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RubrikEinsatz zurück
ThemaÖkosystem 'Brand'?..., war: NL Park wegen Feuer evak.    # 18 Beiträge
AutorAndr8eas8 H.8, Weißwasser O.L. / Sachsen788247
Datum11.05.2014 11:24      MSG-Nr: [ 788247 ]3654 x gelesen
Infos:
  • 21.04.14 Feuerökologie - Lasst es brennen

  • ... und ich dachte schon, allein mit meiner Meinung dazustehen ...

    Ich möchte im folgendem mal etwas zum Thema "Feuerökologie, lasst es brennen" am Beispiel Deutschland schreiben.

    Die heutigen Wälder in Deutschland sind zumeist wirtschaftlich ausgerichtete Forstbestände. Hierbei wird darauf geachtetet, dass vom Begründen von Waldbeständen bis zu deren Ernte alles wirtschaftlich durchdacht ist. Kleine Setzlinge werden in Reih und Glied gepflanzt, um eine bessere Bearbeitung (Kultur,- Jungwuchs,- Jungbestandspflege usw) zu gwährleisten. Alle 20 Meter werden Rückegassen freigehalten oder bei Pflegearbeiten angelegt. Von diesen Gassen aus erntet der Harvester die Bäume, die Stämme werden aufgeladen und an den Hauptwegen gestappelt. Beim Anlegen künstlicher Waldbestände besteht der Vorteil, dass alles gleich ist. Gleich - GROß, ALT, DICK usw. Da ist wirtschaftliches arbeiten garantiert. Ein Feuer in solchen Beständen veringert die finanziellen Einnahmen, welche bereits eingeplant waren. Zudem kommen andere Kosten hinzu (Wiederaufforstung, um wieder gleichalte, große und dicke Bäume zu bekommen, usw).
    Zudem besteht die Gefahr, gesunde Bestände durch die nun einfallenden Schadinsekten ebenfalls wertmindernt verkaufen zu müssen.

    Natürlich steigt nach Durchforstungen der Anteil brennbarer Materialien am Boden. Was für den Waldkreislauf gut ist, könnte bei einem Feuer zur Gefahr werden, weil ... ja alles das gleiche ist. Wenn auf 100, 500 oder 1000 ha nur Kiefer steht, und die gleich alt, groß und dick ist und übereall das gleich gut brennbare Material herumliegt, wirds wohl auf der Gesamten Fläche ein gleichermaßen intensives und folgenschweres Feuer geben.
    Kommen dann geeignete Löschmaßnahmen nicht in Gang und es brennen große Flächen ab, ist der Teufelskreis in Gang gebracht, weil ... richtig ... wieder gleiche Waldbestände angelegt werden und irgendwann wieder ein gleichgroßes Feuer dort wüten kann. Beispiele gibt es dafür genug.

    Aus meiner Region ... Hermannsdorfer Revier bei Weißwasser ...

    1962 - 2000 ha
    1988 - 1000 ha
    1992 - 1000 ha
    1993 - 200 ha

    Brandenburg und Niedersachsen dürften ihre eigenen Brandrevieren haben ....

    Aber wie sähe denn der Wald ohne diese wirtschaftlichen Aspekte aus? Oder? Wie sah der Wald in Deutschland aus?

    Die Kiefer ist eine recht anspruchslose Baumart, meist auf den Sandböden Ostdeutschlands zu finden. Diese Baumart benötigt viel Licht, um "wirtschaftlich" heranzureifen. Wenn sich im Kiefernaltbestand (60 jährig) die eigene Naturverjüngung einstellt, sieht mann minder wirtschaftliche Nachkömmlinge. Nicht gerade und schlecht im Zuwachs (höhe und dicke), weil ja etwas Licht fehlt, da dieses von den Altbäumen gemindert wird.
    Da sind Eichen, Buchen und Fichten anders. Die brauchen in jungen Jahren etwas weniger Licht oder anders gesagt, sie kommen besser damit klar ;-)
    Mischen sich durch natürliche Verbreitungsmethoden z.B. Eichen in einen Kiefernbestand, so wachsen sie in die Höhe. Haben sie diese erreicht und ausreichend PLatz da oben, mach sich die Eichen so richtig breit. Nun wirds am Waldboden so richtig dunkel. Kiefern werden nur noch sperrlich gedeihen. Der Wald würde sich also sukzessive zu einem Mischwald oder gar einen Laubmischwald selbst umbauen. Die Kiefer würde dann auf die Extremstandorte ausweichen.

