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Rubrik | Katastrophenschutz | zurück | ||
Thema | Führung bei Hochwasserkatastrophe RLP/NRW - waR: Lage in NRW / RLP ... | 184 Beiträge | ||
Autor | Hans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin | 871379 | ||
Datum | 08.08.2021 19:09 MSG-Nr: [ 871379 ] | 7854 x gelesen | ||
Geschrieben von Michael W. Geschrieben von Hans-Joachim Z."An der Ahr gab es riesige Eingriffe, jedenfalls im Verhältnis zur Größe des Flusses!" Rhein bei Rees: MQ 2290 m3/s Ahr bei Bad Bodendorf: MQ 6 m3/s Im Vergleich zur Größe des Flusses? Sicher? Geschrieben von Michael W. Hier gab auch der Talverlauf größtenteils das Überschwemmungsgebiet vor, bei der Fluthöhe spielte es auch größtenteils gar keine Rolle mehr, ob da was kanalisiert oder umgebaut wurde. So wie übrigens wohl auch 1804 schon. Nein, da übersiehst Du etwas. Das Schwemmland einer Flußaue kann enorme Wassermengen aufnehmen. Das ist ein Schwamm. Wenn Du an einem solchen Ort ein Haus baust, kann es Dir passieren, daß Dir der Keller vollläuft, bevor an der Oberfläche irgendetwas passiert. Der Talboden des Ahrtals ist historisch betrachtet ein Sumpf gewesen, deshalb wurde dieses Tal extrem spät besiedelt, da wollte keiner hin. Und noch im vorletzten Jahrhundert sah das Tal so aus: (Mit der Ausrichtung von Karten nach Norden sah man das damals nicht so eng. Eine Kompaßrose müßte nach links zeigen. Der schmale Nebenarm auf diesem Kartenbild wurde später zur alleinigen Ahr gemacht.) Breiter, flacher Fluß, Furkationen hierhin und dorthin, Inselchen, die durch Furten erreicht wurden. Wo das Tal eng war, gab es keine Möglichkeit, eine Straße anzulegen. Der Postverkehr erfolgte im frühen 19. Jahrhundert durch Boten, zu Fuß, weil das zum Teil nur auf Wegen über die Höhenzüge möglich war. Wo die Flußaue in Ackerland verwandelt worden war, holte sich der Fluß seine Aue regelmäßig zurück: Desgleichen weilen durch den schädlichen Ahrfluss und dessen fast immerwährenden Überschwemmungen und Einreissungen vielen und zwar von den allerbesten Morgen, sowoll Landts als benden fundity evertirt und weggenommen werden Pitten .... wir Unterthänigst...wollen diesen abgang bey ihrer Revision gnädigst beherzigen. Den Effekt der Wasserspeicherung im Tal kannst Du übrigens selbst heute noch, mit der schmalen, kanalisierten Ahr wahrnehmen: In Bad Bodendorf, direkt vor der Mündung in den Rhein, führt die Ahr weniger Wasser als in Altenahr. Damals muß der Effekt viel größer gewesen sein. Vor allem aber geht die Speicherfähigkeit des Bodens in die Rechnung ein, in wie viel Durchfluss sich eine gegebene Regenmenge verwandelt. Der Durchfluß war 1804 deutlich höher als in 2021, die dazugehörige Regenmenge wird drastisch höher gewesen sein, denke ich. Geschrieben von Michael W. Trotz deutlich weniger Bebauung und wohl auch mehr Abstand vom Fluss gab es trotzdem massive Verluste sowohl unter den Bewohnern wie auch an Häusern. In nostalgischen Betrachtungen machen nur wir Fehler im Umgang mit der Natur, die Altvorderen wußten das alles viel besser. In realistischen Betrachtungen trieb schon das Römische Reich allerlei Unfug mit der Natur. Ich meine gelesen zu haben, daß die historischen Ortszentren von Kreuzberg und Altenburg auf verlandeten Nebenarmen der Ahr errichtet wurden, was ungefähr so clever war wie heutige Bauland-Entscheidungen. Ich finde die Quelle aber gerade nicht. Und dann muß man noch vor einer voreiligen Interpretation von Opferzahlen warnen. Bei der Ahrflut von 1910 gab es über 50 Tote. Die meisten davon waren ... Kroaten. Und jetzt rate, wie es dazu kommen konnte.* Beim Hochwasser von 1804 muß man auch berücksichtigen, daß das mittlere Ahrtal keine wirkliche Verkehrserschließung hatte. Erreichbar wurde das Tal nach 1834, nachdem Preußen das Loch nach Altenahr durch den Felsen gesprengt hatte. (Das war damals eine richtig große Sache, so mit Kronprinz als Durchstichdurchschreiter, der erste Tunnel Preußens, dem in folgenden Jahren erst einmal kein weiterer folgte.) Das heißt: Hilfe war 1804 vollständig Selbsthilfe. Da kam niemand. Wie denn? Womit denn? Altenahr erreichte man zu Fuß. Da kam kein Helikopter und pflückte Dich vom Dach. 1910, da war das anders. Da war die erste Behelfsbrücke noch am Abend des Katastrophentages errichtet, am nächsten Morgen eine weitere (mit Weinfässern als Schwimmkörpern). Die preußischen Pioniere waren schneller vor Ort als das THW, trotz unterbrochener Telegraphenleitungen. Geschrieben von Michael W. Das Tal wurde jedenfalls seitdem nicht enger. Geologisch gesehen war das Tal bei Altenahr im Jahr 1995 ungefähr gleich breit wie in 1834. (Die Bilder stammen fast, aber leider nicht genau aus dem gleichen Bereich.) Hans-Joachim *Die Toten von 1910 waren überwiegend Bahnarbeiter für den Ausbau der Ahrtalbahn, die in Baracken nahe des Flusses untergebracht waren. Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen Geändert von Hans-Joachim Z. [08.08.21 19:17] Grund: = nur für angemeldete User sichtbar = | ||||
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