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Rubrik | Techn. Hilfeleistung | zurück | ||
Thema | 'Neue' Rettungsmethode nach VU mit Neuen Fahrzeugen | 17 Beiträge | ||
Autor | Ulri8ch 8C., Düsseldorf / NRW | 587247 | ||
Datum | 15.10.2009 09:26 MSG-Nr: [ 587247 ] | 10160 x gelesen | ||
Geschrieben von Ulrich Cimolino ich habe zu dem Beitrag einen Stellungnahme verfasst und an den Brandschutz geschickt. Meiner Erinnerung nach haben die den auch als Leserbrief abgedruckt. hab den Text gefunden, hier im abgesandten Original: Im Grundsatz verfolgen die Autoren einen sehr guter Ansatz, Rettungstechniken über Versuche zu verifizieren bzw. weiter zu entwickeln. Ergänzend zu den vielen Hinweisen im Artikel weise ich aber auf folgende Punkte hin, die für die Prüfung der Eignung der beschriebenen Methode für hiesige Verhältnisse beachtet werden sollten: Untersuchungen aus Schweden (oder überhaupt Skandinavien) über Rettungszeiten etc. sind nur bedingt mit unseren Verhältnissen in Deutschland vergleichbar! Die räumliche Situation an Einsatzstellen ist (ausser in den Städten) mit hiesigen Problemen erst recht wenig zu vergleichen. Dies liegt an der viel geringeren Siedlungs- bzw. Verkehrsdichte (ausser in den wenigen großen Städten) sowie die entsprechende Verteilung von Standorten der (i.d.R. auch noch anders organisierten) Feuerwehr bzw. Rettungsdienste und Krankenhäusern. Das entsprechende Aufstellen von zwei (!) Fahrzeugen mit Seilwinden (mindestens aber ein entsprechendes Fahrzeug mit Ketten und Drahtseil als Festpunkt und ein Windenfahrzeug) achsengerecht vor und hinter dem Unfallfahrzeug ist - so wie für die beschriebenen Maßnahmen notwendig! - bei den meisten Unfallsituationen nicht so einfach möglich. Es dauert - wenn es geht - aufgrund der erforderlichen Umfahrungs- bzw. Rangiermaßnahmen auch noch relativ lange! (Selbst wenn das betroffene Fahrzeug in Zugrichtung des Straßenverlaufs steht, muss dafür vor und hinter dem Fahrzeug ein Windenfahrzeug mit Windenkopf zum Unfallfahrzeug postiert werden. Steht das Fahrzeug schräg, verschiebt sich entsprechend die Zugachse, also die Aufstellorte der Windenträger, oder man muss das betroffene Fahrzeug (ggf. auch mit Hilfe der Winden) erst in Zugachsenrichtung verdrehen. Unterbleibt das achsengerechte Aufstellen stellt sich beim Anziehen die "Zugachse" erst beim Ziehen her. Das Unfall-Fahrzeug wird also über den Boden geschleift. Ist da ein Hindernis (z.B. Bordstein) kann es daran hängenbleiben, die Aktion scheitert dann (wenn man sie abbricht), oder es besteht die Gefahr des heftigen Rucks, wenn das Hinternis (oder Blech am Auto) nachgibt - evtl. kann das Fahrzeug sogar umgeworfen werden! Handelt es sich nicht um einen reinen Frontalaufprall, sondern um einen einseitigen bzw. seitlich versetzten Frontalaufprall und befinden sich dazu ggf. noch mehrere Patienten im Fahrzeug, so können die Zugmaßnahmen ggf. zu gefährlichen Folgen führen. (Denkbar wäre z.B. beim Ziehen eines versetzten Frontalaufpralls eine Art Dreh- bzw. Hebelbewegung eines (noch stabilen) Armaturenbrettquerträgers.) Es ist aber nicht nur bei so einer Lage unklar, wie das Fahrzeug auf den Zug reagiert. Insbesondere können Teile der heute oft mehrfach umgelenkten (Sicherheits-)Lenksäulen nach innen gedrückt werden, wenn sich der Kopf derselben im Kreis nach oben bewegt! Um das rechtzeitig erkennen zu können, sollte mindestens die Türen geöffnet - und offen gehalten - bzw. entfernt werden, hinter denen sich Patienten befinden! Wie im Beitrag beschrieben muss sich deshalb immer mindestens ein (besser