News | Newsletter | Einsätze | Feuerwehr-Markt | Fahrzeug-Markt | Fahrzeuge | Industrie-News | BOS-Firmen | TV-Tipps | Job-Börse |
Rubrik | Freiw. Feuerwehr | zurück | ||
Thema | Wir brauchen einen Wandel - nicht nur digital! # | 14 Beiträge | ||
Autor | Pete8r M8., Ronneburg / Hessen | 854373 | ||
Datum | 19.12.2019 14:29 MSG-Nr: [ 854373 ] | 2235 x gelesen | ||
Infos: | ||||
Geschrieben von Fabian B. Für mich sind Gender-Themen reines divide et impera Gequatsche. Da muss ich dir leider widersprechen. Das Problem ist eher, dass das Thema von verschiedenen Interessensgruppen in verschiedene, konträre Richtungen inzwischen derart überstrapaziert wurde, dass extrem viele Leute inzwischen reflexartig ablehnend reagieren. Aber machen wir uns doch mal ehrlich - Feuerwehr wirkt auf einen großen Teil der Außenstehenden nicht wirklich einladend: - In der Außenwirkung ist es eine relativ homogene Menge überwiegend männlicher, Auto- & Technikverliebter Typen - Sie grenzen sich gegenüber Außenstehenden allein schon durch ihren Sprachgebrauch (Abkürzungen, Fachbegriffe) und Themen (die sich meist um die Gruppe, deren Technik oder frühere Ereignisse drehen) unbewusst von der Außenwelt ab - Auch Ernährungstechnisch sieht Feuerwehr außen immer ein bisschen nach Bier, Hackbraten oder Rindswurst aus - In vielen Feuerwehren existiert zudem eine ungesunde Rivalität zu irgendwelchen anderen Feuerwehren - am besten noch aus der gleichen Stadt oder Gemeinde. Man arbeitet zusammen - und kaum sitzt man im eigenen Gerätehaus am Tisch, wird wieder über die Anderen hergezogen. Warum? Weil es schon immer so war! Mag bisweilen ganz lustig sein, ist aber nicht nur schlecht für den Teamgeist sondern wirkt auf Außenstehende auch eher abschreckend. - Dazu kommen dann noch alle möglichen Hindernisse die hier schon vielfach erörtert wurden - sei es Zeitaufwand für Ausbildung, langfristige Verpflichtung, verständnislose Arbeitgeber, häufiges umziehen, zunehmende Pendelzeiten zur Arbeitsstelle, arbeitsseitig eingeforderte Flexibilität. Auf all die Fragen muss ein/e neue/r Kamerad*in (scnr) Antworten finden, bevor dann die weiteren Probleme anfangen... Und jetzt kommen wir langsam zum angesprochenen Thema Gender und Diversität: - Wir (die Insider) wissen, dass am Ende auch "Normabweichler" willkommen sind, integriert werden und respektierte Mitglieder unserer Feuerwehr werden können. Aber die müssen nicht nur eine Menge Mut sondern auch zeitweilig ein dickes Fell mitbringen. - Menschen mit alternativen Lebensentwürfen sind stark unterrepräsentiert. Die Gründe hierfür sind vielfältig - einer davon ist sicherlich auch, dass Menschen mit einem eher konventionellen familiären Umfeld eine höhere Wahrscheinlichkeit haben lange an einem Ort zu leben und sich dort heimisch / für die Gesellschaft mitverantwortlich fühlen. Homosexuelle, die vielleicht als Schüler gemobbt wurden, innerhalb ihrer Familie kritisch beäugt wurden und möglichst schnell von Zuhause weggezogen sind, haben da sicherlich erst mal ein geringeres Identifikationspotenzial. - Es wird immer wieder Situationen geben, die eigentlich für Betroffene ziemlich schwer erträglich sein dürften: in angeheiterter Runde nach der Übung wird ein Schwulenwitz erzählt, die sich Regelmässig im Feuerwehrhaus einfindende Alters- und Ehrenabteilung sitzt bei einem Bier zusammen und es wird über Flüchtlinge, Ausländer und sonstiges Gesocks hergezogen. Und Frauen in der Feuerwehr - wo man jetzt auch noch extra Toilette gebaut hat - hätte es unter ihm nicht gegeben - postuliert dann noch der alte Wehrführer. - Macht euch mal bewusst, wie stark Rollenbilder auch in der Feuerwehr gelebt werden. Wer kümmert sich meist um Jugendfeuerwehr, Kinderfeuerwehr, Verpflegung etc. wie viele weibliche Führungskräfte, Leiter der Feuerwehr usw. hat euer Landkreis vorzuweisen. Wo sind die sichtbaren Vorbilder? - In welcher Feuerwehr wurde noch nicht lautstark über das "d" in irgendwelchen Stellenausschreibungen der Stadt oder Gemeinde gelästert. Aber stellt euch die Situation in eurer Feuerwehr vor, wenn eine pre-operation Transgender Person bei euch anfangen möchte. Angefangen vom Wehrführer, der - nennen wir sie Martina - einen Spind zuweisen soll: links oder rechts? Überlegt euch mal wie viel getuschelt werden würde, wie unnatürlich einige Kameraden mit der Person umgehen werden. Da werden einige ähnlich überfordert sein, wie die Landesfeuerwehrverbände mit einem Präsidenten, der den Christopher Street Day besucht. Das dürfte nicht wirklich eine Willkommensamosphäre schaffen. Ich denke, dass wir als Feuerwehr technisch / organisatorisch gar keine so arg riesigen Klimmzüge machen müssen, um auch für Menschen mit alternativen Lebensentwürfen, anderer Herkunft oder anderem Genderempfinden attraktiver zu werden. Genauso wie in der Rindswurstbastion Feuerwehr inzwischen auch vielerorts für die Vegetarier was essbares auf der Jahreshauptversammlung angeboten wird und die sich nicht mit einer Scheibe Brot und Senf begnügen müssen. Es ist vielmehr erforderlich, an der Atmosphäre, der Sprachverwendung und der sichtbaren Offenheit zu arbeiten. Dicke Bretter. Ich weiß. Und noch ein Hinweis zu der Strategie Feuerwehrleute für ihr Tun zu bezahlen: Dieser Anreiz funktioniert leider nur bei einer recht überschaubaren Teilmenge unserer Mitglieder. Das hat sich unter anderem bei Feuerwehren gezeigt, die trotz recht guter Bezahlung der Kräfte Brandschutzsicherheitsdiensten zu "unattraktiven" Zeiten kaum realisiert bekommen. Wir haben es eindeutig mit einer zunehmenden Höherbewertung von Individualismus, Freizeit und Freiheit in der Gesellschaft zu tun - bei gleichzeitiger Abnahme eines Verantwortungsgefühls für die Gesellschaft oder auch die eigene Feuerwehr. Ein Beispiel: In fast jeder Feuerwehr rennt inzwischen bestimmt ein eigentlich tauglicher Atemschutzgeräteträger mit Vollbart rum. | ||||
<< [Master] | antworten | >> | ||
flache Ansicht | Beitrag merken | alle Beiträge als gelesen markieren | ||
|
|