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RubrikEinsatz zurück
ThemaPersönliche Erfahrungen bei überörtlichen Einsätzen40 Beiträge
AutorUlri8ch 8C., Düsseldorf / NRW536612
Datum18.01.2009 16:03      MSG-Nr: [ 536612 ]13925 x gelesen

Geschrieben von Christoph Reberist die noch online?

keine Ahnung, allein hier hab ich das mehrfach gepostet, hier nochmal:

HOCHWASSERBERICHTERSTATTUNG – KRISE IN DEN STÄBEN

OBR Dipl.-Ing. Ulrich Cimolino, Feuerwehr Düsseldorf


Der Autor hat Ende 2002 den Auftrag erhalten, für die vfdb-Jahresfachtagung 2003 einen Vortrag zum Sommerhochwasser 2002 vorzubereiten, der die Arbeit in den (Führungs-)Stäben einschätzen soll.
Sehr schnell stellte sich bei der Auswertung der verschiedenen Einsatzberichte, der Darstellung in den Medien, der Befragung von Einsatzteilnehmern und den eigenen Erfahrungen heraus, dass sich an den zahlreichen Einsatzorten viele Probleme wiederholt haben, die seit Jahrzehnten von anderen Großeinsätzen bekannt waren.
Nach einer knappen Schilderung der allgemeinen Lage und deren Entwicklung erfolgt daher eine Analyse der Hauptproblemfelder und deren Ursachen. Im Anschluss werden einige Lösungsansätze dargestellt, deren Verwirklichung aber weder innerhalb der Möglichkeiten des Verfassers stehen, noch aufgrund der bestehenden Einflüsse von Innen und Außen auf das System „Katastrophenschutz“ zu erwarten sind.


1 Lageentwicklung

Längerer Starkregen in weiten Teilen Deutschlands und der südlichen Nachbarländer führt im August/September 2002 zunächst zu zahlreichen Einzeleinsätzen örtlicher Feuerwehren. In sehr kurzer Zeit schwellen Bäche zu Flüssen an und überfluten Ortschaften bzw. Ortsteile.
„Nachbarschaftliche“ Hilfe durch benachbarte Feuerwehren wird erforderlich. Oft sind diese bereits seit Stunden im Einsatz.

Die - im Normalfall kleineren - Gewässer werden zu schnell fließenden Strömen und reißen zunächst v.a. an den in den Tälern verlaufenden Nebenstraßen Böschungen weg. Sie führen damit zu ersten überfluteten oder unterspülten Verkehrswegen und behindern die anfahrenden Einsatzkräfte.
Mit weiter steigenden Pegeln kommt es zu dramatischer Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeiten dieser Bäche bzw. Nebenflüsse. Brückenpfeiler werden unterspült und stürzen teilweise ein, Straßen werden komplett weggerissen, Häuser stürzen ein.
Überörtliche Hilfe u.a. durch Kräfte des Katastrophenschutzes (v.a. THW) und der Bundeswehr (Hubschrauber zur Menschenrettung!) wird von den örtlichen Feuerwehren über die Leitstellen (soweit es solche überhaupt gibt) angefordert. Die Hilfeersuchen von Feuerwehren bzw. Gemeinden an übergeordnete Stellen überschlagen sich schon nach kurzer Zeit. Die Reaktion darauf dauert Stunden.


Abb. 1/1: Weggerissener Brückenpfeiler (Foto: FF Flöha)


Abb. 1/2: (Teil-)Zerstörtes Gebäude (Foto: FF Flöha)

Innerhalb kurzer Zeit kommt es an den Zusammenflüssen der Bäche bzw. an den Einmündungen in die Flüsse durch weiteren Regen zu stark steigenden Flusspegeln. Städte werden bedroht und kurz danach großflächig überflutet. Straßen, Bahnlinien etc. sind teils meterhoch überflutet und damit mit „normalen“ Fahrzeugen unpassierbar. Es kommt zur massiven Zerstörung von Verkehrswegen aller Art. Früher relativ kurze Anfahrten über (scheinbar) sichere Straßen erfordern plötzlich Umwege von vielen Kilometern und/oder hoch geländegängige Fahrzeuge.
Nach der ersten Flutwelle der kleineren Gewässer bzw. Nebenflüsse erfolgte kurz danach eine zweite der Elbe, einige Städte (z.B. Dresden) wurden mehrfach und von verschiedenen Seiten betroffen.
Einzelne Städte klinken sich aus der „offiziellen“ Kräfteanforderung über den „Dienstweg“ aus und fordern direkt in benachbarten Städten oder anderen Bundesländern Kräfte an. Häufig werden Kontakte zu Partnerstädten genutzt.


Abb. 1/3: Zerstörte Eisenbahnlinie (Foto: Breker, Fw Düsseldorf)

Durch weiter steigende Pegel werden wichtige Infrastrukturteile wie Krankenhäuser bedroht. Deiche brechen oder werden in illegalen nächtlichen Aktionen von Anwohnern zerstört, um eigenes Hab und Gut zu retten. Es kommt zu anarchischen Reaktionen von Bürgern, Politikern der einzelnen Gemeinde (Stadt-/Gemeinderäte, Bürgermeister) bis hin zu Landräten, die sich Weisungen der Bezirksregierungen (o.ä.) widersetzen und eigenmächtig Entscheidungen über Deich-(Entlastungs-)Sprengungen treffen (vgl. Beispiele aus den Medienberichten im Literaturverzeichnis).
Für das gesamte Bundesgebiet wichtige Verkehrswege (Bundeswasserstraßen, Autobahnen, Bundesstraßen, Eisenbahn-Hauptstrecken) sind nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt nutzbar.

