Geschrieben von Thorsten H.Müssen wir jetzt über jedes Gefahrgut in der Nähe eines Einsatzortes die Grünen informieren und die Bevölkerung in Panik versetzen
Reden wir über Information während des Brandes oder danach?
Wenn ich mir den Vorfall in Hamburg ansehe: Während des Brandes natürlich nicht. Sonst entsteht durch die Panik genau jene Lebensgefahr, die man durch das Herunterholen der potentiell Flußsäure bildenden Stoffe gerade abgewendet hat.
Nach dem Brand? Ja, dann sollte eine Feuerwehr die Öffentlichkeit informieren. Das Wachstum von Containerschiffen wird ja nicht bei 16000 TEU aufhören. Wir haben dann in Hafenstädten wie Hamburg oder Antwerpen oder Rotterdam gigantische schwimmende Brandlasten, die hinreichend gemischt beladen sind, um in einem ungünstigeren Fall als diesem die Entscheidung zu erzwingen, die Einsatzkräfte von Bord zu holen. Deine PSA hilft nicht gut gegen Explosivstoffe. Und dann kann man sich durchaus einen Schadstoffaustritt in einer Größenordnung vorstellen, aus dem Roland Emmerich einen hübschen Film drehen könnte.
Welche Feuerwehr ist in der Lage, so eine Lage direkt neben einer Stadt von 1,8 Millionen zu beherrschen?
Hier wird von einigen so getan, als sei es natürlich, gottgewollt oder unvermeidbar, daß auch auf den größten Containerschiffen Güter transportiert werden, die in großem Umfang gefährliche Atemgifte freisetzen können. Genau das ist es nicht: Es ist das Ergebnis einer politischen Entscheidung oder Nichtentscheidung.
Wer mal auf der Vogelfluglinie gefahren ist, hat vielleicht die "Holger Danske" gesehen, das ist der kleine Kahn, viel kleiner als die anderen Fähren. Das ist die Gefahrgutfähre. Gefahrgüter ab Kategorie sowieso dürfen nicht auf die normalen Fähren. Selbstverständlich könnte man angesichts des Größenwachstums von Containerschiffen auch dort zu der Entscheidung gelangen, daß man Güter ab Gefahrenklasse XY auf spezielle Schiffe verladen muß. Ob man das tut, ist eine politische Entscheidung, und falls es zu einem Prozeß in dieser Richtung kommt, wird es sicherlich 20 Jahre dauern, denn auf IMO-Regeln müssen sich viele, viele Akteure international einigen. Man erinnere sich, wie lange es gedauert hat, bis alle Tanker Doppelrümpfe hatten!
Ehrlich gesagt bin ich nicht 100% sicher, ob eine Trennung notwendig ist, oder wieviel Trennung notwendig ist, und schon gar nicht, wie Regeln dazu aussehen sollten. Sicher bin ich aber, daß die Bevölkerung ein Recht darauf hat, sich informiert eine Meinung zu bilden dazu. (Ja, auch dann, wenn mir diese Meinungsbildung gelegentlich ein fassungsloses Staunen abringt.)
Und der Feuerwehr schadet die Information doch nun gewiß nicht: Die Hamburger wissen jetzt wieder, was sie an ihrer Feuerwehr haben.
Geschrieben von Thorsten H.Ich bin überzeugt, wenn irgendeine Gefahr bestanden hätte, hätte man die Leute rechtzeitig evakuiert/ informiert.
Natürlich hätte man das nicht getan. Es ist unmöglich, die Hamburger Innenstadt kurzfristig zu evakuieren. Das beste, was man hätte erreichen können: Türen und Fenster zwischen Nasen und Flußsäure zu bringen.
Beste Grüße
Hans-Joachim
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