Ich stimme dir insoweit zu, dass die Verletzungsmuster (und auch Personenanzahl) dieses Einsatzes objektiv betrachtet zwar umfangreich waren, aber im Einsatzdienst einer Großstadt so zunächst noch nichts außergewöhnliches darstellen. Das mag dann natürlich trotzdem in wenigen Fällen der berühmte Tropfen gewesen sein, der das Fass überlaufen lässt, aber in der Häufigkeit (jeder vierte FWler vor Ort) wohl kaum.
Allerdings darf man die Situation und die psychische Belastung nicht nur auf die Bilder reduzieren. Beispielhaft Auszüge aus dem Bericht im Jahresbericht 2016 der Berliner FW:
Ob es sich tatsächlich um einen Anschlag und nicht nur einen Unfall handelte und ob die Einsatzstelle absolut sicher war, konnte erst Stunden später beantwortet werden.
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Gegen 23.20 Uhr musste ein verdächtiger Koffer durch die Entschär-fer der Polizei in der Nähe der Rankestraße kontrolliert gesprengt werden. Diese Information erhielt die Einsatzleitung der Feuerwehr nicht. Der laute Knall der kontrollierten Sprengung schreckte die noch an der Einsatzstelle befindlichen Einsatzkräfte auf - an diesem Abend und unter dem Eindruck des Anschlages ein zusätzlicher Schreck, der vermeidbar gewesen wäre.
So begaben sich Angehörige der Berliner Feuerwehr, die aus den Medien von diesem Anschlag erfahren hatten, selbst-ständig zu ihrer Dienststelle und wurden beispielsweise in der Ser-viceeinheit Einsatzlenkung als Rumpfstab tätig. Wachleiter der um-liegenden Feuerwachen versetzten sich ebenfalls in den Dienst, um den von dieser Einsatzstelle zurückkehrenden Kolleginnen und Kolle-gen als Ansprechpartner oder einfach nur als Zuhörer zur Verfügung zu stehen.
Ein Fachberater der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) koordinierte als Teil der Einsatzleitung die Maßnahmen der Betreuung. Aber auch die zuerst tätigen Einsatzkräfte konnten noch in der Nacht durch das Einsatznachsorgeteam (ENT) im Beisein des LBD auf der Feuerwache Moabit betreut werden. Zwei Tage nach dem Einsatz fand im Dienstgebäude Mitte ein zentrales Debriefing statt, an dem rund 80 Einsatzkräfte teilnahmen und das durch die Einsatznachsorge-Teams aus Hamburg und Brandenburg unterstützt wurde
Der terroristische Hintergrund gibt dem ganzen eine nochmals deutlich andere Richtung. Und da ich arg bezweifel, dass solche Einsatzhintergründe schon ausreichend in der Beamtenversorgung angekommen sind, finde ich den Vorstoß der Berliner Einsatzkräfte absolut richtig.
Alleine, dass 59 Verfahren offenbar noch gar nicht beschieden wurden, finde ich im Übrigen ein Armutszeugnis für Berlin, und für die Personalfürsorge dort.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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