Die Hochwassersituation verlagert sich mit der Fließrichtung der Gewässer von Bayern nach Süden, Richtung Österreich (v.a. Donau und deren Zuflüsse, entspannt sich dort relativ schnell) bzw. Norden (von Tschechien, Sachsen, nach Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen; länger andauernd). Die Anlieger ab Brandenburg elbabwärts haben aufgrund der bekannten Fließgeschwindigkeiten i.d.R. ausreichend Vorwarnzeit für massive Vorbereitungen (Stegebau, Deichschutz, Räumungen). In Hamburg trifft die Flutwelle bereits stark abgeflacht ein und führt dort zu keinen nennenswerten Einsätzen.

In einigen Gebieten stehen wochenlang hohe Pegel vor und hinter den Deichen und durchweichen diese. Trotz sinkender Pegel müssen noch wochenlang Aufräumarbeiten v.a. durch die örtliche Feuerwehr, THW, öffentliche Dienststellen und beauftragte Firmen geleistet werden. Umgestürzte Öltanks müssen geborgen, Flüssigkeiten und verunreinigtes Erdreich aufgenommen und entsorgt, Entlastungsöffnungen in Deichen wieder geschlossen bzw. provisorisch gedichtet, Versorgungs- bzw. Entsorgungsschächte, Tunnelanlagen leer gepumpt, Straßen bzw. Brücken (provisorisch) wieder befahrbar gemacht werden...
Teilweise müssen trotz sinkender Flusspegel mit steigenden Grundwasserspiegeln Zusatzlasten (z.B. Sandsäcke oder Wasser) in Gebäude gebracht werden, um ein Aufschwimmen zu verhindern. Ebenso müssen Einsatzfehler korrigiert werden – zu früh leer gepumpte Gebäude müssen wieder geflutet oder mit Sandsäcken beschwert werden, um nicht durch das anstehende hohe Grundaufwasser schwer beschädigt zu werden.

Die Aufräumarbeiten dauern Monate an und werden teilweise von erneuten Hochwassern zu Beginn des Winters unterbrochen bzw. in einigen Fällen auch zunichte gemacht.

Die Schadensmeldungen variieren je nach Quelle. Insgesamt dürften die Gesamtschäden (Reparaturen, Ersatz) bzw. notwendigen Folgearbeiten (Deichbau) in Deutschland jedoch im zweistelligen Milliardenbereich liegen.

2 Die „Öffentlichkeit“

Das Medieninteresse steigt mit der Lageentwicklung exponentiell an. Die zunächst kleinen Meldungen für örtliche oder regionale Zeitungen entwickeln sich binnen Stunden zu einem bundesweiten und in wenigen Tagen zu einem weltweiten Medienereignis.
Bestimmte Gebiete werden mit einer herausgehobenen Berichterstattung überzogen. Dies gilt v.a. für Großstädte (z.B. Dresden, Magdeburg) oder extrem betroffene Gebiete mit medienwirksamen „Zerstörungsbildern“ (z.B. Brücke in Flöha, zerstörte Häuser in Wesenstein).


Abb. 2/1: Die Baustelle der Kirchenbrücke in Flöha wird durch Hochwasser zerstört. Es kommt u.a. durch das Umwerfen der Behelfsbrücke zu einem Wasserstau, der weite Teile des Stadtgebietes überschwemmt und erhebliche Zerstörungen verursacht. (Foto: FF Flöha)

Der Rest der betroffenen Gebiete versinkt nicht nur in den Fluten, sondern häufig auch in der (medienmäßigen) Bedeutungslosigkeit .

Zusammen mit dem Interesse der Medien steigt das der Politik. Die bevorstehende Bundestagswahl tut ihr übriges. Zuständige Minister, Ministerpräsidenten und selbst der Bundeskanzler sowie der Kanzlerkandidat der Opposition wechseln sich „an der Deichfront“ ab. Es werden viele Hände geschüttelt, medienwirksam mit Parka und Gummistiefeln auch schon mal ein Sandsack eigenhändig verlegt. Für jede dieser Aktionen wird Betreuung durch die örtliche Politik und Einsatzkräfte verlangt und gewährt. Dem OB von Dresden platzt in der Folge auch öffentlich der Kragen und er verwahrt sich in den Medien (!) gegen den Polit-Tourismus. Dies ruft noch mehr Medieninteresse usw. hervor.
Ausführliche Darstellung – auch der Zeitabläufe – z.B. in:
http://www.fortunecity.de/lindenpark/maezen/64/flohzirkus/jahrhundertflut (identisch mit Beiträgen aus dem Spiegel 34/2002, Die Sommersintflut).

Überregionale Medienbetreuung findet zunächst überhaupt nicht statt. Mit einiger Zeit Verzögerung erfolgt sie zunächst vom THW, der Bundeswehr und dann auch vom DFV. Die meisten Organisationen und vor allem deren Einheiten agieren mit irgendeiner Form einer örtlichen bis maximal regionalen Medienarbeit.

Zielsicher spüren die Medien Konflikte in Politik, Verwaltung und zwischen Verwaltungsebenen auf. Die Krönung ist u.a. der wechselnde Live-Disput zwischen zwei Stäben (Landkreis kontra Bezirksregierung) zur Entlastungssprengung eines Deiches im Radio (eigenes „Live-Erlebnis“ im Radio auf der Fahrt nach Flöha).


3 Erfahrungen

Beim „Jahrhunderthochwasser“ vom Sommer 2002 wiederholten sich zahlreiche Erfahrungen aus den vergangenen Jahrzehnten.
Unabhängig davon, ob es sich um
- in etwa vergleichbare „Wasser“-Ereignisse (z.B. Sturmflut an der Nordsee von 1962, die „Jahrhunderthochwasser“ vom Rhein 93/94 und 95 bzw. Oder von 1997),
- oder um gänzlich andere Großschadenslagen oder Katastrophen (z.B. Waldbrände von Niedersachsen 1975, Schneekatastrophe Schleswig-Holstein 1978/79)
- oder besondere Bedrohungslagen (z.B. Maul- und Klauenseuche, „Milzbrandeinsätze“ von 2001) handelte,
es kommt immer wieder zu ungefähr den gleichen Forderungen der Organisationen bzw. Basis:

Mehr Pumpen, mehr Fahrzeuge, mehr/andere Funkgeräte usw.

