Hallo!
Zur Zeit sind wir ca. 150 Mitglieder - schwankt immer ein bisserl. Aber immer noch nicht genug....
Zu den anderen Sachen:
Es gehört zu den Regeln, dass man auf ein Hilfsersuchen wartet, bevor man jemanden losschickt. Es muss schon ne Menge passieren, damit man sich darüber hinweg setzt (wie z.b. der totale Zusammenbruch aller Strukturen in Haiti nach dem Erdbeben) und selbst dann empfiehlt es sich, mit den entsprechenden Botschaften, AA etc. in Kontakt zu stehen.
Wenn ein souveräner Staat erklärt, er benötigt keine Hilfe, dann ist diese Entscheidung ersteinmal zu respektieren. Wenn er dann auch noch signalisiert, dass keine Hilfe toleriert wird, sollte man das ernst nehmen und sich zumindest nicht wundern, wenn man wieder nach Haue fliegt. Soviel zu der politischen Beurteilung einer solchen Lage.
Aber: Die fachliche Beurteilung mag damit nicht immer übereinstimmen. Soll es auch schon gegeben haben. Doch dies kann man aus der Ferne eben nur sehr schlecht erkennen und selbst wenn, gibt es dann noch die politische Lage. Es kann also sein, dass man vermutet, dass Hilfe sinnvoll/erforderlich wäre, aber die jeweilige Regierung es nicht zu lässt. Dann kann man nach diplomatischen Lösungen suchen (bilaterale Beziehungen, Ansprechpartner/Bürgen vor Ort), aber letztendlich muss man an die Sicherheit des eigenen Teams denken und dann die Sache mit geballten Fäusten vor dem Fernseher verfolgen.
ABER: Die fachliche Beurteilung ist nicht einfach. Medienberichte sind nur ein schwaches Indiz, da man immer irgendjemand finden wird, der vor der Kamera über verspätete Hilfe, kein schweres Bergungsgerät etc. lamentiert. Ob das immer stimmt weiß niemand (diese Typen gibt es ja im Prinzip bei jedem Dachstuhlbrand auch in D) und ferner handelt es sich eben um eine Katastrophe - auch das Heranführen nationaler Kräfte dauert seine Zeit. Wir erinnern uns jetzte mal ein wenig an die Oder- und Elbefluten.....
Ob die Heranführung ausländischer Teams die Lösung aller Probleme ist, bleibt eine andere Frage. Im Prinzip können sie nicht schaden (wie auch die Nachbarfeuerwehr beim Dachstuhlbrand nicht schaden kann), aber es kann durchaus sein, dass bei einem internationalen Hilfsersuchen plötzlich 20-30 USAR Teams am Flughafen stehen, die alle koordiniert etc. werden müssen - zusätzlich zu den schon bestehenden Koordinierungsaufgaben. Das Handling von "Incoming Assistance" ist übrigens eine Situation, auf die D fast gar nicht vorbereitet ist (!), weil man wohl davon ausgeht, dass das nie der Fall sein wird. Die Integration ausländischer Kräfte kann schwierig sein - stellt euch mal vor, beim nächsten Feuer ein russisches LF integrieren zu müssen...
An der Stelle könnte ich mir z.B. vorstellen, die deutschen (deutschsprachigen) Hilfskräfte stärker zu vernetzen, um im Auslandseinsatz größere Einsatzabschnitte (Städte) autark übernehmen zu können. Ferner muss ein USAR Team so flexibel sein, um schnell von Suchen/Retten auf medizinische Soforthilfe oder andere humanitäre Aufgaben umzuschalten bzw. diese anzufangen udn vor nachrückende Kräfte vorzubereiten.
Was NICHT hilft:
Einfach zum Flughafen fahren und dort vor laufenden Kameras zu proklamieren, dass man sofort los könnte, aber die böse Regierung vor Ort einen nicht lässt
Dazu einfach mal der Regierung zu unterstellen, dass sie den ganzen Kram nicht in den Griff kriegt, die Kräfte vor Ort nicht genug oder gut genug sind, man aber selber mit seinem 4 1/2 Mann starken Team jetzt alles retten könnte
Im gleichen Atemzug vielleicht eben noch Massenmord durch unterlassen unterstellen
Im aktuellen Fall hat im übrigen ein deutsches "Team" alle dies Punkte erfüllt. Super. Da steigt natürlich die Motivation der betroffenen Regierung, Hilfskräfte ins Land zu lassen.
Ironiemodus an: Mal ganz davon ab, dass solche Freelancer äußerst beliebt sind, da sie die Medien aber auch die Behörden und die UN-Einsatzleitung vor Ort (wo kann man Pipi machen, wir haben jetzt Hunger, wer fährt uns wohin, huch wir haben nur für 10 Leute Tabletten - jetzt kommen aber ganz viele...) stark beschäftigen. Ironiemodus aus. Und ich quäle mich bei Suche nach einem passablen Camping-Klo.... ,-)
So -das mal als Lagemeldung. Wenn ihr im aktuellen Fall den betroffenen Leuten helfen wollt, spendet bei den HiOrgs mit DZI oder Spendenratsiegel.
Wenn ihr tatsächlich internationale USAR-Einsätze machen wollt, dann Bedarf das einer guten Vorbereitung - so adhoc geht das nämlich nicht. Auf staatlicher Seite geht das über das THW, auf privater Seite über die ISAR oder uns - es gibt zur Zeit keine weiteren von der UN akkredidierten Teams.
Grüße, Jan
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