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Hallo,
geschrieben von Ulrich Cimolino:
die "Überlandlöschzüge" waren in den 1920er und -30er Jahren einigermaßen weit verbreitet. Gabs nach dem 2. WK noch nennenswerte Fortführungen davon?
Für die 20er und 30er Jahre vielleicht interessant: Im damaligen Land Braunschweig z.B. gab es seit 1922 fünf in den Kreisstädten stationierte sog. Überland-Motorspritzen, wenn ich mich recht erinnere (Quelle Chronik der BF Braunschweig liegt mir grade nicht vor) Besatzung lediglich 1/1, Ausstattung, neben der festeingebauten FP, Armaturen und reichlich Schlauchmaterial, "Taktik": Einsatz des Geräts (von der FP abgesehen -MA) durch lokale Kräfte unter (An-) Leitung des Fahrzeugführers. In der (angrenzenden) preußischen Kreisstadt Peine beispielsweise wurde 1936/37 ein sogenanntes "Kreisgerät", bestehend aus einem gebrauchten MB Nürburg 460 Cabriolet und Flader TSA, in Dienst gestellt, (eben) vom Kreis beschafft und ausdrücklich für die überortliche Hilfe in den Dörfern vorgesehen - ansonsten seinerzeit einzig im Landkreis vorhandene (und häufig "überland" eingesetzte), motorisierte Feuerlöschgeräte waren die Automobil-Motorspritzen des Peiner Walzwerks von 1923 sowie der FF Peine von 1927 (!).
Einen regelrechten "Überlandzug" gab es hier wiederum nach dem Krieg nicht bzw. nicht mehr (bezogen auf das "Kreisgerät"), die Ausrüstung hatte sich wesentlich verbessert - Stand 1951 PKW (KdoW), TLF 15/50, 2 x LF 15, LF 25, DL 24+2 - die Fahrzeuge wurden jedoch weiterhin sehr regelmäßig "überland" eingesetzt, was angesichts der Tatsache, daß es sich immer noch um 2/3 des gesamtbestandes an FW-Fahrzeugen im Kreis handelte, auch nicht verwundert (aber immerhin gab es inzwischen mehr oder weniger flächendeckend TS / TSA).
Nochmals zur Verdeutlichung der "Überland-Problematik": Noch 1960 waren (z.B.) im gesamten Kreis Peine neben den oben genannten Feuerwehrfahrzeugen lediglich 8 weitere Löschgruppenfahrzeuge vorhanden - heute gibt es bei den rund 80 Ortsfeuerwehren insgesamt etwa 180 bis 200 Fahrzeuge, davon ca. 80 bis 90 Löschfahrzeuge (TSF(W) und LF).
Am Rande interessant in diesem Zusammenhang übrigens vielleicht auch: Seit 1955 gab es hier - Peine - den Notruf 112, der wohl auch für Teile des Kreises in der städtischen Feuerwache auflief, Alarmierungsmöglichkeiten für die zuständigen Wehren im Kreis gab es hingegen bis in die 70er Jahre weitgehend nicht. Dies soll mitunter dazu geführt haben, daß die "Überlandhilfe" bereits an der Einsatzstelle eintraf, während die zwischenzeitlich per Druckknopfmelder aktivierte Sirene im Dorf noch lief und von der örtlichen Wehr an der Einsatzstelle folglich noch nichts zu sehen war.
ich bin gerade dabei, den Neubeginn (weil das wird - allerdings regional sehr unterschiedlich - mehr werden) zu beschreiben - und hätte dazu gern mehr vom Früheren gewusst... ;-) )
Ob das - Neubeginn - tatsächlich den Kern der Sache trifft? Vor dem Krieg ging es, wie schon an anderer Stelle geschrieben, bei den Überlandfahrzeugen oder - zügen in erster Linie mal darum, überhaupt ein motorisiertes Gerät in den Einsatz zu bringen und diesen dadurch einigermaßen effizient und wirksam zu bewältigen. Nach dem Krieg, in den 50ern bis zur flächendeckenden (Voll-) Motorisierung bis Ende der 60er, ging es um die wirksame Unterstützung, die auch mit TSA hinter Traktoren noch nicht besonders sinnvoll zu leisten war. Heute hingegen dürfte es doch bei lokalen / regionalen Zugkonzepten eher um die Verstärkung durch taktisch autark einsetzbare Einheiten (unterhalb der - auch nicht flächendeckend vorhandenen - KatS-Züge) oder aber, ganz im Gegensatz zu früher, um personelle Faktoren (Stichwort Tagesalarmsicherheit) gehen, ein Mangel an Gerät dürfte heute "überland" tatsächlich kaum noch zu verzeichnen sein?
Gruß
Daniel
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