Geschrieben von Wolfgang K.Direkte Hilfe in der jetzigen Notsituation ist sicher wichtig und richtig. Aber Spanien und Italien haben, auch dank EU-Vorgaben ihre Gesundheitssyteme kaputt gespart. Die gilt es wieder aufzubauen. Aber wir finanzieren in der EU lieber Arbeitslosigkeit und andere unsinnige Dinge anstatt in notwendige und vernünftige Infrastruktur aufzubauen bzw zu erhalten. Aber jetzt wirds wieder politisch.
Es gibt Länder mit sehr viel stärker kaputt gespartem Gesundheitssystem, die sich deutlich besser geschlagen haben als Deutschland. Zum Beispiel Griechenland.
Wir sind daran gewöhnt, Griechenland für das am schlechtesten verwaltete Land Europas zu halten, nur ... in der Covid-Krise hat man sich dort klüger verhalten als fast überall sonst. Griechenland hat die älteste Karneval-Tradition der Welt, mit riesigen Straßenparties. Die griechische Regierung hat sich ein Herz gefaßt und den Karneval mitten im Karneval abgebrochen, was vermutlich entscheidend war für den glimpflichen Verlauf. Das war so ähnlich, als wenn die Bundesregierung Freitags bekanntgibt, daß Rosenmontag ausfällt. Und zwar, ohne daß es zu dieser Zeit eine nennenswerte Zahl von Fällen in den Krankenhäusern gab!
Allgemein kann man sagen, daß nicht die Qualität des Gesundheitswesens das wichtigste ist, sondern die simple Frage, ob eine Regierung erst dann reagiert, wenn die Fallzahlen in den Krankenhäusern nach oben schießen, oder ... drei Tage früher. Die belgische Ministerpräsidentin hat sich erst gerade vor ein paar Tagen vor der Presse entblößt mit der Anmerkung, daß man nicht die Infektionszahlen, sondern die Zahlen der Krankenhauseinlieferungen beobachte. Und auf diese Weise mitgeteilt, warum kein anderes etwas größere Land in Europa so viele Tote hat wie Belgien.
Die jetzige Situation in Spanien ist auch nicht irgendwie entstanden, sondern durch das Totalversagen der Regionalregierung im Bereich Madrid. Die hat trotz der gewonnenen Erfahrungen selbst dann nicht reagiert, als die Infektionszahlen auf das fünf- bis zehnfache des deutschen Grenzwerts hochgingen, sondern auf die Krankenhäuser geschielt. Bloß ist es halt zu spät, wenn COVID massenhaft in den Notaufnahmen aufschlägt.
In diesem Fall wird es also notwendigerweise politisch. Allerdings nicht im üblichen Sinne, entlang von Parteigrenzen oder eines Rechts-/Links-Schemas, denn es haben sowohl rechte als auch linke Regierungen hervorragend oder miserabel abgeschnitten. Griechenland war unter einer konservativen Regierung erfolgreich, Neuseeland unter einer eher linken Regierung. Parteipolitisch wird es höchstens dann, wenn eine Partei so weit außerhalb des üblichen Spektrums steht, daß man sich aus parteipolitischen Gründen beratungsresistent gegenüber der Wissenschaft verhält. In allen anderen Fällen liegt es daran, daß Politik nicht nur aus Überzeugungen, sondern auch aus Handwerk besteht. Das wird bisweilen vergessen.
Hans-Joachim
"Zu allen Zeiten zogen Prozessionen von Lustigen durch die Straßen und riefen, dass die Pestilenz gar keine Kraft habe, wenn man es nur wirklich wolle."
Thomas Fischer
Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen |