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Andreas Hanl, Weißwasser O.L.

Waldbrände - deren Schäden und Folgen02.11.10 22:18
... "Ein Waldbrand ist ein Schadfeuer in bewaldetem Gebiet!" ...


nach starkem Bodenfeuer massiver Rohhumusverlust, Schäden an Wurzeln

Mit diesem „Merksatz“ ist eigentlich schon alles gesagt, denn jeder Waldbrand hinterlässt Schäden, was wiederum zu längerfristigen Folgen führen kann.
Trotzdem möchte ich im folgenden tiefgründiger auf dieses Thema schauen.

Die durch Waldbrände entstehenden Schäden werden in zwei Kategorien eingeteilt.
Zum einen gibt es die „direkten“ Waldbrandschäden, die u. a. durch Hitzeeinwirkungen sofort erkennbar sind (verbrannte Rinde), zum anderen gibt es die „indirekten“ Schäden, welche erst nach einer gewissen Zeit sichtbar werden. Beide Schadkategorien können schwerwiegende Folgen für die Waldbestände selbst mit sich führen, aber auch Weltweit zu Problemen führen.

Wie bereits oben erwähnt, führt jeder Waldbrand zu Schäden, egal, ob es sich dabei um einen alles vernichtenden Vollbrand handelt, oder nur um das so typisch deutsche „Bodenfeuer“.
Jeder Waldbrand, auch wenn er noch so klein ist, produziert Wärme und Rauchgase, beide schädigen somit auf unterschiedlicher Weise den betroffenen Bestand.


durch Hitzeeinwirkung stark geschädigter Kronenraum

Kommen wir nun zur genaueren Betrachtung der Waldbrandschäden und deren Folgen.


direkte Waldbrandschäden:

Die direkten Waldbrandschäden entstehen bereits während des Brandes.
Vor allem durch Flammeneinwirkung und Wärmestrahlung wird der betroffene Waldbestand geschädigt.
Wobei die direkten Schäden unterschiedlich ausfallen, was mit der Brandart in Zusammenhang gebracht werden kann.
So sind die zu 75% und damit die am häufigsten in Deutschland vorkommenden „typisch“ deutschen Waldbodenbrände mit unterschiedlichen Brandintensitäten anzutreffen.


trotz schwachem Bodenfeuer komplettverlust der Naturverjüngung, erhöhte Schadinsektengefahr am Altbestand

Das hängt von diversen Faktoren ab, im Wesentlichen sind die vorhandenen Brennmaterialien, deren Feuchtegehalt und die Windverhältnisse vor Ort.
Wie schon der Name sagt, beginnen die Waldbodenbrände am Boden bzw. im Bodennahen Bereich.
Somit werden durch die unterschiedlichsten Brandursachen die Bodennahen Brennmaterialien in Brand gesetzt.
Nach den Untersuchungen von MISSBACH (1982) benötigen Nadelstreu, Reitgras und Drahtschmiele eine Zündtemperatur von etwa 300°C.
Diese Angabe gilt für den darrtrockenen Zustand der genannten Brennstoffe.
Diese Brennmaterialien sind in jedem Kiefernwald zu finden, haben aber keinen hohen Heizwert.
Einen hohen Heizwert besitzen die darrtrockenen Brennstoffe wie Birkenstreu und das für die Sandböden typische Heidekraut.
Der Heizwert eines Stoffes gibt die Wärmemenge an, die nach der Verdampfung des darin enthaltenen Wassers frei wird, also für die Erwärmung weiteren Brennmateriales zur Verfügung steht.

LIEBENEINER fasst das wie folgt zusammen:

„Gras, Heide und dürres, trocknes Reisig an der Erde oder am erdnahen Stammende sind die großen Verbündeten des Waldbrandes.“

Der weitere Brandverlauf des sich noch in der Entstehung befindlichen Bodenfeuers hängt vom Vorhandensein verschiedener Brennmaterialien und dem Wind ab.
Je mehr Brennmaterialien im bodennahen Bereich zur Verfügung stehen, umso intensiver wird der Bodenbrand, was mit einer Zunahme von Wärme und Rauch einhergeht.
Je heißer ein Feuer im Wald brennt, umso gravierender sind die direkten Schäden an den betroffenen Beständen.
Der Feuersaum eines Waldbodenbrandes hat zumeist eine Tiefe von 1 – 2 Meter und durchschnittlich eine Flammenlänge von etwa 2 Meter, welche aber des Öfteren auch bis zu 4 Metern reicht, je nach der Masse des zur Verfügung stehenden Brennmaterials und der vorherrschenden Windstärke.
In lockerer Nadelstreu können Temperaturen zwischen 600°C und 1000°C auftreten.
Auf der Brandfläche selbst glimmen vereinzelt noch Baumstümpfe, Äste und dickere Rohhumusschichten, letztere bevorzugt an den Stammfüßen.
Durch Überhitzung des Kambiums am Stammfuß werden in der Regel dünnborkige Stämme abgetötet oder einseitig geschädigt.
Laubbäume besitzen die Fähigkeit, erneut vom Stammfuß auszutreiben, was den Nadelbäumen von der Natur her verwehrt bleibt.
Dabei ist zu beachten, dass die Rinde, auch Borke, der Kiefer im Bodennahen Bereich stärker ausgeprägt ist als in der Höhe.
Problemmatisch wird es, wenn also die Flammenhöhe über 2 Meter liegt oder aber die Bodenauflage durch hohe Brandintensität bis zum Mineralboden oder den Sandschichten verbrennt und die Wurzeln freilegt.
Hier verbrennen die Feinwurzelgebilde, welche zur Aufnahme von Wasser und Nährstoffen für die Bäume unabdingbar sind.
Auch die Wärmestrahlung eines Bodenfeuers kann ausreichend sein, den Waldbestand zu schädigen, indem der Kronenraum aufgeheizt wird, was dazu führen kann, dass die Nadeln und Blätter austrocknen, ferner verbrennen.

