Rubrik | Recht + Feuerwehr |
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Thema | Achtung: Online-Petition zum Feuerwehrführerschein ist Online | 159 Beiträge |
Autor | Prof8. D8r. 8Die8ter8 M.8, Bautzen / Sachsen | 654021 |
Datum | 14.11.2010 11:27 MSG-Nr: [ 654021 ] | 158911 x gelesen |
Infos: | 25.11.10 Leistungsfähig bleiben: Kröger begrüsst die Erweiterung des FW-führerscheins auf 7,49to. 10.11.10 Online-Petition
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1. Freiwillige Feuerwehr
2. Feuerwehrfrau
Hessische Landesfeuerwehrschule
Geschrieben von Gerhard BayerFür HE: Die Totalschäden der Fahrzeuge durch Unfall sind (im Verhältnis zu z.B. denen der Polizei - aufgrund wesentlich geringerer Fahrleistungen) marginal, die der größeren Fremdschäden auch (müßte nämlich dem Land als Selbstversicherer zwangsläufig auffallen), daher ist hier offensichtlich aus wirtschaftlichen Betrachtungen kein Handeln geboten (zumal für den Bereich der kommunalen Großfahrzeuge der FF (!) das Land durchaus Fahrsicherheitstrainings über die HLFS anbietet)
Sehr geehrter Herr Bayer,
warum eine so eng auf das eigene Bundesland beschränkte Sichtweise? Es ist ein generelles Thema, das die ganze Republik angeht und in Zeiten einer großen Mobilität kann jedermann einmal, und zwar in jedem Bundesland, das er bereist, der "Kunde" einer Einsatzfahrt einer anderen Einsatzorganisation sein.
Ich danke nochmals allen, die sich in dieser Woche durch Mitzeichnung und Mitargumentation hinter unser Anliegen gestellt haben. Die Diskussion läuft jetzt genau in die richtige Richtung, nämlich die der Verkehrssicherheit.
Heute habe ich in der Diskussion zu unserer Petition die folgende unterstützende Argumentation eingestellt, die vielleicht von allgemeinem Interesse ist:
Sehr geehrter Herr Schmidt,
liebe Mitzeichner,
sehr geehrte Gegner dieser Petition,
zunächst einmal bestreite ich den Initiatoren der gesetzlichen Einführung des "Feuerwehr-Führerscheins" keineswegs ihren guten Willen in Richtung Erleichterung der Arbeitsbedingungen von Feuerwehr, Rettungsdienst und technischen Hilfsdiensten. Doch der beschrittene Weg ist falsch, weil zu kurz gedacht und gefährlich.
Ich arbeite und forsche auf dem Gebiet der Verkehrssicherheit bei Einsatzfahrten bereits seit dem Jahr 2000 und musste immer wieder zwei grundlegende Dinge feststellen. Auf der einen Seite stehen die hoch motivierten Einsatzfahrer, die - oft im Ehrenamt - ihr Herzblut für ihre Aufgabe investieren, ihre Aufgaben so gut es geht erfüllen wollen und dies auch ebenso umsetzen. Ihr Wunsch ist durchgängig in allen Einsatzorganisationen der Wunsch nach einer umfassenden Ausbildung als Einsatzfahrer und eine darauf aufbauende systematische Fortbildung mit regelmäßig angebotenen Fahrsicherheitstrainings.
Auf der anderen Seite stehen, je nach Aufbau der betreffenden Organisation, die öffentlichen Träger, die Spitzen und Verbände dieser Einsatzorganisationen und eine Ministerialbürokratie, deren Anliegen in erster Linie funktioneller Art sind.
Eigentlich sollten beide Seiten derart miteinander arbeiten, dass die Aufgaben dieser den Staat tragenden Organisationen bestmöglich erfüllt werden.