Die Ausrüstung ist zwar sicherlich in vielen Fällen noch verbesserungsfähig bzw. ergänzungswürdig. Änderungen daran sind auch relativ leicht und schnell möglich.

Die wahren Probleme lassen sich damit aber nicht beseitigen.

Wertet man die Ereignisse dagegen organisationsunabhängig, ehrlich und ohne Rücksicht auf organisatorische oder politische Befindlichkeiten aus, so identifiziert man ziemlich schnell folgende Hauptprobleme bzw. Schwerpunkte:

3.1 Die Warnung vor einem Ereignis (für die Bevölkerung und für die Einsatzkräfte) funktioniert nicht, nur schlecht oder zu spät.

Rundfunkwarnmeldungen sind ohne laufende Radios nutzlos (z.B. nachts), „automatische“ Weck-/Anschaltsignale über die Medien sind zwar „modern“, natürlich technisch machbar und werden seit Jahren diskutiert, nur sind sie eben leider nicht mit „alter“ Technik nutzbar. – Und was ist, wenn das modernste Radio irgendwann mit der Technik zur Verfügung steht, aber statt im Schlafzimmer in der Küche aufgestellt wird? Gleiches gilt im Prinzip auch für technisch noch so geniale Mobiltelefonstrukturen oder SMS-Nutzungen für die Warnung bzw. Information der Bevölkerung...

Wer löst im übrigen dann (heute?) wann welche Warnstufe für welches Gebiet wie aus?

Sirenen stehen nach dem Rückbau des Katastrophenschutzes kaum mehr als Warnmöglichkeit bzw. Aufforderung den Rundfunk einzuschalten zur Verfügung. Alle anderen technisch denkbaren Möglichkeiten sind de facto ohne Nutzungszwang nur nette und gleichzeitige auch im wahrsten Sinne des Wortes sehr billige Spielereien mit hohem Beruhigungs- bzw. Placebo-Effekt .


3.2 Die Anlaufzeiten der Behörden und Stäbe sind zu lang, ebenso deren Reaktionszeiten.

Stäbe arbeiten i.d.R. ohne Rufbereitschaften. Die Herstellung der Funktionsfähigkeit dauert MIT bereit stehenden Räumen und Logistik mindestens 2 – 4 h, OHNE diese Möglichkeiten mindestens doppelt so lang - sofern überhaupt Technik vorgehalten wird.
Ein mehrtägiger Schichtbetrieb ist i.d.R. nicht vorgeplant.
Nicht immer stehen funktionsfähige Kommunikationsmittel bzw. sichere –verbindungen zwischen den Einsatzkräften, einer TEL, den Leitstellen und übergeordneten Stäben zur Verfügung. V.a. in den Bereichen oberhalb der Gemeindeebene ist es schwierig bis unmöglich, mit veralteten Telefonlisten, überforderten Telefonisten, überlasteten Telefonnummern bzw. nicht zuständigen Ansprechpartnern zu einem sinnvollen Ergebnis zu kommen. Berichte aus Baden-Württemberg (Flugzeugzusammenstoß im Bereich Bodensee) sowie eigene Erfahrungen anlässlich des Hochwassers 2002 belegen dies dramatisch.


3.3 Der Föderalismus in der Gefahrenabwehr behindert die einheitliche Gefahrenabwehr.

Katastrophenschutz ist Länderangelegenheit. Der Bund ist nur für „erweiterte“ oder „ergänzende“ Maßnahmen zuständig. Kaum ein Bundesland hat aber ein durchgreifendes „KatS-Konzept“ (weder von Seiten der Organisation noch von der Ausstattung her). Brandschutz und Technische Hilfeleistung ist darüber hinaus Angelegenheit der Gemeinden.
Es kommt weder zu einer Vereinheitlichung (z.B. Stabssysteme, Funkrufnamen , Ausbildung) auf Ebene der Bundesländer, noch zu wirklich kompatiblen Systemen . Der Schwerpunkt der Betrachtungen liegt (fast) überall auf der täglichen Gefahrenabwehr. Erfahrungen aus den Einsätzen der letzten Jahrzehnte werden dabei gern verdrängt oder mit „wird (so) (hier) nicht (mehr) passieren“ abgeschrieben.
Eine tatsächliche Hierarchie in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr ist schon oberhalb der Kreis- bzw. Stadtebene geschweige denn auf Länder- bzw. Bundesebene praktisch nicht vorhanden – und vielerorts offensichtlich auch gar nicht gewünscht.


3.4 Es fehlt an fachlich zutreffenden, durchgreifenden und durchgesetzten Weisungen von „Oben“ nach „Unten“.

Bei großflächigen Lagen kann und wird es vorkommen, dass Entscheidungen getroffen UND durchgesetzt werden müssen, die zu Nachteilen für den Einsatz von Einheiten, oder sogar zu Verlust von Flächen, Gebäuden – im Extremfall sogar Leben – führen, um größere bzw. höherwertige „Güter“ bzw. im Extremfall einfach „mehr“ (im Sinne einer größeren Anzahl!) Leben zu retten bzw. schützen. - Die „Benachteiligten“ nehmen das natürlich nicht gern hin.
Bei Katastrophen ist aber weder für längere Diskussionen, Einspruchsverfahren noch Gerichtsverhandlungen Zeit, sondern es müssen aufgrund zur Verfügung stehender Lageinformationen möglichst schnell ALLE Informationen ausgewertet, Entscheidungen getroffen und diese auch durchgesetzt werden.
Bei der Hochwasserlage vom August 2002 kam es u.a. zu
- Diebstählen von Sand und Sandsäcken von Lagerplätzen,
- Diebstählen von Sandsäcken von Deichen o.ä. (!),
- Diebstählen bzw. „Ausleihen“ von Einsatzmaterial wie Schläuche, Pumpen,
- Sabotage von Maßnahmen (z.B. unerlaubtes Schaffen von Deichdurchbrüchen),
- zivilem Ungehorsam (Verweigerung von Evakuierungen, zu frühes Zurückkehren in evakuierte Gebiete),
- „öffentlichem“ Ungehorsam (trotz Erlaubnisverweigerung einer Bezirksregierung wird die Entlastungs-Sprengung eines Deiches auf Anordnung eines Landrates durchgeführt),
- ....