zwei, auf jeder Seite des Fahrzeugs einer!) FA als Sicherheits- bzw. Beobachtungsposten im direkten Sichtbereich (= Gefahrenbereich der Seile bzw. Splitterbereich => Gesichtsschutz erforderlich!) befinden und es darf nur langsam gezogen werden. Der bzw. die ziehenden Maschinisten müssen sofort unterbrechen können! Die Problematik gespannter Zugseile wird im Artikel zwar beschrieben, es wird aber nicht erwähnt, dass sich der Betreuer des Patienten nicht "nah an den Seiten des Unfallfahrzeugs" befinden darf, sondern gerade beim Patienten in kritischem Zustand (Grund der "Crash-Rettung") ein geeigneter medizinischer (innerer) Retter direkt bei diesem sein sollte. Je nach Situation bzw. verunfalltem Fahrzeug wird es dazu daher auch hier erforderlich sein, Patient UND inneren Retter mit geeignetem Material und PSA vor z.B. herausbrechenden und herumfliegenden Teilen (Hartkunststoffe, gehärtete Metalle) zu schützen. (Um dies auch nur annähernd im Detail beurteilen zu können, sind umfangreiche Informationen zum Fahrzeugaufbau des Unfallfahrzeugs notwendig, die bei den wenigstens Einsatzkräften verfügbar sein werden.) Das Unterbauen eines Fahrzeugs dient nicht nur dazu, die Kräfte von Werkzeugen aufzunehmen, sondern auch, um das Unfallfahrzeug beim Arbeiten daran am Zusammenknicken mit der Folge weiterer möglicher Schäden für die Insassen zu hindern! Insbesondere beim Einsatz von Zugseilen ist - entgegen der Darstellung im Artikel - natürlich ein Unterbau zwingend! Selbst beim idealen Anschlagen kann der Anschlagpunkt durch den Unfall unerkannterweise so geschädigt sein, dass er die Kräfte nicht aufnehmen kann und (zu früh) nachgibt. Wird dies nicht rechtzeitig bemerkt, kann der Anschlagpunkt versagen - und das Fahrzeug je nach Vorschaden bzw. Zugfolgen schlagartig einklappen! Wird es rechtzeitig bemerkt muss dann zum erneuten Anschlagen der Zug nachgelassen werden. Muss erst jetzt unterbaut werden vergeht unnötig viel Zeit. Ein Unterbauen des Unfallfahrzeugs ist daher m.E. grundsätzlich parallel zu den sonstigen Vorbereitungsmaßnahmen auch hier erforderlich und darf keinesfalls entfallen. Das sollte aber angesichts der sonstigen Maßnahmen problemlos möglich sein und insbesondere zu keinerlei weiteren Verzögerungen führen. Zusammenfassend ist zu sagen: Die Zusammenarbeit von Feuerwehren, deren Ausbildungsstätten und Universitäten ist absolut begrüßenswert und sollte ausgebaut werden. Insbesondere zur weiteren Entwicklung von Befreiungstechniken sollte mehr mit echten Unfallfahrzeugen (z.B. aus Crash-Anlagen) gearbeitet werden. JA, das Ziehen mit Seilwinden und Ketten ist eine grundsätzliche Möglichkeit, um die man wissen sollte - allerdings auch um ihre Gefahren und Grenzen! NEIN, sie ist i.d.R. NICHT schneller, als das richtige Arbeiten mit gut kontrollierbarem Hydraulikwerkzeug, das noch dazu die Handlungsfreiheit der Betreuer nicht so stark einschränkt wie die gespannter Zugseile! (Z.B. Auseinanderdrücken des Unfallfahrzeugs mit geeigneten Hydraulikstempeln auch über die Mitte des Armaturenbretts) und daher auf SEHR wenige Sonderfälle beschränkt. Die meisten davon dürften das (Heraus-)Ziehen unter einem Hinternissen betreffen - mit anschließender konventioneller Befreiung. Die Folgen für die Ausbildung von Zusatzmaßnahmen ergänzend zu den Standardtechniken müssen immer beachtet werden! Das sichere Beherrschen der Standardmaßnahmen geht vor der Ausbildung von ggf. noch sehr selten anwendbaren Zusatztechniken. ----- mit privaten und kommunikativen Grüßen Cimolino | ||||
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