Geschrieben von Bernhard D.
Was aber sind aber die " kulturellen " Unterschiede zwischen FW und THW ?
Als noch jemand, der beide Seiten kennt.
Neben der schon genannten unterschiedlichen zeitlichen Ausrichtung:
- Das THW denkt viel stärker in Einheiten. Man kann nicht einfach "das THW" holen, man muss schon sagen, was man genau möchte. Also Bergungsgruppen oder bestimmte Fachgruppen. Einfach "einen Technischen Zug" oder "5 Gruppen" anfordern wird nicht das gewünschte Ergebnis bringen, weil die Gruppen stark voneinander abweichende Fähigkeiten haben.
- Das THW denkt viel stärker in Funktionen. Ich bin einer Untereinheit (in meinem Fall Fachgruppe Wassergefahren) zugeordnet. Ich habe da meine feste Position (Fachhelfer als Bootsführer/Sprechfunker), ich habe namentlich benannte Führungskräfte (1 Zugführer, 1 Gruppenführer, 2 Truppführer). Ich bin kein Bergungshelfer und kann dementsprechend im Bergungseinsatz zwar unterstützen, da man in der Grundausbildung mit Gerät der Bergungsgruppen arbeitet. Aber bestimmte Bergungsaufgaben gehören nicht zu meiner Ausbildung. Dafür eben die Fachausbildung meiner Fachgruppe. Von der Positionierung hängen auch Lehrgänge ab. Ich bekommen eben einen Bootsführerlehrgang. Wird ein Bergungshelfer normalerweise nicht so einfach bekommen. Ich mache dafür keinen Kettensägen-Lehrgang, usw. Kurz: Im THW kann nicht jeder alles, und auch nicht jeder das meiste, wie das in den Feuerwehren in aller Regel der Fall ist. Dafür können die Helfer bestimmte Sachen eben besonders gut.
So kommt es auch, dass im Gegensatz zur Feuerwehr, der Leiter des Ortsverbandes (der Ortsbeauftragte) nicht die ranghöchste Führungskraft im regulären Einsatz ist. (Das ist der Zugführer.) Das sind zwei verschiedene Funktionen, die nicht in Personalunion besetzt werden dürfen.
- Das THW versteht sich im Einsatz in der Regel als eine Organisation, und nicht als Ortsverband A und Ortsverband B und Ortsverband C. Wenn es nötig ist, werden ohne Probleme Kräfte aus zwei Einheiten, die sich vorher nie begegnet sind, zusammen geworfen, um eine größere Einheit zu bilden.
Das Funktioniert so, weil alle eine wirklich gleichwertige Grundausbildungsprüfung haben, weil alle Fachkräfte eine gleichwertige Fachausbildung durchlaufen, weil größtenteils gleichartige Technik verwendet wird. Es kennen auch alle die gleichen Probleme. Als simples Beispiel ist nun mal jedem die Fleece-Innenjacke zu groß.
- Das THW unterstellt sich IMMER.
- Das THW hat aber gleichzeitig auch immer eine eigene Hintergrund-Struktur zuhause, die sogenannten "Leitungs- und Koordinierungsstäbe". Die gibt es auf allen Ebenen, also Ortsverband, Geschäftsstelle, Landesverband, Leitung. Die sind die "Heimatfront" und kümmern sich um allen Papierkram, ggf. Nachschub, Personalwechsel, etc. Diese LuK-Stäbe haben auch die Fürsorgepflicht für die Kräfte vor Ort. Wenn die Kräfte an der Einsatzstelle nicht versorgt, oder gar gefährdet werden, kann der LuK-Stab lenkend eingreifen und im Extremfall die Kräfte abziehen.
- Das THW denkt weiter voraus. Schon wenn eine THW-Einheit an der Einsatzstelle eintrifft, will der Einheitsführer am besten wissen: Wem soll ich mich unterstellen, wo soll ich mich hinstellen, wo ist mein Fluchtweg, was soll ich machen, wo und wann bekomme ich Kraftstoff, wo und wann bekomme ich Verpflegung? Und unter Umständen noch mehr.
Und das sind nur die Punkte, die mir auf die Schnelle so eingefallen sind. Es gibt sicher noch einen Haufen mehr.
MfG (Mit fränkischen Grüßen)
Linus
(Ach ja: Wenn ich etwas schreibe, tue ich dies nach bestem Wissen und Gewissen - was nicht heißen soll, dass es auch wirklich richtig sein muss.)
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