Die Durchsetzung von Maßnahmen funktioniert in föderalistischen und demokratisch organisierten System sowieso meist schlechter als bei Zentralverwaltungen, kommt dann noch Ignoranz und Sabotage hinzu, kann das z.B. bei B-Lagen unübersehbare Konsequenzen haben.
Derartige Probleme zählen aber in Deutschland eher zu den „Tabu-Themen“, wie so vieles, was mit „Pflicht“ oder gar „Zwang“ zu tun hat. (Wer hat hier schon mal offen über die Durchsetzung (!) von Quarantäne-Maßnahmen diskutiert?)


3.5 Mini-Leitstellen bzw. „Nachalarmierungsstellen“ sind bei Großlagen genauso schnell überfordert, wie bei Flächenlagen zu großflächig angelegte Strukturen.

Zu kleinen Leitstellen oder sog. „Nachalarmierungsstellen“ fehlt es schon aus wirtschaftlichen Gründen an ausreichenden Möglichkeiten (Räume, Technik, Personal), bei größeren Lagen sinnvoll unterstützen zu können. Als Alternativen werden bei gleichzeitiger Einbindung des Rettungsdienstes derzeit sog. „integrierte Leitstellen“ angestrebt. Dies ist – wo noch nicht geschehen - schon lange überfällig. Leider mangelt es oft noch an deren Akzeptanz und es werden nach wie vor Parallelstrukturen (z.B. „Feuerwehreinsatzzentralen“ etc.) unterhalten. Kommt dazu noch der Missbrauch von Funktechnik (z.B. 2m-Band als örtlicher Kanal für den Verkehr von den Fahrzeugen zur (i.d.R. illegalen) Feststation im Gerätehaus), so sind bei Großeinsätzen die Probleme vorprogrammiert .

Vereinzelt gibt es aber in den letzten Jahren (v.a. von Seiten der Kostenträger) noch weit über Integrierte Leitstellen hinaus gehende Konzentrationspläne (eine bis wenige zentrale Leitstellen je Bundesland). Werden die Leitstellenbereiche aber zu groß, führt dies bei Flächenlagen (z.B. Überschwemmungen) oder sehr großen Ereignissen (z.B. Flugzeugabsturz) fast immer zu erheblichen Problemen u.a. in der Kommunikation. Sowohl Notrufe, Behördenleitungen (die jeweiligen Gebietskörperschaften wollen jeweils informiert bzw. beteiligt sein), als auch Hilfsangebote und Einsatzaufträge spielen sich alle über wenige Kommunikationsmöglichkeiten ab . Fällt dann die Kommunikationstechnik noch teilweise aus (z.B. durch „Absaufen“ der Kabel), oder ist gar die Leitstelle selbst im betroffenen Gebiet , ist die „Katastrophe“ erst perfekt.


3.6 Kommunikationsdefizite

Die Kommunikation bricht mit schöner Regelmäßigkeit binnen kurzem wegen massiver Organisationsdefizite zusammen.

Schuld sind dabei „offiziell“ immer
- zu wenig Funkgeräte,
- die falschen Funkgeräte,
- die falsche Technik (Motto: „Wo bleibt endlich der Digitalfunk , damit wäre das nicht passiert?!?“
- ...

In einigen Fällen gibt es tatsächlich technische Probleme, aber diese liegen meist an
- völlig veralteter Technik (Wenigkanalgeräte erlauben keine flexible Kanalnutzung im Rahmen eines mehr als sinnvollen Kommunikationskonzeptes, ältere 4m-FuG können nicht alle Kanäle schalten die in den verschiedenen Bundesländern zur Nutzung vorgesehen sind),
- zu geringer Stückzahl (zwei Handhandfunkgeräte auf einem LF oder einem ELW, noch dazu ohne Ersatzakkus, sind schon im Normaleinsatz viel zu wenig),
- in einigen Fällen auch Netzüberlastung (Telefon)
und damit wieder eher an Struktur - bzw. Akzeptanzproblemen , als tatsächlich an mangelnden Ressourcen.

Schuld haben aber in Wirklichkeit meist
- fehlende oder falsche Kommunikationskonzepte (die Kommunikationsstruktur hat der Führungsorganisation zu folgen – nicht umgekehrt!),
- Überspringen von Hierarchieebenen, oder das völlige Fehlen derselben – alternativ genauso schlecht sind 3 oder 4 parallele „Einsatzleitungen“,
- falsches Kommunikationsmittel zum falschen Zweck (ein Mobiltelefon ist nur sehr beschränkt als Führungsmittel geeignet, Sprache ist zur Übermittlung komplexer Zusammenhänge wie z.B. Stoffnamen, längerer „Bestellungen“ etc. schlechter als die Schriftform = (Mobil-) Fax,...),
- fehlende Einheitlichkeit (Bundesland A kann mit Einheiten des Bundeslandes B meist nur mit Checklisten oder „Entschlüsselungstabellen“ kommunizieren – und dann heißt das noch lange nicht, dass bei einem angekündigten „LF 16/12 “ oder „GW-Nachschub “ auch wirklich das kommt, was man erwartet...),
- veraltete bzw. nicht angepasste Technik (s.o.).


