Rubrik | Katastrophenschutz |
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Thema | Führung bei Hochwasserkatastrophe RLP/NRW - waR: Lage in NRW / RLP ... #
| 184 Beiträge |
Autor | Bjor8n R8., Mommenheim / Rheinland-Pfalz | 871302 |
Datum | 06.08.2021 15:29 MSG-Nr: [ 871302 ] | 8643 x gelesen |
in my not so humble opinion - Meiner unbescheidenen Meinung nach
Technisches Hilfswerk
Mannschaftstransportwagen
Feuerwehr
Rettungstransportwagen
(Altfahrzeuge nach DIN 75080, heute nach DIN EN 1789 Typ C)
Umfangreiche medizinische Ausstattung.
Zum Transport von Notfallpatienten vorgesehen gemäß RettG NW.
Einsatzleiter
Landesbrand- und Katastrophenschutzgesetz
1. Verbandsgemeinde, Gebietskörperschaft in RLP bestehend aus selbständigen Ortsgemeinden. In solchen Gemeinden ist die VG der Träger der Feuerwehr, es sind jedoch in der Regel Örtliche Einheiten pro Ortsgemeinde aufzustellen.
2. Verwaltungsgericht
3. Verwaltungsgemeinschaft
Fachberater
Technisches Hilfswerk
Deutsches Rotes Kreuz
1. Abschnittsleiter
2. Anhängeleiter
Rheinland-Pfalz:
Die ADD ist eine obere Landesbehörde des Landes Rheinland-Pfalz, die als Bindeglied zwischen dem Innenministerium und den kommunalen Selbstverwaltungsbehörden agiert. Sie nimmt hierbei diverse Aufgaben in Form eines "Servicecenters" für das Innenministerium war, z. B. die Bearbeitung und Bewilligung von Zuwendungsanträgen für den Großteil der Feuerwehrfahrzeuge.
=> www.add.rlp.de
Hi,
Gesagt von Linnertz (ADD) Er habe durchaus Verständnis dafür, dass es manchmal aus den Blickwinkeln der Helfer vor Ort oder Betroffener Kritik an der Arbeit gebe, weil sie andere Bedürfnisse vor Ort sähen.
Ach!?!
Ich hoffe, diese zutiefst subjektive Sichtweise hat ihn nicht allzu sehr überrascht.
Ansonsten übersetze ich mal für mich:
- Die FwDV100 fordert die Stabsarbeit genau so wie er sie macht. Nur so kann man überhaupt arbeiten. Da kann er auch nichts dran ändern.
- Der Stab braucht die Infos von vor Ort. Die gibt es nicht, weil man nicht kommunizieren kann oder die Straße nicht da.
Gesagt von Linnertz (ADD)Dabei verschwieg der Leiter des Krisenstabs nicht, dass die völlig zerstörte Infrastruktur der Verkehrswege und der Kommunikation Einfluss auf die Hilfeleistungen in den ersten Tagen hatte. Es war nicht so einfach, immer adäquate Lagebilder zu bekommen und es hat länger gedauert, die Einsatzschwerpunkte in den Einsatzorten festzulegen.
Hier liegt IMNSHO das zentrale Problem der ersten Tage - das Erstellen eines Lagebilds für den Krisenstab.
Und so hat man halt tausende willige Helfer zum Nürburgring geholt, die da dann gewartet haben bis im Stab die Lage klar war (wann ist die Lage ausreichend klar?), eine Entscheidung gefällt wurde und der passende Auftrag gefertigt werden konnte.
Diese Zeitspanne war schlicht zu lang - da haben die freiwilligen Helfer schneller agiert.
Dabei geht es um die ersten 10 Tage, nicht darum, wie jetzt 3 Wochen später vor Ort gearbeitet wird. Da stellen sich jetzt ja ganz andere Fragen.
Wenn man masive Kräfte alarmiert, um sie im Bereitstellungsraum verfügbar zu haben, dann sollte man die ersten Kräfte auch direkt vor Ort schicken bis man überall eine (externe, s.u.) Einheit hat.
Und wenn die flasche Facheinheit des THW initial vor Ort ist ist dies nicht optimal, aber wenigstens ist jemand vor Ort und kann Rückmeldung geben.
Bleiben wir im bekannten Feuerwehrführungsvorgang:
Bei Eintreffen an der E-Stelle kennen wir es: direkte Lagemeldung auf Sicht.
Danach Erkunden und den ersten Befehl. Dann qualiifizierte Rückmeldung mit Nachforderung weiterer Kräfte bei Bedarf.
Im aktuellen Fall also Entsenden von Kräften möglichst schnell vor Ort für Sofortmassnahmen und eine möglichst schnelle qualifizierte Lagemeldung.
Bei einem solchen Ereignis ist doch davon auszugehen, dass es nicht innerhalb eines Tages abgeschlossen sein wird.
Weiterhin ist davon auszugehen, dass die örtlichen Kräfte nur sehr eingeschränkt oder in vielen Fällen gar nicht einsatzbereit sind.
Also ist alles von aussen beizubringen. Nicht als Konkurrenz zu den Kräften vor Ort, sondern als Unterstützung.
Und wenn ich mir den "üblichen Kreis-Verband" mit ca. 180 Leuten und 23 Fahrzeugen anschaue, dann habe ich entweder drei MTW oder gar ELW1 dabei, die ich jeweils an den zentralen Platz stellen kann und dann je Ort dann Kräfte zuweisen.