Beiden Seiten ist bekannt, dass Einsatzfahrten ein überproportional hohes Unfallrisiko in sich bergen und daher die Einsatzfahrer eine besondere Verantwortung tragen. Da hier die Frage nach statistischer Unterlegung meiner Argumente aufgeworfen wurde nun einige wenige Zahlen:
Das generelle Unfallrisiko bei Einsatzfahrten ist im Rahmen einer von der Bundesanstalt für Straßenwesen in Auftrag gegebenen Studie bereits zu Beginn der 90er Jahre eingehend untersucht worden (Unterkofler, M./Schmiedel, R., Verbesserung der Sicherheit von Sondersignaleinsätzen, Bergisch Gladbach 1994). Dabei wurde allein für das Gebiet der Altbundesländer, auf das sich die vorliegende Datenlage begrenzte, auf der Grundlage von Hochrechnungen mit jährlich ca. 3.500 Verkehrsunfällen von Rettungsfahrzeugen im Einsatz gerechnet. Diese absolute Zahl relativiert sich in den zu erwartenden Unfallfolgen auf ca. 50 Unfälle mit Schwerverletzten und 14 Unfälle mit Getöteten, wobei statistisch bei 272.000 Einsatzfahrten unter Nutzung von Sondersignalen mit einem Verkehrsunfall mit Todesfolge zu rechnen ist. Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis mit dem allgemeinen Unfallrisiko von Fahrten mit Rettungsfahrzeugen ohne Nutzung von Sondersignalen, so ergibt sich bei Einsatzfahrten unter Nutzung von Sondersignalen laut Unterkofler/Schmiedel ein vierfach erhöhtes Risiko, in einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verwickelt zu werden und ein achtfach erhöhtes Risiko für die Beteiligung an einem Verkehrsunfall mit Schwerverletzten.
Nun noch ein paar neuere Zahlen aus dem Bereich der Feuerwehr. Laut Informationen der Berliner Feuerwehr über ihr Unfallgeschehen aus dem Jahr 2009 geschieht in Berlin etwa alle 17 Stunden ein Verkehrsunfall mit Beteiligung der Feuerwehr. Dabei waren die 700 Einsatzfahrzeuge laut ihrem Jahresbericht 2009 an mehr als 500 Unfällen beteiligt, wobei 373 dieser Kollisionen durch die Einsatzfahrer von Feuerwehr und Rettungsdienst verursacht wurden. Zum Vergleich: Die 2491 Polizeifahrzeuge waren in 1048 Unfälle verwickelt, wovon 593 von den Polizisten verursacht wurden. Statistisch deutlich geringer ist dem gegenüber das Risiko für private Autofahrer, von denen bei 125 000 Unfällen nur rund jedes zehnte Berliner Auto in einen Verkehrsunfall verwickelt war (Informationen zitiert nach einer Recherche des Berliner Tagesspiegel).
Nun behaupten Sie bitte nicht, dass die Einsatzkräfte in Berlin schlechter fahren als anderswo in Deutschland und weniger motiviert sind, auf das Leben der ihnen anvertrauten Menschen zu achten, denn das wäre zynisch.
Grundlage für eigenverschuldete Unfälle sind u. a. eine lückenhafte Ausbildung als Einsatzfahrer und oft ein fehlendes System der fahrerischen Fortbildung. Diese Probleme existieren bundesweit in nahezu allen Einsatzorganisationen - mit wenigen löblichen Ausnahmen.
Wenn nun aber die Politik meint, Einsatzfahrern ohne eine profunde Ausbildung und vollkommen ohne eine gesetzliche Verankerung eines Fortbildungssystems eine Sonderfahrerlaubnis für schwere Einsatzfahrzeuge kreieren zu wollen, werden die eben geschilderten Sicherheitsrisiken ignoriert und die Einsatzfahrer komplett allein gelassen.
Ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Sonderfahrberechtigungen für die Einsatzfahrer von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei, aber bitteschön dann mit einer Sonderfahrausbildung, die den Anforderungen der Einsatzpraxis gerecht wird.
Dabei sollte es selbstverständlich sein, dass derjenige, der der Nutznießer der Rettungsleistungen ist, also der Staat und seine Bürger, auch die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen, um die Fahrausbildung und die Fortbildungen zumindest größtenteils finanzieren. Von den Politikern in Bund, Ländern und Kommunen sowie von den Funktionären dieser Organisationen erwarte ich als engagierter Bürger, dass sie sich ihrer großen Verantwortung gegenüber den ihnen anbefohlenen Einsatzkräften bewusst sind und für deren Sicherheit kämpfen. Wenn ich einmal einen Retter aus Feuerwehr oder Rettungsdiensten oder Polizei benötigen sollte, möchte ich auch, dass dieser seinen Einsatzort sicher erreicht und nicht auf halber Strecke verunfallt.
Es grüßt freundlich
Ihr
Dieter Müller
Nur wer heil ankommt, kann retten.
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| 10.11.2010 09:42 |
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Anto7n K7., Mühlhausen Online-Petition zum Feuerwehrführerschein |
| 10.11.2010 19:13 |
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., Bautzen | |