im Grunde genommen kann man froh sein, dass es nur "so wenige" Unfälle in dieser Richtung sind.
um mal die Chemielehrerromantik auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Am Beispiel der Lehrerausbildung für Grund und Hauptschulen in Baden Württemberg.
Ich habe seinerzeit in Heidelberg an der Pädagogischen Hochschule der zweitgrößten in Baden Württemberg studiert, Studierendenzahl etwa 4500, davon etwa 15 Studierende für das Fach Chemie für Grund und Hauptschulen. hochgerechnet auf die 6 Hochschulen im Land etwa 40 Studierende (Zahl eher zu hoch gegriffen als zu niedrig). Das ganze verteilt auf die durchschnittlich 4 Jahre Studienzeit macht 10 Absolventen pro Jahr.
1. Staatsexamen: Naturwissenschaftliche Fächer zählen zu den schwierigeren an der Hochschule, dadurch kommen etwas schlechtere Staatsexamina zu Stande als in anderen Fächern. Soweit so gut 1.Staatsexamen bestanden, schlechtere Note aber egal (oder? komme später hierauf zurück)
Nun folgt das Referendariat, Studierende für Grund und Hauptschule müssen im Referendariat sowohl in der Grund als auch in der Hauptschule unterrichten. Die Referendariatsstellen werden Zentral vom Oberschulamt vergeben, Schulen haben keinen Einfluss darauf, Referendare erst recht nicht. Aufgrund des Mangels an ausbildenden Chemielehrern( warum das so ist : siehe später) werden die Naturwissenschaftlichen Fächer dann in die Grundschule verlegt, hieß dort früher Heimat und Sachunterricht.
2.Staatsexamen:Also rein ins Referendariat und Sachunterricht unterrichtet, Didaktik für die Grundschule, die eine komplett andere ist als die für Chemie hat man mal in einer Vorlesung mitgemacht, dennoch werden eben die gleichen Anforderungen an die Chemiestudenten gestellt. Durchfallquote im Fach Sachunterricht ist die höchste im Land Baden Württemberg. Hier erwischt es dann von den 10 Absolventen im fach Chemie i.d.R. 3-4 . der Rest hat nach der schwereren Prüfung im 1.Staatsexamen jetzt wieder eins der schwereren, von dem er überhaupt keine Ahnung hat, Folge die Note wird im Vergleich zu anderen noch etwas schlechter. Aber ok bestanden.
Einstellung in den Staatsdienst: Super ich habe ein seltenes Fach, im ganzen Land werden Chemielehrer gesucht, sind doch super Voraussetzung. Ja sind es, hilft nur nicht viel, wenn per Gerichtsurteil nicht nach dem Notenschnitt eingestellt werden müsste.
Folge: Landauf, Landab wird das Fach durch fachfremde Lehrer (die mitunter noch nie ein Reagenzglas in der Hand gehalten haben, aber sie haben einen guten Abschluss in Deutsch und Religion) unterrichtet, sie haben keine Ahnung in Chemie und können deshalb auch nicht als Ausbildungslehrer (Mentoren ) tätig werden (s.o).
Gruß Gerrit
PS: leider keine Ironie sondern Realität
PPS: sorry etwas Frust von der Seele geschrieben aber wer es bis hierher geschafft hat Glückwunsch, nun wisst ihr auf welcher Basis evtl. eure Kinder unterrichtet werden.
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
Albert Einstein
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