Geschrieben von Daniel R.Die Feuerwehr(en) sind in weiten Teilen dieser Katastrophe nicht besonders im Fokus gewesen, standen angesichts ihres Kräfteaufgebots eher im Hintergrund.
Das war erst mal nicht mein Eindruck. Die Feuerwehren treten durchaus auf. Nur tun sie das eben nicht so konzentriert wie andere. Nachdem es keine offizielle Bundesorganisation der Feuerwehren gibt, gibt es eben keine zentralen Stellungnahmen. Und? Die Feuerwehren zuhause haben m.E. durchaus ordentliche Pressearbeit gemacht. Nur suchen sich eben Pressevertreter im Einsatz lieber höhere ansprechpartner, als - bei einer so großen Lage verhältnismäßig gesehen - einen "kleinen Wehrleiter". Da ist der Pressesprecher eines (wie auch immer gearteten) Stabes einfach interessanter.
Das ist auch kein Mangel, sondern ergibt sich aus dem, was die Feuerwehren nunmal eigentlich sind: Die Organisation zur örtlichen Gefahrenabwehr. Überörtlicher KatS ist da eben in gewissem Sinne ein "Abfallprodukt". Andere haben das als Haupt- und primäre Aufgabe.
Geschrieben von Daniel R.Wo ist der Artikel unrichtig oder unrealistisch?
- "Die [Feuerwehrleute] müssten doch eigentlich auf dem einen oder anderen Bild zu sehen sein Oder hält man sie für hilfsbereite Bürger, weil sie als Feuerwehrleute nicht erkennbar sind"
=> Glaubt das wirklich jemand? Ich nicht. Das einzige wäre, dass teilweise viel Privatkleidung getragen wird. Ließe sich abstellen oder einschränken, wenn ausreichend Dienstkleidung gestellt würde.
- "im Gegensatz z. B. zu den THW- Helfern in ihren auffälligen Westen?"
=> Die Westen, die einige THW-Helfer tragen, sind grundsätzlich privat beschafft und gehören nicht zur Grundausstattung. Aber sie sind eben einheitlich und haben deswegen einen großen Wiedererkennungswert. Davon ist man ja bekanntlich bei den Feuerwehren weit entfernt und die Sache wird eher schlechter als besser. Es funktioniert zwar bei einzelnen Feuerwehren tlw. ganz gut, aber insgesamt versucht ja doch eher jeder, sich von der Masse abzuheben.
- "Oder sind Feuerwehrleute vor allem dort eingesetzt, wo keine Kameras laufen?"
=> Es waren meines Eindrucks nach alle Organisationen überall einigermaßen gemischt eingesetzt. Allerdings könnte man durchaus argumentieren, dass die Feuerwehren sich v.a. durch Manpower hervorgetan haben, weniger durch spektakuläre, medienwirksame Technik oder Aktionen (große Pumpaktionen, Deichsprengungen, Panzereinsätze, etc.). Das kommt aber daher, dass - wie oben erwähnt - das nicht ihre ureigenste Aufgabe ist.
- "Auch ein Hochwasser ist eine Einsatzstelle, insofern erteilt der Einsatzleiter oder ein von ihm Beauftragter Presseauskünfte und es gibt keine Medienarbeit an der Einsatzstelle ohne Genehmigung der Einsatzleitung."
=> Völliger Unsinn. Die Medien arbeiten erst mal - soweit rechtlich möglich - wo und wie sie wollen. Und sie filmen/fotografieren was sie so mögen. Und mal ehrlich: Wer glaubt denn ernsthaft, dass der Einsatzleiter jede einzelne Presseinformation absegnet? Nicht bei so einer großen Lage. Da sind die Ansprechpartner Abschnittsleiter und Unterabschnittsleiter gefragt. Zumindest für "kleine" Pressevertreter. Warum? Weil ein Pressevertreter, der an einer Einsatzstelle auftaucht und dann mit "na das muss erst mal der Einsatzleiter genehmigen, komm mal in 2 Stunden wieder" genau das nicht tun wird. Entweder er macht auf eigene Faust weiter, oder er sucht sich eine bessere Stelle.
