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RubrikAusbildung zurück
Thema Führungstipps fürs Leben: Loyalität ist keine Einbahnstraße   14 Beiträge
AutorJose8f M8., Dillingen / Saar / Saarland748297
Datum21.12.2012 15:40      MSG-Nr: [ 748297 ]7458 x gelesen

Die Erwartungshaltung

Als feuerwehrtechnischer hinten-auf-dem-Auto-Sitzer ist mir natürlich klar, was mein Gruppenführer von mir erwartet:

-Absolute Loyalität.
-Unterordnen unter und Vertrauen in alle Führungsentscheidungen.
-Respekt und kollegiales Verhalten (Wers mag auch: Kameradschaftlichkeit).

Im erwünschten Fall einer funktionstüchtigen Führungshierarchie funktioniert das auch alles:

Der Führer führt und seine Mannschaft folgt ihm.
Der Führer begeistert die Mannschaft für die gemeinsamen Ziele, alle zusammen tragen jeweils das ihrige bei um aus der so erzeugten Motivation Erfolge zu generieren. So weit so gut.

Das reale Leben


In der Feuerwehrpraxis dagegen läuft das mit dem Führer, dem führen und geführt werden manchmal etwas anders ab. Nach meinen Erfahrungen ist es zumeist einer von drei Gründen:

-Der Führer ist einfach kein geborener Führer: Zwar kann man sein methodisches Rüstzeug auf Lehrgängen erwerben, das Menschliche aber hat man oder hat man nicht. Ein Duckmäuser, ein notorischer Nörgler und Stänkerer oder ein sich jetzt endlich als Gott sehender Profilneurotiker erwerben auch durch eine bestandene Prüfung an der Landesfeuerwehrschule nicht den Mut zur unbeliebt machenden Entscheidung, die fehlende Sozialkompetenz oder ausreichendes Selbstwertgefühl.

-Der Führer rühmt sich zwar seit 30 Jahren im Geschäft zu sein und auf eine unvergleichliche Erfahrung zurückzublicken und lehnt deshalb konsequenterweise auch seit 25 Jahren jegliche Weiterbildung ab. Warum auch, er kann ja schließlich alles! Und wenn so ein junger Schnösel behauptet dass man heute den Spreizer nicht mehr einrammt um einen Ansetzpunkt zu schaffen, dann wird der eben so lange angebrüllt bis auch er das endlich richtig macht.
Herzlichen Glückwunsch zur kostenlosesn Vollmitgliedschaft im Club der Ewiggestrigen...

-Zuletzt gibt es den Respekt der Mannschaft eben nicht automatisch zur Lehrgangsurkunde dazu: Der Führer muss ihn sich verdienen indem er ein Vorbild, stets fair und besonnen ist. Dazu zählt auch das Bewusstsein, dass seine Leistungen im Einsatz letztendlich die Leistungen seiner Mannschaft sind und er dafür ebenfalls Respekt und Loyalität schuldet.

Es ist klar zu erkennen, dass ein paar dieser Punkte sich ändern lassen, quasi Einstellungssache sind. An einer grundsätzlichen Führungsuneignung dagegen lässt sich nichts, aber auch garnichts, verbessern oder gar heilen.

Deshalb an dieser Stelle mein höchster Respekt an alle, die es mal irgendwann versucht haben, sich kritisch reflektierten, merkten dass es nichts für sie ist und aus der Funktion wieder zurücktraten. Manche schaffen es eben doch, das Peter-Prinzip für sich selbst zu überwinden.

Der feine Unterschied

Ich selbst kann nur schwer beschreiben was einen guten Führer in seiner Gesamtheit ausmacht, es wäre eine lange Liste von Begriffen die dann doch jeder etwas anders versteht und ausfüllt.
Recht einfach dagegen ist aus meiner Perspektive der feine Unterschied zu beschreiben, der die zusätzlichen Eigenschaften des wirklich guten Führers ausmacht:

-Mut zur Entscheidung im Einsatz, Fähigkeit zur Selbstkritik nach dem Einsatz.

-Kenntnis der eigenen Stärken und Schwächen.

-Die Bereitschaft alles was er von seiner Mannschaft verlangt auch selbst zu leisten.

-Ein gewisses Maß an Ruhe und Lebenserfahrung (Deshalb halte ich bisher auch nicht viel von Gruppenführern unter 25 oder besser 30 Jahren Lebensalter, aber da vermag mir vielleicht jemand das Gegenteil zu beweisen).

-Menschlichkeit, Humor und Liebe zu Detail.

-Fairness und auch Transparenz, wann immer diese möglich ist.

-Rückmeldungen geben: Lob und Dank, aber auch Kritik und Verbesserungspotentiale.
(Das schwäbische Konzept nicht geschimpft ist auch gelobt zählt bei mir nicht als Lob!)

-Aktive Personalentwicklung betreiben: Nicht immer die Erfahrenen nach vorn, weil es für den Führer weniger Führungsarbeit ist, sondern gemischte Trupps aus alten Hasen und Jungspunden zum Einsatz.

-Kenntnis um die Fertigkeiten seiner Mannschaft, damit er immer die Besten für die Aufgabe einsetzt und nicht die lautesten oder die die am nächsten an der Tür sitzen.

-Ehrlichkeit.

-Sich mit seiner Mannschaft identifizieren und stolz auf sie sein!

Der Kreis schließt sich

Ein Führer, der von seiner Mannschaft etwas einfordert, was er selbst nicht zu geben bereit ist vermag vielleicht eine Planstelle auszufüllen, führen tut er so aber nicht.

Ungekehrt gibt es immer wieder Menschen, die geborene Führer sind, aber aus irgendeinem Grund nicht vorne rechts sitzen.

Warum das so ist entzieht sich meiner Kenntnis.

Wichtig für mich ist es nur, im Rahmen meiner Möglichkeiten einen Unterschied zu machen:
Auch wenn ich nur einen Truppmann führe, dann tue ich das genau so wie ich auch geführt werden möchte.

Die zwei Minuten Zeit die ich mir beim Zusammenpacken nach jedem Einsatz nehme um mit meinem Trupppartner durchzusprechen was gut und was schlecht gelaufen ist sind für mich mein individuelles Pareto-Prinzip: Mit zwei Minuten Zeit kann ich 80 % aller Kommunikationsprobleme des nächsten Einsatzes schon im Vorfeld beseitigen.

Ebenso hat mein Führer ein Recht auf faire Rückmeldungen, und zwar fachlich und menschlich sauber für gute Leistungen wie auch für erkannte Verbesserungspotentiale.

Die Kleinigkeiten machen aus meiner Sicht eben doch einen Unterschied.

Gruß aus dem Saarland

Jo

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 21.12.2012 15:40 Jose7f M7., Dillingen / Saar  
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