Rubrik | Einsatz |
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Thema | Flächenbrände USA, Colorado Springs bedroht | 110 Beiträge |
Autor | Hans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin | 729171 |
Datum | 29.06.2012 00:12 MSG-Nr: [ 729171 ] | 100040 x gelesen |
Geschrieben von ---Detlef M.---
haben Sie schonmal ein Feuer in solchem Gelände bekämpft?
Nein, und ich hätte auch keine Lust dazu. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Waldbrandes hängt von Windstärke, Bewuchsdichte und Restfeuchte im Holz ab. In Deutschland sorgt bisher unser Klima für eine Restfeuchte im Holz, die es fast immer erlaubt, dem Feuer gemütlich davonzuspazieren. Während dies im Nordosten oder äußerstem Nordwesten der USA ebenso sein mag, wurde von Feuerwehren in den Flyover States der Merksatz geprägt: "Never challenge a fire to a foot race." Dieser Satz gilt schon für ebenes Gelände, steile Hänge hinauf läuft das Feuer mit der doppelten oder dreifachen Geschwindigkeit. Was ich da im Video sehe, scheint nur von oben her zugänglich zu sein, und das möchte ich dann doch gern Mutigeren überlassen - jetzt mal ganz unabhängig davon, daß ich sowieso kein Feuerwehrmann bin. Auch als Nichtfeuerwehrmann habe ich jedoch eine plausible Vermutung, welche Restfeuchte im Holz bei 8% Luftfeuchtigkeit (und ähnlichen Werten über einen längeren Zeitraum!) und starkem Wind vorhanden sein könnte.
Mein Beitrag sollte auf etwas anderes verweisen: Die Unterscheidung zwischen brennender Natur und brennenden Ortschaften ist in den USA keine, die nur von der Öffentlichkeit gemacht wird, wie Sie, ups ... vor meinem ersten Posting hätte ich vielleicht die Hilfe gründlicher lesen sollen, ein Verbandsvertreter bin ich eher nicht ;-) ... emmh, also, wie Du es zu suggerieren schienst. Vielmehr ist dieser Unterschied tief in den Strukturen des Feuerwehrwesens institutionalisiert.
Ortschaft: Fire Department / Hose Company / whatever the name.
Vegetationsbrand irgendwo JWD: US Forest Service oder Bureau of Land Management.
Wenn Du in den USA ein Feuer am Waldrand löschst, dann löschst Du das Haus und die Gartenlaube am Waldrand, und wenn Dir das Feuer in den Wald läuft, dann holst Du die Kollegen vom Forest Service dazu. Die haben im Gegensatz zu Dir auch Allradfahrzeuge. (Na gut, vielleicht besitzt Deine Feuerwehr einen "brush truck" mit den Geländefähigkeiten eines 4x4-Sprinters, aber das war's dann auch.)
Geschrieben von Detlef M.
Das Feuer zeigt extremes Brandverhalten mit Vollfeuerläufen über lange Distanzen. Da kommen Feuerwehr als auch Forst an die Grenzen.
Forst kommt derzeit sehr, sehr schnell an seine Grenzen. US-Waldbrandtaktik sah jahrzehntelang so aus, daß man möglichst schnell in der Nähe abspringt und die Bodencrews durch Abwürfe unterstützt. Zu diesem Behufe gab es so ungefähr 50 "large airtanker" auf festem Vertrag während der Feuersaison. Die USA konnten sich das leisten, weil es diese Flugzeuge in den 50er, 60er Jahren praktisch umsonst als Abfallprodukt des Kalten Krieges gab: Durch den Rüstungswettlauf waren Bomber oft schon nach 5 Jahren veraltet. Bis heute besteht die Flotte aus diesen Flugzeugen, damals fast umsonst, heute 50 Jahre alt.
Wegen (Überraschung!) :-) technischer Mängel der Methusalems ist die Flotte jetzt auf unter 10 geschrumpft, und ein Ersatz steht immer noch in den Sternen. Dem Kongress ist nämlich das gleiche aufgefallen wie den Europäern: Muß man die Flugzeuge dafür neu kaufen, wird so ein Waldbrand plötzlich sehr, sehr teuer. Und deshalb passen zur Zeit Taktik und die noch vorhandene Ausrüstung extrem schlecht zusammen.
Daß die Feuerwehr schnell an Grenzen kommt, liegt natürlich daran, daß der Staat Colorado ca. 5400 Berufsfeuerwehrleute und ca. 9600 Freiwillige hat, bei 5 Millionen Einwohnern. Auf Deutschland umgerechnet entspräche das ungefähr 150000 freiwilligen Feuerwehrleuten für ganz Deutschland.
Beste Grüße
Hans-Joachim Zierke
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