Hauptjob ist dann dort erstmal vor Ort Kontakt zu Bgm, örtlicher FW und Wirken als Repräsentanz der öffentlichen Ordnung. Da reden wir nicht von Keller auspumpen, Strassen befahrbar machen o.ä. Sondern von Lage erkunden.
War es Israel, wo die Mannschaft des ersteintreffenden RTWs nach einem Anschlag nicht aussteigen soll, sondern nur aus dem RTW von vor Ort Lagemeldungen geben soll. So lange bis genügend weitere Kräfte vor Ort sind und eine örtliche EL existiert? Da geht es auch erstmal nur um Lage, Lage, Lage.
Schaffen wir also einen Brückenkopf vor Ort.
Jeder Kreis muss laut LBKG §5 einen Stab vorhalten, üblicherweise gibt es für den auch einen ELW2, der sicherlich in der Situation auch mitgenommen werden kann. Der kann dann für den Verband die zentrale Führung sein. Daran angehängt dann auch die SEG-S und -V, die im Idealfall eh schon mit unterwegs ist/sind. Und der muss ja auch nicht vor Ort auf dem Dorfplatz campieren - die Führung des Abschnittes findet sicherlich irgendwo einen Raum um geordnet arbeiten zu können. Schule, Tagungsraum, Gemeindehalle,...
Nehmen wir die Zuordnungen von daheim mit, haben wir vlt. pro VG einen Zug im Verband den wir dann einzeln einem Ort(steil), einem Dorf, einer Strasse zuweisen können und der auch wieder (fast) autark tätig werden und erkunden kann.
Und ja, bis jetzt wäre auch noch alles DV100 konform. Wegen mir gibt es für jede "S1" bis "S6" Weste noch einen Träger, auch die FB Westen für THW und DRK können in den Einsatz kommen.
Aber schauen wir, dass wir dem Chaos vor Ort so schnell wie möglich eine Struktur entgegenstellen.
Eben nicht vogelfrei, nicht auf eigene Aktivität, sondern korrekt aufgehängt und eingebunden.
Im Idealfall sind dies dann alles Kräfte, die sich schon von daheim kennen, kommt man schneller ins Arbeiten.
Allerdings - und da stösst dann auch dieses Modell (ehrlicherweise) an Grenzen: Das Ganze klappt sicherlich für einige Tage so ad-hoc.
Sobald es daran geht, konkrete Aufträge an dritte (Bauunternehmen, Versorgung der Bevölkerung, Entsorger,...) zu vergeben muss natürlich klar sein, welche Kompetenzen (bzw. welches Budget) der einzelne Abschnittsleiter zur Verfügung hat.
Wird ihm vertraut, die ersten 100kEUR schon sinnvoll zu beauftragen und die daraufhin tätigen erhalten auch ihr Geld? Oder muss hier "jemand im Stab da oben" das Ganze erst prüfen und freigeben?
Hätte der AL vor Ort zB die @fire-Kollegen mit ihren Stromaggregaten auch beauftragen können? Oder Lohnunternehmer zum Freiräumen der Strasse um den Rettungsweg wieder herzustellen?
Aktuell können wir ja sehr dankbar sein, dass hier viel über Freiwilligkeit gelaufen ist. Machen ohne den Anspruch auf Entschädigung.
Sollte sich nun aber das Bild wenden und der erste Bauunternehmer darüber berichten, dass er zwar 4 Leute mit Gerät für eine Woche freigestellt hat, aber er noch nicht mal seinen kaputten Reifen erstattet bekommt, wird es das nächste Mal vmtl. schwieriger. Da bin ich echt auf die kommenden Wochen gespannt.
Wer bezahlt die Rechnung des Bäckers 5 Orte weiter, der jeden Morgen 500 Brötchen für den Verband backt?
Die 1.000EUR dafür sind sicher im Bereich des Rundungsfehlers der Gesamtkosten, trotzdem sollte sich der Bäcker darauf verlassen können, sein Geld - zeitnah - zu erhalten.
Wieso kann dies alles nicht über den Herkunftslandkreis abgerechnet werden, der dies dann nach Abschluss zentral dem Land, der ADD, dem Bund oder wem auch immer in Rechnung stellt? Die Zahlstelle dort hat sicher mehr Kapazität als die vor Ort, die Rechnung zu prüfen und dann zur Zahlung freizugeben. Ideralerweise kennt die Zahlstelle auch den Beauftragenden FW-Kameraden und kann bei Bedarf nachfragen.
Vermutlich wird aber das Verwaltungsrecht solchen Überlegungen sehr schnell einen Riegel vorschieben.
Und so werden wir weiterhin in der Lage mit all ihren (selbst gemachten) Einschränkungen leben müssen.
TL;DR:
Der Aufbau einer zentralen Struktur vor Ort im Katastrophenfall mit alleiniger Entscheidungsgewalt sorgt für nicht hinnehmbare Verzögerungen in den ersten Tagen. Kleinere flexiblere Einheiten, eingebunden in die Führungsstruktur, mit mehr Entscheidungsfreiheiten bis hin zu (beschränkter) Budgetgewalt können für ein schnelleres Lagebild und damit verbunden schnellere Hilfe vor Ort sorgen.
Danke fürs Lesen, länger geworden als gedacht.
So long,
Bjorn
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| 14.07.2021 08:11 |
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Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü) Bevölkerungswarnung - war: Lage in NRW / RLP - ist: Starkregen/Unwetter und der KatS | |