- "Deswegen gibt es auch die Stabsfunktion S5, weil Medienpräsenz wichtig ist."
=> Das ist tatsächlich richtig, allerdings kann es nicht Aufgabe eines S5 sein, darauf zu achten, dass auch bitteschön jede Einsatzorganisation anteilig im richtigen Verhältnis auftritt.
- "Entweder hat sich die Berichterstattung verselbstständigt oder sie wurde bewusst von der Einsatzleitung so zugelassen. Beides wäre bedauerlich."
=> Selbstverständlich verselbstständigt sich bei so einer großen Flächenlage die Berichterstattung in gewissen Dingen. Man darf doch nicht glauben, dass die Pressevertreter genau das tun, was man von ihnen will. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Die melden sich nunmal nicht so an und ab, wie das die Einheiten der BOS tun. Entsprechend sind sie nicht vollständig kontrollierbar.
- Eigentlich wären die Innenministerien gefordert, die Leistungen der Feuerwehren zu erfassen und darzustellen.
=> Absolut unrealistisch. Zum einen, weil das nicht wirklich deren Zuständigkeit ist, zum anderen weil sie das auch sonst nie tun, und damit kaum Erfahrung haben dürften. Das sieht halt bei anderen Organisationen anders aus. Da wurde/wird die Pressearbeit im Einsatz durch die gleichen Leute gemacht, die das auch in Friedenszeiten, bzw. bei kleineren Einsätzen tun. Außerdem ist die Ansprache eines Ministeriumssprechers mit Hemd und Krawatte, der sonst in den großen Medien kaum auftritt, sicher sehr spannend und ansprechend... Es kommen doch schon ansprachen von Politikern, die wenigstens in gewisser Weise verantwortlich sind, nicht überall besonders gut an. Und da kommen wir zu Äußerlichkeiten: Ja, es sieht besser aus, wenn jemand in gepflegter Einsatz- oder Dienstkleidung mit den Medien spricht, als in Zivil oder "Geschäftsanzug".
Auf Teufel komm raus Medienarbeit zu leisten, weil man erkennt, dass der eigene Anteil in den Medien geringer war als der der anderen, könnte leicht nach hinten losgehen in die Richtung "Wir haben aber viel mehr gemacht!" Die Medienvertreter suchen sich schon ihre interessanten Inhalte. Die kann man liefern, oder eben nicht. S.o. zu dem Gedanken, ob es einfach daran lag, was die Feuerwehr so gemacht hat. Gute Arbeit war es ohne Frage. Nur wenn es halt keine besonderen Bilder sind (und das sind an Tag 10 einer Hochwasserlage ein Sandsackplatz, eine -kette, oder ein -verbau eben kaum noch), bekommt man wenig Aufmerksamkeit.
Und noch ein Gedanke zum Schluss: Gönnt doch auch mal anderen Einsatzorganisationen auch einen großen Medienauftritt. Wie oft tauchen die sonst im "Alltagsgeschäft" so auf? Wie oft tun das die Feuerwehren? Insgesamt dürften die Feuerwehren deutlich mehr vertreten sein. [1]
So. Ich habe fertig, Jehova!
[1]: Natürlich könnte das Teil des Problems sein, die Arbeit der Feuerwehren ist für viele "nichts besonderes", weil eben alltäglich. Um genau zu sein, hat die Feuerwehr auch im Tagesgeschäft vergleichsweise spektakulärere Bilder zu bieten, als "nur" Sandsäcke. Aber wann sieht man schon mal das THW, die Bundeswehr, die Hilfsorganiationen im Einsatz?
MfG (Mit fränkischen Grüßen)
Linus
(Ach ja: Wenn ich etwas schreibe, tue ich dies nach bestem Wissen und Gewissen - was nicht heißen soll, dass es auch wirklich richtig sein muss.)
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