wehrpflichtige aus der Statistik herauszurechnen, um den Anschein von Wehrgerechtigkeit zu wahren, [...] Mit dem nachlassenden Bedarf ist die Zahl der Untauglichen beständig gewachsen, von 16,9 Prozent in 2002 über 32,6 Prozent in 2004 auf 44,9 Prozent im vergangenen Jahr.
Im Vergleich dazu: Stärke der Bundeswehr 2002: 310.600 Soldaten, Beschluß Bundestag 2004: 250.000 Soldaten, Stand Dezember 2007: 244.865 Soldaten (davon übrigens 33.597 Grundwehrdienstleistende und 21.409 freiwillig länger Wehrdienstleistende; Quelle: BW).
Die Wehrpflicht bzw. die "Wehrgerechtigkeit" ist ganz offensichtlich längst zur Farce verkommen, doch leider fehlt der politische Wille, die Wehrplicht auch endlich zumindest auszusetzen (oder andersherum würden fehlende ZDL eventuell auch empfindliche Löcher bei sozielen Einrichtungen reißen (Spekulation meinerseits) und die Bundeswehr müßte tatsächlich Nachwuchs werben, und nicht frei Haus geliefert bekommen...).
Gruß
Daniel
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