1. Freiwillige Feuerwehr
2. Feuerwehrfrau
Ich habe an der (entschärften) Umfrage teilgenommen und mich von der ersten bis zur letzten Frage nur geärgert:
In suggestiver Form wird die Zustimmung bzw. Ablehnung von Klischees und Vorurteilen abgefragt, ohne eine inhaltlich Vertiefung zu ermöglichen. Dabei sind die Fragen so primitiv formuliert, dass das Diskussionsniveau bei jedem Grillabend der FF auch nach dem fünften Bier noch um Dimensionen höher liegt. Was soll man antworten auf die Frage: "Stimmen Sie der Aussage zu, dass sich durch die Fusion von Feuerwehren die Eintreffzeit verkürzt? Trifft voll zu/teilweise zu/teils teils usw. Was soll das?
Auch die Frage, ob ich mich durch die Ausbildung gut auf Einsätze vorbereitet fühle, macht doch keinen Sinn, wenn man nicht anschließend danach fragt, woran es fehlt, oder zumindest zwischen Standort-, Kreis- und Landesausbildung differenziert.
Nach eigener Aussage will der LFV auch seine eigene Arbeit hinterfragen. Dazu gibt es drei Fragen nach der Bekanntheit und dem Newsletter und eine Frage, ob die Arbeit den Kameraden nützt. Nicht mehr, keine Differenzierung, keine Themen, keine inhaltlichen Vorschläge - nichts!
Wesentlich umfangreicher ist der Fragenblock zur Person des Befragten. Hier sollte ich nicht nur meine Konfession angeben, sondern auch einschätzen, für wie religiös ich mich halte. Außerdem, ob meine Kinder ausschließlich/überwiegend von mir oder meinem Partner betreut werden. Erst nach langem Suchen fand ich auch die versteckten Antwortmöglichkeiten: verheiratet, gemeinsam in einem Haushalt lebend, Kinder werden zusammen erzogen.
Welche Ergebnisse wird eine solche Befragung wohl erzielen und was bringt das der Feuerwehr bei der Bewältigung der unbestritten großen Herausforderungen?
Ein Teilergebnis kann ich vorwegnehmen (Achtung: Spekulation): Der Anteil von Kameraden "anderen" Geschlechts (weder männlich noch weiblich) wird wohl unterrepräsentiert sein. Na dann...
Noch ein paar Anmerkungen zu den wieder gestrichenen Fragen:
Es ist soziologisch sicher interessant, die Einstellung von FF-Kameraden zu gesellschaftspolitischen Veränderungsprozessen zu erfragen (Familienbild, Migrations- und Asylpolitik, Leitkultur vs. Multikulti-Gesellschaft, Rechtsextremismus). Diese Fragen, über die jeden Abend im Fernsehen diskutiert wird (von bayrischen Kruzifixen bis Gaulandts Vogelschiss), sind aber so vielschichtig, dass ich sie nicht mit der Zustimmung/Ablehnung von banalen Primitivparolen abbilden kann. Die Feuerwehr als Abbild der Gesellschaft ist da viel differenzierter und qualifizierter als es sich die Fragesteller offenbar vorstellen. Und dass mir von "meinem" LFV auf einem Niveau Fragen gestellt werden, die mich als minderbemittelten Depp hinstellen, davon fühle ich mich beleidigt - und viele andere offenbar auch.
Ganz nebenbei: Warum gibt es keine Fragen zum Linksextremismus, zu radikalislamischen Positionen, zur Homosexualität in der Feuerwehr - darf das nicht sein oder traut man uns das nicht zu? Interessant wäre doch zum Beispiel die Frage, ob der leider wieder aufkeimende Antisemitismus in der Gesellschaft nicht vielleicht linksextrem oder islamistisch geprägt ist statt ihn holzschnittartig mit rechtsextremer Gesinnung in Verbindung zu bringen. Aber das ist den Fragestellern wohl alles viel zu kompliziert.
Viele Grüße von der sommerlichen Ostsee
Rainer
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