Rubrik | Katastrophenschutz |
zurück
|
Thema | Führung bei Hochwasserkatastrophe RLP/NRW - waR: Lage in NRW / RLP ... | 184 Beiträge |
Autor | Hans8-Jo8ach8im 8Z., Berlin / Berlin | 871382 |
Datum | 08.08.2021 22:05 MSG-Nr: [ 871382 ] | 7777 x gelesen |
Geschrieben von Dirk S.Ich weiß nicht von welche Vorstellung du von der Ahr hast. Wenn man die Ahr in Arme aufteilt, dann kann man die auf allen Vieren durchqueren und das Kinn wird nicht mal feucht.
Ja! Als die Ahr noch naturbelassener war, führten die Ahrtalwege mehrfach durch den Fluß. Das war ganz normal, da durchzumarschieren, durch die Ahr. Zur Schneeschmelze war das mit dem Furten allerdings unpraktisch.
Geschrieben von Dirk S.Sorry, ich stand selber an der Ahr; das Flüsschen hat mich in keiner Weise beeindruckt und es ist schwer vorzustellen das dieses 10-15m breite und 0.5m tiefe Flüsschen, für derartige Zerstörung verantwortlich war.
Durchfluß normalerweise: 6 Kubikmeter pro Sekunde.
Beim Hochwasser von 1804: 1200 Kubik pro Sekunde.
1200 Kubik, das ist so ungefähr der Rhein bei Speyer. Dieses Mal waren es wohl 700 oder 800, das werden die Hydrologen sicher noch genau ausrechnen.
Bei den historischen Hochwassern der Ahr war es übrigens so, daß als der eigentliche Killer der Trierbach
identifiziert wurde. Ab dem Zufluß des Trierbachs begann das Sterben. Der entwässert über 100 km2 und bringt nach hinreichender Regenmenge so viel Wasser zur Ahr, daß sie ab Müsch dann plötzlich zum Strom wird.
Ich weiß nicht, ob das diesmal auch so war, aber der Trierbach sieht noch viel harmloser aus.
Geschrieben von Dirk S.Natürlich kann man in die Vergangenheit blicken und feststellen, dass es früher auch vielerorts an Flüssen viel höhere Pegelstände gegeben hat. Wenn man die Besiedelung nach diesen Marken ausrichten würde, dann wären viele Orte und Landstriche in Deutschland unbewohnbar.
Deshalb heißt die Klimakatastrophe Klimakatastrophe: Weil sie beträchtliche Teile des heute bewohnten Gebiets unbewohnbar machen wird. Nicht etwa, weil es technisch nicht mehr möglich wäre, dort zu wohnen, sondern weil Ereignisse, mit deren Eintritt die Leute während ihrer Lebenszeit nicht gerechnet haben, hinreichend häufig werden. Und deshalb die Versicherungsprämien steigen, zum Beispiel.
Bisher hat man historische Daten ignoriert, wenn's denn gefühlt lange genug her war. Wenn man nicht gerade ein Atomkraftwerk dadurch absaufen läßt wie in Fukushima, schien das irgendwie akzeptabel zu sein.
Ist wirklich eine schöne Lage, das Ahrtal! Da lebten 1834 (als der Tunnel bei Altenahr fertig wurde) nur ein paar Bauern und Winzer, aber die Reiseschriftsteller des 19. Jahrhunderts setzten eine erste Tourismuswelle in Gang. Das waren die Influencer ihrer Tage, ganz ohne Video, ganz ohne Instagram, aber mit dem gleichen Kitsch wie heute.
