Rubrik | Katastrophenschutz |
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Thema | Führung bei Hochwasserkatastrophe RLP/NRW - waR: Lage in NRW / RLP ... #
| 184 Beiträge |
Autor | Seba8sti8an 8K., Grafschaft / RLP | 870940 |
Datum | 28.07.2021 10:44 MSG-Nr: [ 870940 ] | 11063 x gelesen |
Führungsdienst-Richtlinie; Richtlinie für den Führungsdienst im Brandschutz, in der Allgemeinen Hilfe und im Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz.
1. Verbandsgemeinde, Gebietskörperschaft in RLP bestehend aus selbständigen Ortsgemeinden. In solchen Gemeinden ist die VG der Träger der Feuerwehr, es sind jedoch in der Regel Örtliche Einheiten pro Ortsgemeinde aufzustellen.
2. Verwaltungsgericht
3. Verwaltungsgemeinschaft
Technische Einsatzleitung
Brandmeldeanlage
Technische Einsatzleitung
Ich vermute hier v.a. zwei grundlegende Probleme:
1) Die ersten Erkundungen und darauf basierenden Lagebilder wurden noch in Führungsstrukturen und -einrichtungen erstellt, die dann vorübergehend und auch dauerhaft weggebrochen sind, da Räume gewechselt werden mussten (die hinterher auch nicht mehr nutzbar sind), ELWs umgestellt, die betreibenden Einheiten durch persönliche Betroffenheit verständlicherweise auch nicht die volle Leistungsfähigkeit hatten... Während sich die Strukturen nach FüRi gleichzeitig nach oben hin erweitert haben, Abschnitte neu bzw. umgebildet wurden, Ergebnis: Chaos erstmal perfekt. Viele Einsatzmeldungen, die mehrfach angefordert, teils auch nach Erledigung nochmal, oder wo Rückmeldungen verspätet zur anfordernden Stelle kamen, kann man sicher darauf schieben.
2) Die betroffenen Kommunen haben auch und gerade infolge des Unwetters "normale" Grundschutzeinsätze abzuwickeln. Bad Neuenahr hat zwischenzeitlich in einem kurzen Bericht geschrieben, alleine in der ersten Woche wären dort über 2.000 Einsätze abgewickelt worden. Dabei war noch kein Wasser im Keller oder Mitwirkung bei der Infrastrukturreparatur, sondern nur beschränkt auf Menschenrettungen, Türöffnungen (z.B. nach Vermisstenmeldungen), Kleinbrände, RD-Unterstützungen.
Gleichzeitig waren die Wehren aber auch stark getroffen. Neuenahr hat von 3 Gerätehäusern in Zugstärke noch eins betriebsfähig, einzelne Fahrzeuge nicht mehr einsatzbereit, vom Personal was auch irgendwann mal an sich selber denken muss ganz zu schweigen. Und in der VG Altenahr sieht es noch viel schlimmer aus. Die "Reste" der Feuerwehr dort haben im allgemeinen auch mit solchen Grundschutztätigkeiten genug zu tun, und ansonsten sind sie in ihren Dörfern gerade eher als Teil der betroffenen, sich selbst helfenden Bevölkerung zu sehen, denn als Teil der BOS-Strukturen. Steht in keinem Lehrbuch so, ist aber Fakt. Die Einsätze dieses Grundschutzes kamen im Übrigen überwiegend über den normalen Meldeweg (Notruf-Leitstelle), zum Teil aber auch seitens der TEL bzw. der AL.
Mein ganz persönlicher Eindruck ist: Die übergeordneten Führungsstrukturen brauchten zuerst zu lange, um sich erstmal zu entscheiden, was sie von diesen verbliebenen "Feuerwehrresten" überhaupt noch erwarten können und wollen, und brauchten v.a. dann auch viel zu lange, um diese auch mit überörtlichen Kräften personell und materiell so aufzustocken, dass der "Alltag" dort weiterlaufen kann. Natürlich hat die Stadtwehr durchgehend noch betriebsbereite und besetzte (H)LFs, aber erstmal keine Wasserversorgung, und der gemeldete PKW-Brand steht dann auf einmal senkrecht an der Fassade vom Möbelhaus Franke, oder die BMA hier links löst aus... Deshalb wurde aus den Kommunen frühzeitig und "auf kurzen Dienstwegen" auf überörtliche Kräfte zugegriffen (oder auch schlicht deren Angebote angenommen), während oder auch schon bevor die TEL ihren "eigenen" Kräftebedarf koordiniert hat.
Ich weiß selber nicht, ob das in diesen Größenordnungen überhaupt schneller zu koordinieren wäre, aber für die örtlichen Wehren hätte man von Anfang an viel umfangreicher noch Unterstützungskräfte in den reinen Grundschutz packen müssen, weil völlig logisch ist dass die angesichts der Umstände das alleine und dauerhaft nicht annähernd gestemmt kriegen konnten. Oder alternativ die Abschnitte so bestücken, dass jeder kleinste Alltagseinsatz ausschließlich über die dortigen Meldewege läuft, dann aber auch zeitnah von dort mit Einheiten geführt und bearbeitet wird.
Kurz könnte man sagen: Einsatzmäßig wollte man hier Katastrophenlage und Alltag gerade im FW-Bereich etwas nebeneinander laufen lassen, für kurzfristig auftretende, zeitkritische Einsätze vermutlich eher der richtige (oder auch der einzige?) Weg, für eine saubere Organisation und Führung in der Größenordnung der Lage aber der schwierigste oder halt direkt unmögliche.
Diverse Schilderungen hier im Thema sind dann praktisch die unvermeidbare Folge davon.
"In der Regel machen es die reinen Experten nicht gut. Das ist wie vor Gericht. Der Zeuge weiß, wie es war, versteht aber nichts. Der Gutachter versteht alles, weiß aber nicht, wie es war. Der Richter versteht nichts und weiß nichts, aber er entscheidet - nachdem er alle angehört hat." (Wolfgang Schäuble, Stern-Interview vom 20.06.2013)
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| 14.07.2021 08:11 |
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Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü) Bevölkerungswarnung - war: Lage in NRW / RLP - ist: Starkregen/Unwetter und der KatS | |