Immer wieder müssen größere Tiere wie Pferde und Kühe aus Notlagen befreit werden, etwa aus Gräben, Schlammlöchern, Pools, aus Boxen oder Transportern. Die Zahl solcher Einsätze nimmt kontinuierlich zu.
Rettungseinsätze verlangen den beteiligten Einsatzkräften ein Maximum an Konzentration, Leistung und verantwortungsbewusstem Handeln ab. Jeder Einsatz birgt ein Risiko. Das gilt insbesondere dort, wo Großtiere beteiligt sind. Wie an allen anderen Einsatzorten gilt auch hier: Helfen kann nur, wer selbst geschützt ist, die Risiken einzuschätzen vermag und geeignete Handlungsoptionen kennt.
83 Prozent aller Menschen würden ihre Gesundheit oder ihr Leben für ein Tier riskieren. Diese Zahl zeigt, dass bei einer Tierrettung wegen des von den beteiligten Menschen ausgehenden Gefahrenpotenzials besondere Aufmerksamkeit und Maßnahmen unerlässlich sind. Hinzu kommt das Verhalten des verunfallten Tieres, das aller Wahrscheinlichkeit nach eine erhöhte Erregbarkeit aufgrund von Angst, Stress, Schmerzen zeigt. Ein Wechsel von Ruhephasen und wilden unkontrollierten Befreiungsversuchen ist ein typisches Verhaltensmuster. Tiere, die keinen Ausweg sehen, können einen Angriff als Verhaltensoption (Oppositions-Reflex) wählen. Großtiere denken nicht, sie reagieren und das extrem schnell. Wer wahrscheinliche Verhaltensmuster von Tier und Menschen kennt, wer über geeignete Einsatzstrategien und -techniken verfügt sowie einige wenige Spezialwerkzeuge zur Hand hat, kann Großtiereinsätze unter Einhaltung hoher Sicherheitsstandards bewältigen.
Die bisher angewandten Einsatztechniken führen zwar oft zur Rettung des Tieres, in den meisten Fällen jedoch werden Rettungskräfte gefährdet und dem Tierschutz wird nur unzureichend Genüge getan. In zahlreichen Ländern ist die Spezialtechnik Großtierrettung bereits Standard. Wenn es um das Thema Sichere Großtierrettung geht, ist Deutschland bedauerlicherweise (noch) Schlusslicht. BF aus Köln, Frankfurt, aber auch Tierrettungs-Spezialeinheiten wie aus dem Main-Taunus-Kreis sowie Landes-Feuerwehrschulen werden zunehmend auf das Thema aufmerksam und haben bereits erste Einheiten geschult.
Seit gut zwei Jahren mache ich Feuerwehren und andere Rettungsorganisationen auf die speziellen Anforderungen solcher Einsätze aufmerksam. Ziel ist es, das sicherheitsoptimierte Konzept für Großtiereinsätze bekannt zu machen.
Ziele der Technischen Großtierrettung:
(1) Ausgebildete Tierretter am Einsatzort verringern die Gefahr, dass anwesende Personen oder nicht ausgebildete Einsatzkräfte bei dem Versuch, dem Tier zu helfen, zu Schaden kommen.
(2) Die Spezialtechnik Großtierrettung vermindert Stress und zusätzliche Verletzungen des Tieres.
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