3.7 Es fehlt an qualifiziertem Führungspersonal und häufig auch an geeigneten Führungshilfsmitteln (ELW, Kommunikationsmittel) inkl. Hilfspersonal auch für mehrtägige Schadenslagen.

Ähnlich wie für die übergeordneten Stäbe fehlt auch im Bereich der Technischen Einsatzleitungen häufig Material und geeignetes Personal. Es gibt nach wie vor Bundesländer, wo es kaum oder viel zu wenig geeignete Führungsfahrzeuge (z.B. ELW 2) gibt. Für die meisten Funktionen (vom Einsatzleiter bis zum S 6) stehen viel zu wenig erfahrene und qualifizierte Führungskräfte zur Verfügung, um auch einen mehrtägigen Einsatz sinnvoll durchstehen zu können.
Auch der best ausgestattete ELW 1 kann einen ELW 2 nicht ersetzen. Mit nur 3 ausgebildeten Führungskräften lässt sich für größere Lagen ein Stab weder sinnvoll aufbauen, noch für längere Zeit unterhalten.


3.8 Es fehlt an geeigneten (Verzeichnissen über) Spezialisten, Spezialgeräte usw.

Es fehlt an Spezialisten auf allen Ebenen der Gefahrenabwehr bzw. Übersichten mit derartigen Personen (z.B. für ABC-Lagen, Einsturz usw.). Übergeordneten Stäben fehlen die erfahrenen Taktiker, den Einsatzkräften vor Ort die ausreichend sachkundigen und erfahrenen Fachberater und oft die Akzeptanz für „auswärtigen“ Sachverstand.
Auch die Anforderung von Spezialgeräten (oder auch nur größeren Mengen Sand) wird „nach Dienstschluß“ und vor dem Aufbau einer entsprechenden KatS-Infrastruktur zu einem Glücksspiel beim Jonglieren mit dem Einsatzmittelverzeichnis des Einsatzleitrechners (so vorhanden), der Telefonauskunft, (alten) KatS-Plänen, den „Gelben Seiten“, Wirtschaftsseiten von Tageszeitungen und dem Internet...


3.9 Es fehlt an Vertrauen in andere, v.a. auch in andere Organisationen.

Anderen Organisationen wird häufig misstraut. In den allermeisten Fällen fehlen bereits die Basiskenntnisse zu den jeweils anderen Möglichkeiten.
Preisfrage:
Welche Fachgruppen des THW sind derzeit insgesamt vorhanden?
Wo sind die stationiert?
Gibt es ggf. Sonderausstattungen (z.B. leistungsfähige Schmutzwasserpumpen) beim THW, einzelnen WF, oder benachbarten Feuerwehren?
Es herrschen oft in Stäben „Eifersüchteleien“ über Einsätze bzw. deren Zuteilung vor.


3.10 Häufig entspannt erst der Einsatz der Bundeswehr (inkl. deren Logistik) die Lage.

Den meisten Einsatzkräften der öffentlichen nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr, v.a. deren Führungskräften, fehlt mangels eigener Erfahrung jeder Bezug zur logistischen Problematik eines längeren (und entfernt gelegenen) Einsatzes.
Es ist ein Unterschied, ob man an jeder Ecke tanken kann, oder dafür erst 40 km weit fahren muss – und auf dem Weg dahin auf beschilderte Straßen verzichten muss, weil es die ganz einfach (z.T.) nicht mehr gibt. Es ist ein Unterschied, ob man 1, 10 oder 100 Fahrzeuge mit Kraftstoff UND Schmierstoffen (z.B. auch für eingesetzte Maschinen) an einem oder vielen Punkten versorgen muß. Es gab auch im Westen Deutschlands schon länger andauernde Einsätze, bei denen bereits die notwendige Anzahl an Treibstoffkanistern ein Problem darstellte ....
Ähnlich ist die Verpflegung (und die „Entsorgung“ = Toiletten) oft ein Problem.

Fehlen dazunoch geeignete Unterkünfte, werden aus Helfern schnell Opfer (z.B. von Krankheiten).

Dezentral und föderalistisch organisierten Systemen fehlen hier ohne entsprechende Vorgaben von oben nicht nur der Anlaß, sondern auch die Mittel zur Beschaffung und Vorhaltung entsprechend leistungsfähiger Logistikkomponenten.

Müssen neben den Einsatzkräften auch noch Teile der Bevölkerung entsprechend versorgt werden, sind großräumige und –volumige Planungen UND Maßnahmen unumgänglich.


3.11 Die Politik „benutzt“ die Lagen für den Wahlkampf bzw. die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Politiker haben spätestens seit Helmut Schmidt erkannt, welchen Effekt medienwirksame Auftritte haben. Vgl. http://www.vistaverde.de/news/Politik/0208/14_umweltpolitik.htm, hier wird auch noch neben Helmut Schmidt der „Deichgraf“ vom Oder-Hochwasser 97, Matthias Platzeck (damals Umweltminister), der jetzige Ministerpräsident Brandenburgs, als Beispiel genannt.

Die „Amerikanisierung“ der Wahlkämpfe (also mehr „Softskills“, statt harter, ggf. unangenehmer Fakten) tun ihr übriges dazu.
Fachprobleme interessieren nur kurzfristig und nur am Rand – wenn überhaupt.... Dazu kommt, dass Deutschland insgesamt vor erheblichen wirtschaftlichen Problemen steht und der Verteilungskampf und die knapperen wirtschaftlichen bzw. finanziellen Ressourcen zunehmend härter wird.
Vgl. zur Medienberichterstattung und zur Medienwahl 2002 u.a.: http://www.das-parlament.de/2002/49_50/Beilage/004.html

Die Organisationen machen es der Politik sehr einfach so zu agieren. Jeder ist „stolz“, wenn sein Abschnitt in der Presse herausgehoben wird. Auf Probleme wird dann ungern hingewiesen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

„Dumm“ ist nur, wenn es der Abschnitt mit den meisten (öffentlich sichtbaren, z.B. Deichbruch) Problemen ist, durch den die Politik inkl. Presse nicht nur einmal, sondern jeden Tag mehrfach im Pulk durchzieht. – Allerdings nicht der Problemlösung, sondern der „schönen“ Bilder wegen....


