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Tragkraftspritze
RubrikFeuerwehr-Historik zurück
ThemaHistorische Begründung für die Normung13 Beiträge
AutorDani8el 8R., Peine / Niedersachsen488655
Datum10.06.2008 11:22      MSG-Nr: [ 488655 ]10665 x gelesen

Hallo,

geschrieben von Jürgen Ringhofer:
Aus dieser Zeit stammen auch sehr viele FwDVen die heute noch in ähnlicher Form vorhanden und gültig sind. Z. B. der Aufbau in Angriffstrupp, Wassertrupp und Schlauchtrupp wurde damals zur Ordnung des Feuerlöschwesens so eingeführt.
Der "Dreigeteilte Löschangriff", später PDV 23, noch später FwDV 4, heute FwDV 3, von Walter Schnell, wobei allerdings auch die Berliner Feuerwehr diese Erfindung für sich reklamiert.


Aus Chroniken ist mir z. B. bekannt, dass die Feuerwehren zweier Nachbargemeinden im Jahre 1935 noch unterschiedliche Anschlüsse zur Wasserentnahme verwendeten und so die Feuerwehr A der Feuerwehr B effektiv nicht helfen konnte.
Öschelbronn, hier auch schon ein pmal erwähnt. Dazu noch kurz ein Auszug aus der Chronik der FF Peine von 2002, geschrieben von mir ;-) :


Überfällige Neuerungen

Am 10. September 1933 wird das gesamte Dorf Öschelbronn bei Pforzheim ein Raub der Flammen, insgesamt fallen 203 Gebäude in Schutt und Asche, 400 Dorfbewohner verlieren ihre Habe und ihr Obdach. Oft wird dieser verheerende Brand als letzter Anstoß und als Beispiel für die längst überfällige Normung von Feuerwehrgeräten angeführt, denn einer der Gründe der Katastrophe war, dass das Schlauchmaterial der herbeigeeilten badischen und württembergischen Feuerwehren nicht zusammenpasste: Die Schläuche konnten nicht zusammen gekuppelt werden, da die Kupplungen nicht aufeinander abgestimmt waren!

Noch in den dreißiger Jahren hatte jede Provinz ihr eigenes Gewinde, an Kupplungen gab es unter anderem eine Grether-Kupplung, eine Hoenig-Kupplung, eine Giersberg-Kupplung, eine Ewald-Kupplung und die Storz-Kupplung, die lichte Weite der Schläuche reichte von 16 bis 80 mm Durchmesser in Abständen von 4 mm! Nun war es nicht so, dass die Feuerwehren dieses große Problem nicht schon längst erkannt hätten. So hatte zum Beispiel der Preußische Feuerwehrbeirat bereits 1902 ein „Normal-Kuppel-Stück“ vorgestellt, ein Übergangsstück, das die Zusammenarbeit von Feuerwehren mit verschiedenen Verschraubungen oder Kupplungen vereinfachen oder sogar erst ermöglichen sollte und auf jeder neubeschafften Spritze in Preußen mitgeführt werden musste. Ab September 1921 wurde die Normung von Feuerwehrgeräten auf Betreiben des „Reichsvereins Deutscher Feuerwehringenieure“ weiterverfolgt, vier Ausschüsse wurden gebildet, von denen sich einer mit Schläuchen und Armaturen beschäftigte. Bereits 1925 waren die Normen fertig, es waren nun Druckschläuche mit 25, 52 und 75 mm Durchmesser sowie verschiedene Saugschläuche mit dem entsprechenden Druck- und Saugkupplungen, basierend auf dem System der Storz-Kupplung, vorgesehen. Eine ebenfalls vorgesehene Norm für die damals noch sehr verbreiteten Verschraubungen der Saugschläuche fiel später ersatzlos weg (Verschraubungen bestehen jeweils aus einem Mutter- und einem Vatergewinde, der große Vorteil der Storz-Kupplung ist, dass sie aus zwei gleichen Teilen besteht). Im Prinzip waren die heute noch verwendeten Schlauch- und Kupplungsgrößen also fertig, leider blieben diese Vornormen zunächst Entwürfe, noch konnte man sich über keine verbindliche, überall gültige Norm einigen.

Die Feuerwehrverbände hatten lange, aber erfolglos, um die Vereinheitlichung gerungen, den neuen Machthabern war allerdings schnell klar, dass diese Zustände, vor allem auch in Hinblick auf den im Aufbau befindlichen Luftschutz, rasch behoben werden mussten. Folglich wurden die bereits seit elf Jahren in der Schublade liegenden Normen nochmals überarbeitet, neu durchnummeriert und ergänzt. Per Erlass vom 11. September 1936 ordneten die Reichsminister des Inneren und der Luftfahrt endlich an, nur noch genormte Hydranten zu verwenden, bei Neubeschaffungen nur genormte Armaturen zu berücksichtigen und bis zum 1. Januar 1938 alle Schlauchkupplungen auf die neuen Ausführungen, mit den dazu passenden Schlauchgrößen A (110 mm), B (75 mm), C (52 mm) und D (25 mm Durchmesser), umzustellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der neuen Norm war die wirtschaftlichere Fertigung der Kupplungen und Armaturen, zusätzlich konnte durch neue Materialien das Gewicht um zwei Drittel gesenkt werden. Die große Pionierleistung der Ingenieure im Jahr 1925 wird schließlich bei der Betrachtung des Sachverhalts deutlich, dass diese, heute so selbstverständlichen, Normen bis in unsere Zeit fast unverändert gültig sind (nur die lichte Weite des C-Schlauch wurde vor einigen Jahren von 52 auf 42 mm reduziert)!

Eine weitere wichtige Entwicklung soll hier nur kurz erwähnt werden: Die Kleinmotorspritze, aus der später die Tragkraftspritze TS 8 hervorging. Bereits auf dem 19. Deutschen Feuerwehrtag 1923 in München hatte die Firma E.C. Flader, Jöhstadt, eine Kleinmotorspritze mit einer Leistung von 250 l/min vorgestellt. Schon Ende 1925 wurden dann die sogenannten „Weimarer Richtlinien“ aufgestellt, die bald von einem der bereits erwähnten Norm-Ausschüsse als Entwurf in die Feuerwehr-Normen übernommen wurden. Mit der Entwicklung immer kleinerer, leichterer und leistungsstärkerer Motoren konnte die Pumpenleistung der Tragkraftspritzen allmählich auf 600 l/min, dann sogar auf 800 l/min gesteigert werden. Im Juli 1933 wurde schließlich die Norm FEN-E 560 für Kleinmotorspritzen, sprich Tragkraftspritzen, mit einer Leistung von 800 l bei 8 bar Ausgangsdruck für verbindlich erklärt. Diese Norm machte die Motorisierung der Feuerwehren auf dem Lande überhaupt erst möglich, stand doch nun eine leistungsfähige und vor allem, wegen der Normung, kostengünstige Motorspritze zur Verfügung, die darüber hinaus noch großzügig von den Brandkassen bezuschusst wurde.



Gruß

Daniel



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 10.06.2008 08:07 Jose7f M7., Bad Urach
 10.06.2008 08:47 Thom7as 7E., Nettetal
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 10.06.2008 10:23 Thom7as 7E., Nettetal
 10.06.2008 11:43 Dani7el 7R., Peine
 10.06.2008 17:25 Ulri7ch 7C., Düsseldorf
 10.06.2008 10:50 ., Kirchheim unter Teck
 10.06.2008 11:22 Dani7el 7R., Peine
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 11.06.2008 19:10 Mich7ael7 W.7, Ronnenberg
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