    Dies würde aber nur geschehen, wenn wir unsere Finger aus diesem Spiel lassen würden. Die Waldbestände unter Schutz stellen oder keine Waldbrände (unnatürliche Ursache) zulassen bzw. entstande schnell bekämpfen. Denn dann könnte sich ein 100% selbstständiger Kreislauf entwickeln, der sich über Jahrhunderte und darüber hinaus am Leben halten würde.

    So geschehen im Naturschutzgebiet "Urwald Weißwasser". Zwar war dieses Gebiet nur 60 ha groß, waren aber Bäume unterschiedlichstem Alter, Größe, Form und Art darin verteten. So standen dort 150 jährige Kiefern (seltenheitswert), 300 - 400 jährige Eichen, die Lausitzer Gieflandsfichte mit ihrem nördlichstem Verbreitungsgebiet und noch viele mehr. Auch kleinere Pflanze wie z.B. seltene Orchideen waren dort zu finden. Auch Totholz war vorhanden. War ... denn der Braunkohlehunger machte diesem zwar kleinem aber überaus wertvollem Waldgebiet ein jehes Ende ...

    Zudem war dieses Waldgebiet nicht weit entfernt von der "Versuchsanstalt" des Fürsten Pückler entfernt. Denn am Jagdschloss probierte er die Gestaltung der Natur im gärtnerischem Sinne aus, welche später im benachbartem Muskau Umgesetzt wurde und heutigen zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Um dies u.a. durch Feuer nicht zu verlieren, wurden u.a. die Waldeinteilungen vorgenommen und der Feuerwachturm erfunden. Alles, um dass gärtnerische aber auch das forstliche zu schützen. Schließlich lebte man vom Wald.

    Kommen wir noch einem mal zum o.g. Teufelskreis. Das Revier Hermannsdorf bei Weißwasser verlor mittlerweile einen Großteil seiner Fläche an den Tagebau und wurde in den letzten zwei Jahren wieder aufgeforstet. ... in Reih und Glied ... alles gleich > groß, alt, dick ...

    Zum anderen muss festgestellt werden, dass Feuer für den "deutschen Wald" nicht die große Rolle spielt, da die Bäume das Feuer nicht brauchen. Unseren Wäldern genügt die Wärme im Frühjahr und Sommer, um Samen zu produzieren und diese fallen zu lassen. Hier ist Feuer eher kontrproduktiv, abgesehen von der wirtschaftlichkeit. Hier gibt es durch Feuer eher mehr negative Einflüsse, da sich nach dem Feuer erst die Pioniere ansiedeln. Pioniere wären Kiefern, Birken ....
    Wieder brennbar? wieder Teufelskreis?

    Wir sollten die Wälder schon vor Feuer schützen, aber bitte im Einklang mit der Natur. Es geht nicht darum, an dem Baum einen Rauchmelder oder Feuerlöscher zu hängen. Aber ein wenige Grundschutz tut dem deutschen Wald gut, wenn er naturnah heranreifen soll, wirtschaftlich genutzt wird und zudem seine Multifunktionalität erbringen muss. Gerade im Hinblick auf den zu erwartenden Klimawandel sollte dies noch stärker im Fokus stehen.

    P.S. Ich habe erst kürzlich die Auswertungen zu den klimatischen Bedingung sowie den bisherigen Änderungen in SAchsen erhalten. In diesem Klimakompendium für diesen Feistaat stehen einige Fakten drin, die schon nachdenklich machen, und das mit sämtlich Messwerten und deren Auswertung, abgesehn von den Prognosen. Im Bundesvergleich hat Sachsen das stärkste Niederschlagsdefizit. Ich möchte nicht tiefer bei dieser Thematik hier einsteigen, nur aber daran erinnern, dass da etwas am kommen ist und wir dieses in solche Diskussionen mit einbeziehen sollten.

    Wie wird der Wald in Deutschland zukünftig aussehen? Was tun wir dafür? Was nicht? Was sollten wir tun? Was können wir tun? Was müssen wir tun?

    Gruß Andreas
    ----------------

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    "1 Mann in der ersten viertel Stunde ist mehr Wert, als 100 Mann nach einer Stunde!"

    Walter Seitz (1863 - 1945)
    >> Erfinder des Feuerwachturmes im Muskauer Forst bei Weißwasser

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