3.12 Unehrliche Nachbetrachtung, die Lage bzw. deren Abwicklung wird nach anfänglichem „Aufheulen“ sehr schnell organisationsbezogen „geschönt“.

Schuld sind immer die anderen, das fehlende Material, die Umstände, oder....

Niemals liegt es an fehlender Organisation, an mangelndem Sachverstand oder einfach an Fehlern (die durchaus in aktiven, sich dynamisch entwickelnden Lagen passieren können).

Jeder Fehler, der zum zweiten Mal begangen wird, ist aber nicht nur ein dummer, sondern sogar ein überflüssiger und damit sehr dummer Fehler!

Mit einer ehrlichen Aufarbeitung von Problemen bzw. sogar Unfällen wird erfahrungsgemäß für ALLE viel mehr erreicht, als mit zig Übungen nach getürkten Drehbüchern, wo die Mannschaften am Wochenende bereits abrufbereit und zahlreich im Gerätehaus auf den Fahrzeugen sitzen, bis endlich die Alarmierung zum „beübten“ Tunnelbrand erfolgt.

Es gibt bis heute keine Regeln oder „offiziellen“ Ideen wenigstens zur organisationsinternen Aufarbeitung von Großschadenslagen. – In den USA gibt es so etwas sogar für die ganze Welt ....


3.13 Es fehlt an geeigneter Lobbyarbeit (Transport der notwendigen Entscheidungen zu den Entscheidungsträgern in der Politik) im Sinne des KatS, statt dessen Klientelarbeit jeder Organisation für sich.

Der Katastrophenschutz hatte nach dem kalten Krieg (häufig auch in den Organisationen!) absolut keine Lobby mehr. Alle die ihn weiter für notwendig erachteten, wurden teils sogar als „Kriegstreiber“ geschmäht. Keiner wollte wahrhaben, dass hoch industrialisierte Nationen auch gleichzeitig sehr empfindliche Gebilde sind.

Es wurden von Seiten des Bundes
- ABC-Beobachtungs- bzw. –Auswerte- und Meßstellen (BAMSt, AMASt) aufgelöst (die ABC-Einheiten sind damit strategisch und auch taktisch führungslos) ,
- Einheiten massiv zusammengestrichen und die gekürzten Konzepte dann nicht einmal voll umgesetzt,
- Konzepte gleich mehrfach unter dem Kostendiktat oder durch Einzelinteressen geändert ,
- das Bundesamt für Zivilschutz aufgelöst ,
- usw.

Das THW wurde durch komplette Restrukturierung in den letzten 15 Jahren zwar praktisch verkleinert, es wurde jedoch durch sinnvolle Neuorganisation in Fachgruppen, weitere Spezialisierung von einigen Einheiten innerhalb dieser Fachgruppen, Erfahrungen bei Großeinsätzen im In- und v.a. Ausland zu DER KatS-Kompetenz des Bundesinnenministeriums – und damit für Deutschland. (Warum wohl ist nach einschlägigen BMI-Papieren die Task-Force „Führung“ beim THW vorgesehen?)

Von Seiten der Länder wurde ganz im Sinne der Kommunen „dereguliert“. D.h. es fielen oft „lästige“ Vorschriften weg, die aus „örtlichen“ Gründen angeblich überflüssig gewesen wären....

Den örtlichen Organisationen fehlt aber in der Masse die Akzeptanz und die Möglichkeiten (Personal, Wissen, Geld), ihre jeweilige Technik und Struktur an Großlagen auszurichten.

Jede Organisation kämpft immer nur für sich. Dies macht es sehr einfach, alle gegeneinander auszuspielen, oder alle einzeln auflaufen zu lassen.


4 Fazit

Keines der Probleme ist neu oder nicht schon mehrfach von kompetenterer Stelle beschrieben.

Das Gefahrenabwehrsystem funktioniert derzeit offensichtlich bereits bei relativ gut planbaren und sich langsam ausbreitenden großen Lagen (z.B. Hochwasser) nur eingeschränkt bzw. ist auf gegenseitige persönliche Kontakte angewiesen.

Eine wirkliche Prüfung des KatS-Systems durch einen
- schnelle Reaktionen UND Entscheidungen erfordernden,
- Ländergrenzen übergreifenden und
- akuten
Großschadensfall (z.B. Freisetzung von Giftstoffen, z.B. Chlor, Blausäure, in größeren Mengen) hat es in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben.
Gleichwohl war ein solcher Schadensfall weder früher unmöglich (z.B. Transport- oder Produktionsunfall mit gefährlichen Stoffen), noch ist er heute als Folge des vielzitierten 11.9.2001 (Terroranschläge) undenkbar. Realitätsnahe Planspiele zu solchen Ereignissen werden erfahrungsgemäß nach wenigen Stunden mit einer „Katastrophe“ abgebrochen.

Eine Lösung ist bei den derzeitigen Strukturen, den organisationsspezifischen Denkstrukturen, der fehlenden Bereitschaft Mittel zuzuweisen oder anders zu verteilen und landespolitischen föderalen Erwägungen ehrlicherweise nicht möglich.
Einige Ansätze (z.B. Niedersachsen, Baden-Württemberg) weisen zwar in eine grobe Richtung. Ganz offensichtlich werden aber die Ministerial-Beamten, die aufgrund diverser Entscheidungen ohnehin ein Akzeptanzproblem an der Basis haben, bei den Landesfeuerwehrverbänden und bei den hauptamtlichen Einsatzkräften große Schwierigkeiten haben, sich als kompetente Partner wirklich vor Ort durchzusetzen. (Entsprechende sehr offen geführte Diskussionen in diversen Foren im Internet sprechen hier eine (leider!) mehr als eindeutige Sprache.)

