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DIN Deutsches Institut für Normung e. V.
RubrikEinsatz zurück
Thema Erfahrungen mit Türöffnungen bei Bränden14 Beiträge
AutorJose8f M8., Dillingen / Saar / Saarland729692
Datum04.07.2012 13:35      MSG-Nr: [ 729692 ]8050 x gelesen

Hallo!

Wie vieles andere auch ist auch das von Dir geschilderte ein je-nach-Lage-Problem.

Relevante Faktoren sind:

-Wie schnell muss ich Zugang erlangen?
-Welche Zugänge stehen zur Verfügung?
-Welchen Zugang hat der Einsatzleiter ausgewählt?
-Wie ist dieser Zugang gesichert?

Einige Analysefragen / Grundgedanken dazu:
-Bestätigter Brand mit Menschenrettung oder leerstehende Lagerhalle?
-Die Höhenlagen z. B. sind meist einfacher zu öffnen, komme ich so rückwärts zu Hauptzugang?
-Der kompetente Angriffstrupp meldet seinem Gruppenführer natürlich sofort zurück wenn er erkennt, dass er vor einer Tresortür steht.
-Wenn es eine mehrfachverriegelnde Tür, ein hochwertigem Beschlag und ein guter Schließzylinder ist, was kann denn die Scheibe daneben?


Aus der Lebenserfahrung:
95% aller Türen in Privathaushalten sind schon auf wenn wir ankommen.
Der verschlossene Rest ist ebenfalls zu 80% kein größeres Problem, Kelly / Halligan reicht. Das eine Prozent wirklich zäher Türen ist dann ein Fall für schweres Werkzeug und kann auch eine Weile dauern.

Bei uns schaut es so aus, dass dem Angriffstrupp die Freiheit gegeben wird, aus den vorhandenen Werkzeugen das auszuwählen was er seiner Ansicht nach braucht.

Auf dem Erstausrücker sind dafür Halligan (Blechschneidklaue für THL KFZ), TNT-Tool, Kelly-Tool und (der Vollständigkeit halber auch hier genannt) 2 Feuerwehräxte vorhanden.

Standardmäßig wird für Brechaufgaben das Kelly Tool gewählt.
Es wird ggf. vom Angriffstrupp selbsttätig um das TNT-Tool als kraftverstärkendes Schlagwerkzeug erweitert.

Sobald es sich ergibt dass die Tür sehr widerstandsfähig ist, fordert der Angriffstrupp den Akkuspreizer nach und bereitet das Ansetzen des Spreizers vor, indem er mit dem Kelly einen möglichst großen Spalt schafft. (Wenn es denn unbedingt diese Tür sein muss.)

Sollten sich andere Probleme ergeben werden ggf. anderen Werkzeuge zur Anwendung gebracht wie z. B. der Trennschleifer oder Pedalschneider für Gitterbauteile, die Rettungskettensäge oder Säbelsäge für Holz, GFK oder Polycarbonat und so weiter.

Wichtiger Trick: Neben dem Ansehen kann ich die Leistungsfähigkeit einer Innenöffnenden Tür abschätzen, indem ich sie abdrücke, also die untere Ecke mit dem Fuß und die obere mit den Händen nach innen drücke und die Federwege des Türblattes vergleiche. Wo es sich nicht wegbiegt sitzt einen Riegel o. ä ..

Das Vorgehen in dieser Art und Weise sehe ich als Musterlösung an und empfehle deshalb zum Nachahmen auch die Eckpunkte:

Angriffstrupp wählt geeignetes Werkzeug nach Aufgabenschwerpunkt aus
Angriffstrupp fordert bei Bedarf leistungsfähigeres Werkzeug so schnell wie möglich nach
Rückfallebene gut zu tragendes hydraulisches Öffnungswerkzeug für widerstandsfähige Türen
Rückfallebene großer Trennschleifer für Gitterbauteile
Weitere Werkzeuge nach Lage

Eine Standardhaustür aufzubrechen dauert meist so zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten, ungeübt können es bis zu fünf Minuten werden.

Aus meiner Sicht hat es sich hier bewährt, ein Standardvorgehen mit Hilfe eines Türöffnungssimulators auszubilden; binnen eines Ausbildungsabends lassen sich die Standardaufbrechtechniken so wunderbar erlernen.

Ein paar Worte zu den Werkzeugen:

Halligan: Viele Möglichkeiten, aber teilweise etwas eigengefährdend bei der Arbeit damit, deshalb bevorzuge ich das Kelly Tool.

Kelly Tool (Halligan ohne Dorn): Handhabungssicher, leistungsfähiges Brechwerkzeug, brauchbarer Kompromiss für Schlagwerkzeug: Meine erste Wahl.

TNT: Als Brechwerkzeug nicht wirklich effizient, als Schlagwerkzeug brauchbar und zuverlässig. Noch mehr Schlagwucht entwickelt allerdings ein guter Spalthammer wie der Fiskars Safe T X 39 oder einen die Paratech Top-Cut als Axt, mit der ich auch bestimmungsgemäß mit der Rückseite hämmern darf.

Feuerwehraxt und dieser nachempfundene Möchtegern-Brechwerkzeuge: Bitte nicht! Erstere sollte generell durch einen guten Spalthammer ersetzt werden, für das Geld das zweiteres erfordert gibt es schon anderthalb richtige Brechwerkzeuge..

BW-Brechwerkzeugsatz nach zurückgezogener DIN 14irgendwas: Die Norm ist zurückgezogen worden weil der Satz nichts taugt. (Wer so was noch hat: Ich kaufe gerne einen günstig auf als Anschauungsmaterial: Was garantiert nicht funktioniert)

Neuer Feuerwehr-Sperrwerkzeugsatz: Gute, praxisnahe Zusammenstellung, solange Ziehen funktioniert. Empfehlenswert ist Fräsen als zweites Öffnungsstandbein aber jetzt schon für jede Wehr, die auch ein Ziehgerät vorhält. Allerdings gilt auch für diesen Satz: Üben hilft

Auch ein guter Kuhfuß (Gransfors Tove z. B.) ist ein hervorragendes Werkzeug, wenn man auf die Option verzichten kann eine Keilklinge einzuschlagen.

Die hydraulischen Werkzeuge sind natürlich die ultimative Rückfallebene.
Ob man hier einen speziellen Türöffner, einen kleinen mobilen VRW-Spreizer oder das reguläre Gerät, das man notfalls komplett mit Hydraulikaggregat zur Einsatzstelle trägt, wählt, richtet sich nach Einsatzhäufigkeit, Finanzen etc.

Nicht zu vergessen wäre noch der seit Frodo Beutlins Zeiten bewährte Rammbock: Mit den meisten älteren Standardhaustüren und Wohnungstüren ist hier binnen zwei Sekunden Einlaß zu erhaltenauch wenn das in Feuerwehrkreisen teilweise immer noch als schlechter Stil gilt.

Die Abwägung, ob ich zerstörend oder schadensarm mit höherem Zeitansatz öffne ist eine ewige Grundsatzfrage.

Ich neige bei bestätigter heißer Lage dazu, Türen, durch die ich nicht durchsehen kann, nur mit kompletter BrandbebekämpfungsPSA zu öffnen.

Mit dieser Überlegung haben sich alle filigranen Techniken einschließlich Zeihgeräte erledigt, es gibt keine gefühlsechten Brandbekämpfungshandschuhe.

Ich hoffe, die Darstellung ist nun hinreichend strukturiert und erschöpfend für Deine Zwecke.

Don`t use excessive force.

Get a bigger hammer!

Gruß, Jo

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