Rubrik | ABC-Gefahren |
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Thema | Atom-Zwischenfalls in Slowenien | 46 Beiträge |
Autor | Volk8er 8L., Erlangen / Bayern | 487606 |
Datum | 05.06.2008 17:11 MSG-Nr: [ 487606 ] | 14726 x gelesen |
Infos: | 05.06.08 KKW Übungs-Simulator 04.06.08 Entwarnung nach EU-Atom-Alarm
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Persönliche Nachricht (über myForum)
Theoretisch kannst Du vieles ändern bis hin zum Austausch von Großkomponenten. Das bewegt sich dann aber immer noch im Rahmen der Grundauslegung und muß sich in das bestehende Konzept /Auslegung einpassen.
Typische Umbauten/Nachrüstungen/Änderungen in KKW sind:
Austausch Dampferzeuger
Austausch Niederdruckläufer der Dampfturbinen zur Wirkungsgradsteigerung
Wechsel der Leittechnik auf ein neue Technik (auch Gesichtspunkt Verfügbarkeit Ersatzbaugruppen alter Systeme /Baujahre)
Einsatz von Mischoxid-Brennelementen
Änderungen der Speisewasservorwärmung (teilweise sind die Speisewasserbehälter auf ein niedrigeres Druckniveau gelegt worden)
Austausch von Kühlmittelpumpen nach Kavitations- oder Schwingungsschäden
neue Notstromdiesel
Austausch von alter Meßtechnik gegen neue Meßtechik
etc.
Letztendlich bleibt es aber immer noch eine Anlage, die sich in den ursprünglichen Grenzen der Auslegung bewegt, aber die Spielräume ener leistungs- oder Wirkungsgraderhöhung nutzt. ist dann immer ein spitz zu rechnendes Kosten/Nutzenverhältnis.
Gefährlich wäre es, wenn man eine Anlage theoretisch mit vergammelten Komponenten etc. laufen läßt, Reparaturen nicht durchführt etc.. Z.B. Anlagen ohne funktionierene Notstromdiesel oder Löschanlagen betreiben wollte. Sie liefe zwar trotzdem, wäre aber im Störfall dann gefährdet.
So etwas halte ich in Slowenien aber aufgrund der dort herrschenden technischen Kulturentwicklung für nicht vorstellbar. Wir sind ja schließlich nicht in Somalia oder so ;-)
Ob da "Risse im Betonmantel" sind kann ich nicht bewerten. Wer den Werkstoff Beton kennt, dem ist aber klar, dass in der Zugzone es zwangsläufig feinste Risse gibt,/geben kann, die aber bedeutungslos sind, weil die Zugspannungen über die Bewehrung aufgenommen werden, die Druckspannungen über den Beton (was ja so vorgesehen ist).
Das das "Ding" keine Betriebserlaubnis in den USA bekommen würde kann ich fachlich nicht kommentieren. ich gehe davpon aus, dass es zum Zeitpunkt des Angebotes /Vertragsabshcluß dem damaligen Stand der Firma Westinghouse entsprochen hat, der natürlich den aktuellen Stand der Technik und der US-Behördenauflagen entsprochen hat.
Anderes Beispiel: unser KKW Obrigheim entsprach technisch dem Stand der Kernkraftwerkstechnik der frühen 1960er Jahre als es gebaut und in Betrieb genommen wurde. dann lief es jahrzehntelang problemlos und sicher. Eine 1:1 Kopie dieser Anlage wäre heute auch nicht mehr genehmigungsfähig. Nicht weil die alte Technik schlecht oder unsicher war. sie war einfach anders als heute. detailbeispiel. Die alten Containments waren auf reinen max. Innendruck im Falle eines GAU ausgelegt und nicht gegen einen zusätzlichen Flugzeugabsturz. Wäre heute ein k.o. Kriterium, aber deswegen war die Reaktor- und Maschinetechnik nicht schlechter als heute.
Auch spielen Philosophiefragen eine Rolle. Beispiel Umwälzpumpen des Primärkreises. Die deutsche Philosophie ist die Stromversorgung der Pumpenmotoren durch eine Vielzahl von Notstromdieseln mehfach redundant abzusichern. Die Russen nehmen weniger Notstromdiesel, erhöhen aber gewaltig die rotierende Massen, so dass das Schwungmoment alleine bei Stromausfall noch viele Minuten ausreicht um die Förderleistung der Pumpe zu gewährleisten. Und in dieser inhärent abgesicherten zeit springt irgendeiner der Diesel schon an....
Zahlenwert hierzu: nach Reaktorschnellabschaltung muß noch Restzerfallswärme von ca. 3% nach 150sec beherrscht werden um sicher eine Kernschmelze zu verhindern. Also muß nach diesen 150sec. noch 3% Pumpenleistung als absolutes Minimum vorhanden sein......
Jetzt wird es aber zu sehr speziell für dieses Forum. Bei Bedarf mehr via PN
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