Geschrieben von Christian R.Aber die Pressefotografen sind wirtschaftlich davon abhängig, dass ihnen ihre Bilder abgekauft werden. Wenn jetzt eine Behörde "bessere" Bilder zu Dumpingpreisen anbietet, dann wird dem freien Fotografen seine wirtschaftliche Grundlage entzogen. Das ist soweit richtig, aber Behörde kann man heutzutage getrost streichen, und durch "Jedermann" ersetzen.
Das ist das wahre große Problem der Pressefotografen. Der Markt ist anbieterseitig völlig überfüllt. Die Technik ermöglicht es, dass man dem Bild nicht ansieht ob es ein betrunkener Blinder oder ein gelernter Profifotograf gefertigt hat. Und auf der Nachfrageseite ist höchste Qualität auch nicht zwingend gefragt, die meisten Artikel sind eh Eintagsfliegen-News, da setzt man ein 0815-Bildchen hin und gut ists.
Das Verhalten der Münchner mag nicht in Ordnung sein, aber wenn die morgen aufhören stehen die Pressefotografen trotzdem weiter im Regen. Das ist eine Pseudodiskussion, die da geführt und rechtlich bewertet wird.
Das kann man auch anhand der im Bericht genannten Zahlen sehen:
Geschrieben vom ndr"abgedruckt gehen 25 Euro an die Stadtkasse. Bartl hat bei der Branddirektion München nachgefragt: 2017 hat die Feuerwehr rund 370 Fotos angeboten. Selbst wenn alle 370 Fotos abgedruckt wurden, macht das 9.250 EUR für die Stadtkasse. Alleine der Feuerwehranteil im Haushalt von München 2017 waren Gesamtauszahlungen von 118.405.146 EUR bei Gesamteinzahlungen von 22.701.798 EUR.
Und den 370 Fotos stehen lt. Jahresbericht 79.167 Einsätze gegenüber, bereinigt um reine RD-Alarme waren es 6.430 Brandalarme (12 als Großbrände, 113 als Mittelbrände klassifiziert) und 20.116 Hilfeleistungen (darunter 351 VU, 68 Hochbauunfälle). Man kann wohl davon ausgehen, dass auch unter Beachtung des alltäglichen Einsatzkleinkrams mit den 370 Fotos kaum die fotografierende Medienlandschaft Münchens lahmgelegt wurde. In den anderen Kommunen, den angeblich "vielen", wird es kaum anders aussehen, München wird ja in den ewig wiederkehrenden Diskussionen immer als das Negativbeispiel genannt.
Daraus eine Diskussion um die Rettung der freien Presse zu machen, geht mir daher viel zu weit. Pressefotografen und Verbände müssten sich überlegen, wie man mit dem (m.E. zurecht völlig freien) Tätigkeitsfeld der Fotografie und den nachfragenden Medien (Leserreporter, Kostenfragen...) zukünftig umgeht, um freie Pressefotografie weiterhin als wirtschaftlich lebensfähiges Berufsfeld erhalten zu können. Sich da nur auf die Feuerwehr zu beschränken, wird ihnen nix bringen.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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