Für eine tiefgreifende Änderung müsste v.a. die taktisch-strategische Führungsarbeit bis hinauf in die Innenministerien und ggf. in die Politik nach dem Vorbild der Stabsarbeit der Bundeswehr in der Qualität professionalisiert und auch zu unbequemen Maßnahmen autorisiert werden. Allerdings muß gleichzeitig - im Gegensatz zum Einsatz der Bundeswehr - größter Wert auf Schnelligkeit gelegt werden, weil sonst akute Gefahrenlagen niemals in den Auswirkungen begrenzbar, geschweige denn beherrschbar sein werden.

Und die Feuerwehr?
- denkt örtlich bis maximal regional
- ist eifersüchtig auf die „Anderen“ (THW, HiOrgs...)
- hat die Kompetenz für übergreifende Lagen schon lange verloren,
- wird sie auf absehbare Zeit nicht zurück erhalten,
- verkauft sich nicht nur unter Wert, handelt auch so!

Ergebnis...
Der Leiter der AKNZ empfiehlt auf mehreren Fachtagungen (u.a. am 21.03.2003 beim Hochwassernachbereitungsseminar des LFV Sachsen):
- Führung in den Einheiten bzw. regional „von hinten“ (aus festen Strukturen).
- „Verschenkt“ die ELW 2 etc.
- „Bei Bedarf stehen 67 FüKomm-Einheiten des THW (als MoFüSt o.ä.) bereit.“

Dazu passt der Vorschlag des BMI zur THW-Task-Force:
2 - Führung/Kommunikation“





Von einer professionellen, flächigen Gefahrenabwehr für Großschadensfälle und Katastrophen in einer der führenden Industrienationen der Welt sind wir in jedem Fall weit entfernt.



5 Theoretische Lösungsansätze

Die Lösung kann weder in einem „Bundesbranddirektor“ noch in einem „Führen von unten“ bestehen.
Wir müssen uns unserer Fähigkeiten und Qualitäten (dazu gehört v.a. das Improvisationsvermögen sowie die schnelle Reaktion) besinnen und diese mit besserer Einsatzplanung, einheitlichen Grundsystemen und dem Arbeiten in größeren Strukturen/Verbänden sinnvoll verknüpfen. Das Ergebnis muß v.a. eine professionelle Führungsarbeit sein.

Die FwDV 100 liefert den Führungsrahmen
Sie wurde im Konsens mehrerer Verbände und in jahrelanger Arbeit erstellt. Um sie mit Leben zu füllen ist deren Beachtung und Akzeptanz notwendig. Dazu zählt insbesondere die einheitliche Verwendung von Begriffen in ALLEN Bundesländern und Organisationen sowie in allen taktischen Führungsebenen.
Die sonstigen FwDV´en bzw. Einsatzvorschriften sind im Bereich der Führung in diesen Rahmen zu integrieren. Bestehende Lücken sind zu füllen. Es muss v.a. gemeinsame Standards für das Arbeiten in und das Führen von größeren Einheiten (Verbänden) auch abgesetzt vom eigenen Standort geben. (Vgl. Entwürfe zur früher einmal geplanten FwDV 6 bzw. Arbeiten u.a. des RP Arnsberg, Vorschriften der Bundeswehr bzw. des THW.)

Gemeinsame Einsatzempfehlungen und -richtlinien
Es muss gemeinsame Einsatzempfehlungen (Bundeswehr, THW, Feuerwehr, Polizeien) für das längere Arbeiten auch abseits eigener Standorte geben. Dazu gehören Hinweise zur Verpflegung, Unterbringung, Ausrüstung, Impfung usw.

Gemeinsame und szenarienorientierte praxisnahe Ausbildung von Führungskräften ALLER Gefahrenabwehrorganisationen (inkl. Polizeien und der Bundeswehr)
Dazu ist ein Ausbau der AKNZ und der meisten Landesfeuerwehrschulen unumgänglich. Es ist einheitlich auszubilden UND anzuwenden.

Einsatzunterstützung der Kräfte
Bei Sonderlagen (z.B. Tierseuchen, B-Lagen, aber eben auch Hochwasser) durch Informationen binnen Stunden – nicht wie bisher mit Mühen nach Wochen; bei Großlagen aufwachsend von einzelnen Spezialisten bis hin zu kompletten autarken Einsatzeinheiten. Es sollte in der öffentlichen Gefahrenabwehr möglich sein, dem TUIS ähnliche Strukturen aufzubauen und zu unterhalten, z.B.:
Stufe 1: Allgemeine Info zu speziellen Lagen, die nach Bedarf von einem geeigneten Team erstellt werden. Diese müssen aber viel schneller als bisher (z.B. über Internet) verfügbar sein. Ansätze dazu sind vorhanden vgl. Einsatzmerkblätter des Referates 10 der vfdb über www.vfdb-10.de, die v.a. auf Basis des Einsatzleiterhandbuchs (Cimolino, ecomed) entstanden sind, aber trotz vorhandener Rohdaten wegen der erforderlichen Gremienabstimmung immer noch viel zu lang bis zur Veröffentlichung brauchen. Mit der vom Autor dafür gesicherten Adresse www.einsatzleiterhandbuch.org wird künftig zumindest teilweise eine schnellere (dann allerdings ohne Gremienabstimmung) Information möglich sein. Was spricht im übrigen gegen einen Mailverteiler, z.B. der vfdb, des DFV oder der AGBF, der in kommerziellen Bereichen schon lange erfolgreich eingesetzt wird?
Stufe 2: Direkt-Info durch Fachleute am Telefon. Ansätze dazu sind – neben TUIS - in den Kompetenzzentren für Infektionskrankheiten erkennbar, dies muss auf weitere besondere Lagen ausgebaut werden.
Stufe 3: Entsendung eines oder mehrerer „Spezialisten“ vor Ort. Ein typisches Beispiel wäre z.B. ein Baufachberater nach einem Einsturz.
Stufe 4: Entsendung eines oder mehrerer Spezialistenteams („Task-Forces“) vor Ort. In einigen Bereichen (z.B. Taucher, Höhenretter) klappt dies einwandfrei, in anderen Bereichen (z.B. Sandsackverbau ) kaum.
Stufe 5: (Rollierender) Austausch/Ergänzung von kompletten (erschöpften) Einheiten mit dem Ziel, tagelangen Einsatz auch in größeren Gebieten möglich zu machen und dabei die normale Gefahrenabwehr weiter aufrecht zu erhalten.
Dazu gehört die Akzeptanz von Fähigkeiten und Leistungen anderer auch über Organisationsgrenzen hinweg. Das was mit TUIS seit Jahrzehnten relativ reibungsfrei und gut funktioniert, sollte doch in anderen Bereichen auch möglich sein.