Wer zum ersten Male hierhinkommt, muss sagen, dass es im ganzen Rheinlande kaum einen Punkt gibt, der sich mit diesem Fleck Erde vergleichen lässt. Weder der Rhein noch die Mosel kann einen an landschaftlichen Schönheiten so reichen Weg aufweisen, wie die kurze Strecke von Kreuzberg bis Walportzheirn. Die Berge sind allerdings nicht sehr hoch, aber das thut dem Eindrucke dieses landschaftlichen Gemäldes keinen Abbruch. Keine Gesteinesart übertrifft den Schiefer hier an malerischer Schönheit, wenn er wie hier theilweise in grotesker Gestaltung aufeinandergeschichtet zu Tage tritt, in gekrümmten gebogenen Schichten, die den Eindruck erwecken, als seien sie im halbflüssigen Zustande emporgehoben, gedrückt gequetscht und zerrissen worden, dass die spitzigen bizarren Kanten hoch in die Lüfte hineinragen. Daneben erblickt man Schieferwände, die glatt polirt wie eherne Platten dastehen, auf denen die Sonne wie in einem metallenen Spiegel reflectirt, die in ihrer steilen Glätte den wirksamsten Gegensatz zu den anderen Felswänden ausmachen, die fast nur aus scharfen und spitzen Kanten zusammengesetzt sind. Auch die Farbe des Schiefers ist die denkbar abwechslungsreichste. Die glatten Seiten der Schichten glänzen in bläulichem Metallschimmer, die Kanten gelb, rostfarben oder im bräunlichem Tone von altem Eichenholze. Darüber hat die Natur ihren grünen Schleier gebreitet, von jeder Ritze, von jedem Eckchen hat sie Besitz ergriffen, hier haben wilde Kirschbäume ihre schlanken glänzenden Stämme, dort deckt jetzt von der Dürre vertrocknetes Gras die Felsen, zwischen dem in reichlicher Fülle die brennend rothen Blumen der wilden Nelke erglänzen, die wohl nirgendwo so häufig vorkommt wie an der Ahr.
(Im "Ulysses" von Joyce wird ein ähnlicher Text mit der Bemerkung kommentiert: "He should change his drink.")
Auf jeden Fall eine schöne Gegend, die davon lebt, schön zu sein. Wenn man dort alle hundert Jahre sein Haus neu bauen muß, könnte das akzeptabel sein. Alle 50 Jahre vielleicht schon etwas weniger akzeptabel. Alle 30 Jahre ...
Mir scheint, daß viele Menschen Probleme haben, sperrige Sprachschöpfungen wie "Extremwetterereignisse werden häufiger auftreten" aus dem Meteorologendeutsch in eine konkrete, für sie bedeutsame, plastische Vorstellung umzusetzen.
Geschrieben von Dirk S.Was völlig neu war, war die Tatsache, dass sich viele Trümmerteile an den Brücken gestaut haben und nach jedem zerstörten Haus/Brücke die Flutwelle sich noch höher aufgebaut und summiert hat. Gegen schwimmende Container, LKW, Baumstämme etc. hat man einfach wenig Chance so was aufzuhalten oder zu kontrollieren! Vor allem hat man keine Kenntnis darüber, dass diese sich im Fluß befinden und sehr wenig Vorstellung darüber, was diese dann anrichten.
Sah das vielleicht ein bißchen wie 1910 aus?
Das Bild gibt die Sache nicht wirklich wieder, weil sich halt kein Photograph mehr dort hingestellt hat, als sich das Gerümpel hoch auftürmte. Damals wurde an der Bahnstrecke Dümpelfeld-Lissendorf gebaut, und das gesamte Baumaterial lag nahe Dümpelfeld im Tal herum. Dieses Baumaterial hat die Ahr mitgenommen, gegen die Brücken gedrückt und eine Brücke nach der anderen abgeräumt. In Altenahr hat sich der Feuerwehrkommandant noch Bahnarbeiter zu seinen eigenen Mannen hinzugeholt und hat versucht, bei der Straßenbrücke die Brüstung abreißen zu lassen, damit die Brücke weniger Widerstand bietet, aber das Ergebnis war ...
... naja, nicht wirklich überzeugend. Eben wie bei allen anderen Brücken.
In einer Ausgabe von "Der Feuerwehrmann" von 1910 soll es übrigens eine Einsatzbeschreibung geben.
Ciao
Hans-Joachim
"Everybody is entitled to his own views. Everybody is not entitled to his own facts."
James Schlesinger, 1975
Beitrag inhaltlich zustimmen / ablehnen |
<< [Master] | antworten | |
flache Ansicht | Beitrag merken | alle Beiträge als gelesen markieren |
|
| 14.07.2021 08:11 |
|
Bern7har7d D7., Schwetzingen (BaWü) Bevölkerungswarnung - war: Lage in NRW / RLP - ist: Starkregen/Unwetter und der KatS | |