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RubrikUnfallverhütung zurück
Thema8x höheres Risiko mit Sondersignal - Fragen zum Hintergrund14 Beiträge
AutorSeba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP791619
Datum12.07.2014 14:54      MSG-Nr: [ 791619 ]8838 x gelesen

In diversen Artikeln, Schulungen und Diskussionen zu Sondersignalfahrten bzw. -unfällen wird das Forschungsprojekt 8933 der BASt zitiert, vor allem reduziert auf die Aussage "Sondersignal = 8mal höhere Unfallgefahr". Manchmal (z.B. hier) aber auch mit der längeren Fassung:
- 17mal höheres Risiko eines Unfalls mit hohem Sachschaden bei einer Einsatzfahrt mit Sonderrechten im Vergleich zu einer Fahrt ohne Sonderrechten
- 8mal höhere Gefahr eines Unfalls mit schwer Verletzten
- 4mal höhere Gefahr eines tödlichen Unfallausgangs
- Alle 19 Sekunden auftreten einer kritischen Situation


Online scheint das damalige Forschungsprojekt nicht in vollem Umfang zu finden zu sein, und es liegt mir derzeit auch nicht vor. Aber wo man so oft die "8x höhere Unfallgefahr" liest, kommen mir ein paar Fragen dazu:

Gibt es neuere, aktuellere Studien? Das BASt-Projekt ist immerhin kurz vor dem 20. Geburtstag, Fahrzeug und Sondersignaltechnik sowie die Ausbildung der Einsatzfahrer sind heute doch etwas weiter, als das 1995 in der Fläche der Fall war. Das Forschungsprojekt "Verkehrssicherheit bei Einsatzfahrten" der Hochschule der Sächsischen Polizei und des Instituts für Verkehrsrecht und Verkehrsverhalten Bautzen läuft (lief?) seit ca. 2000, da findet man allerdings vor allem auch Aussagen, die sich wiederum auf die alten BASt-Daten stützen.

Auf welcher Datengrundlage basieren diese Statistiken? Zu dem sächsischen Projekt findet man eine Aussage, dass "ca. 700 Einsatzfahrer aus Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten mittels eines standardisierten Fragebogens über Unfallerlebnisse und Unfallrisiken bei deren Einsatzfahrten befragt" wurden, und an anderer Stelle mal explizit 80 Notärzte anlässlich irgendeines Kongresses. Zu den Basisdaten der BASt-Statistik finde ich derzeit nichts. Interessant wäre doch z.B. eine Unterscheidung Haupt-/Ehrenamt, eine Unterscheidung der Organisationen, werden z.B Fahrten im geschlossenen Verband berücksichtigt, Differenzierung zwischen ersten Fahrzeugen oder (zeitunkritischeren) Nachrücker, Stadt/Land usw., und vor allem: Zu welchen Fahrten werden die entsprechenden Unfallfahrten dann in Bezug gesetzt?

Könnte es sein, dass hier oft mit Zahlen argumentiert und ausgebildet wird (8x höheres Risiko...), die letztlich schon deutlich veraltet sind und/oder auf einer sehr wackligen, unbekannten Datenbasis stehen? Z.B. findet man hier eine Auflistung zu der Aussage "Alle 19 Sekunden auftreten einer kritischen Situation", demnach zählt als "kritische Situation" auf einer Einsatzfahrt u.a. auch ein Überholvorgang auf gerader zweispuriger Strecke. Was ist jetzt genau daran so kritisch, was macht hier einen Unterschied zwischen Sondersignal- oder normaler Zivilistenfahrt aus?

Kurz: Was ist die Aussage "Sondersignal = 8 mal höhere Unfallgefahr" überhaupt wert?

"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war.
Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat."
(Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)

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