Akzeptanz von übergeordneten Strukturen in übergeordneten Lagen!
Es hat keinen Sinn in problematischen Lagen, die kreis-, landes- oder staatenübergreifend sind, auf die „normative Kraft des Faktischen“, „Glück“ oder „Absprachen“ zu vertrauen. I.d.R. gibt es stark divergierende Interessenlagen. Jemand muss ENTSCHEIDEN.

Umsetzung von Lehren aus der Vergangenheit
Vgl. Niedersachsens großer Waldbrand => wo bleibt die vor bzw. seit fast 30 Jahren geforderte Einheitlichkeit im Funkverkehr?

Neutrale Aufarbeitung von Einsätzen aus der Gegenwart
Probleme dürfen möglichst nur einmal entstehen.

Ehrlichkeit in Fähigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen.
Dazu gehört auch die offene und ehrliche Auswertung von Ereignissen bzw. Erfahrungen inkl. Der Akzeptanz von Kritik zur Systementwicklung und –verbesserung.



Literatur:
Bundesministerium des Inneren: Strategisches Neukonzept der ergänzenden technischen Ausstattung des KatS im ZS, Berlin, 2003
Cimolino, Ulrich (et. al.): Abschlußbericht zum Flughafenbrand, 1996
Cimolino, Ulrich (et. al.): Einsatzleiterhandbuch, ecomed, Landsberg, Stand 2003
Cimolino, Ulrich (et. al.): www.einsatzleiterhandbuch.org
Cimolino, Ulrich (et. al.): Einsatzstellenkommunikation, ecomed, Landsberg, 2000
Cimolino, Ulrich: Hochwasserberichterstattung – Krise in den Stäben?, vfdb-Jahresfachtagung 2003, Baden-Baden, 2003
FFZ: Artikelserie in mehreren Ausgaben 2002 und 2003 zum Hochwasser von 2002
Geier, Wolfram: Zwei Seiten einer Medaille, in: Rettungs-Magazin, Jan/Feb 2003
Geiger, Stephanie: Die große Flut, Chronik, in: FAZ vom 24.08.2002
Graeger, Arvid (et. al.): Einsatz- und Abschnittsleitung, Reihe Einsatzpraxis, ecomed, Landsberg, 2003
Kirchbach: Bericht der unabhängigen Kommission der Sächsischen Staatsregierung, Flutkatastrophe 2002, Dresden, http://www.mdr.de/nachrichten/dokumente/463991.html
Städtetag: Auswertung des Waldbrandes in Niedersachsen
THW: Hochwasser August 2002, Interner Abschlußbericht über den Einsatz der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, 2003
vfdb, Referat 10: www.vfdb-10.de
www.feuerwehr.de: Diskussion im Forum zum Hochwasser 2002 und anderen Großschadenslagen, 2002
www.feuerwehrmann.de: Diskussion in den Newsgroups zum Hochwasser 2002 und anderen Großschadenslagen, 2002
Zachertz, Erhard: Das Jahrhundert-Hochwasser – eine Nachbetrachtung, in: Florian Hessen, 5/2003, Munkelt Verlag, 2003


Außerdem u.a. interessant:
http://www.mdr.de/hochwasser/sachsen/267787.html
http://www.feuerwehr-hamburg.org/kongress/vortraege/Vortrag%20Bockslaff.pdf
http://www.morgenweb.de/archiv/2002/08/27/aus_aller_welt/20020827_hochwasser_schlammschlacht.html
http://www.andreastolz.de/laubegast/Berichte/28_08.htm (Die Welt vom 28.02.2002)
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0,1367,MAG-0-2011203,FF.html
http://www.muehlenshop.de/data/Hochwasser/berichte_flut.htm
http://www.historischegaerten.de/News/newsFlut.html
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,212929,00.html
http://www.dkkv.org/upload/hochwassergebiete.pdf
http://members.aon.at/tbheller/files/zeitung13a.pdf

Zum Thema Politik, Medienwahlen:
http://www.das-parlament.de/2002/49_50/Beilage/004.html
http://www.vistaverde.de/news/Politik/0208/14_umweltpolitik.htm
http://www.fortunecity.de/lindenpark/maezen/64/flohzirkus/jahrhundertflut (Identisch mit Beiträgen aus dem Spiegel 34/2002, Die Sommersintflut.)

Gesamt zum Thema KatS und Großschadenslagen:
http://www.katastrophenvorsorge.de/Projekte/projekte.html

Sehr interessant dabei die relativ ehrliche Betrachtung in:
http://www.dkkv.org/upload/bevoelkerungsschutz.pdf
http://www.compuplan.nl/documentend/EindrapportDombrowsky2.pdf

Zur Pallas-Havarie:
http://www.lvn.parlanet.de/infothek/wahl14/aussch/pallas/niederschrift/1999/14-018_03-99.pdf


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mit privaten und kommunikativen Grüßen


Cimolino

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