Es kann also gesagt werden, dass ein Waldbodenbrand durchaus in der Lage ist, den betroffenen Waldbestand komplett zu schädigen.
Bedingt durch das hohe Aufkommen von Brennmaterialien und starkem Wind kann dies leider sehr häufig festgestellt werden.

Bei Vollbränden ist dies anders, da bei dieser Waldbrandart ohne hin der komplette Waldbestand in Flammen steht.
Nicht selten werden großflächig Rohhumusschichten zerstört, Sand- und Mineralböden freigelegt.
Je nach Bestandesalter entstehen hohe, wirtschaftliche Schäden, von den Wiederaufforstungskosten mal ganz abgesehen.
Aber auch bei Laubgehölzen kann es zu Schäden kommen.
Dies hängt aber davon ab, wie intensiv das Vollfeuer gebrannt hat.
Bei starkem Wind „überfliegt“ das Feuer die Waldbestände regelrecht, verharrt nicht über längere Zeit auf einen Fleck, anders als bei einem Vollbrand ohne größeren Windeinfluss. Hier kann das, bis 1000°C, heiße Feuer längere Zeit wirken und auch stärkere Stämme verkohlen und somit unbrauchbar machen.


indirekte Waldbrandschäden:

Anders als bei den sofort auftretenden, direkten Waldbrandschäden bedarf es einer gewissen Zeit, bis die indirekten Schäden sichtbar werden.
Die indirekten Waldbrandschäden beinhalten ausschließlich das nach Waldbränden starke auftreten forstlichen Schädlingen.
Diese sind jederzeit in den Wäldern zu finden, befallen zumeist kranke und geschwächte Bäume.
Nach einem Waldbrand, egal ob Boden- oder Vollfeuer, werden mehr oder weniger Bäume geschädigt, was wiederum Schadinsekten auf den Plan ruft.
Es gibt aber auch Insekten, die auf die entstandenen Rauchgase reagieren, und das über mehrere Kilometer Entfernung.


massive Rauchentwicklung beim Waldbrand

Hier sei der Kiefernprachtkäfer genannt. Aber auch die Rüssel- und Borkenkäfer sowie der Waldgärtner befallen die betroffenen Bestände, bei guten Brutmöglichkeiten aber auch die am Rande der Brandfläche leicht oder nicht geschädigten Bäume.
Die Schäden können noch 2 – 3 Jahre nach dem Brandereignis auftreten.
Es ist daher oft notwendig, vom Feuer betroffenen Waldflächen und von Schadinsekten betroffene Stämme zu entnehmen, auch auf kleineren Brandflächen, um so einer Schadinsektenkalamität vor zu beugen.


nach Waldbrand massiver Insektenbefall, erkennbar an den Bohrlöchern


die Folgen eines Waldbrandes:

Es ist Schlussendlich egal, ob durch Brandeinwirkungen direkte oder indirekte Schäden auftreten, folgenlos ist ein Waldbrand meist nie.

Durch Waldbrände können die wirtschaftlichen Schäden enorm sein.
Je nach Brandart können Wertminderung oder komplette Ausfälle auftreten.
Stark verbranntes Holz kann nicht oder nur mit Einschränkungen für die industrielle Weiterverarbeitung genutzt werden.
Wenn der nachwachsende Rohstoff „Holz“ bei einem Waldbrand komplett verbrannt wurde, muss sofort gerodet werden, um Schadinsekten keinen Anlaufpunkt zu bieten.
Hier wäre es sinnvoller, die betroffenen Bestände vollständig zu zerkleinern und zur Aufwertung der Böden auf den Flächen zu belassen, als auf Reisighaufen und somit zu neuen „Zündschnüren“ zusammen zu schieben.
1975 waren diese „Zündschnüre“ folgenschwere Fehler der Windwurfaufarbeitung in Niedersachsen.

Die Rekultivierung, oder Aufforstung, abgebrannter Flächen sollte schnellstmöglich erfolgen, da Erosionen durch Starkregen und Wind zu erheblichen Problemen führen können.
Dies wird noch deutlicher am Hang. Hier sind weitere Sicherungsmaßnahmen von Nöten, um z.B. bei Starkregen das Abtragen der Sande zu unterbinden.
Man darf aber nicht vergessen, dass die Wiederaufforstung erhebliche Kosten verursachen kann.
Beim Einbringen von Laubgehölzen ist es in wildreichen Gebieten unabdingbar, die Flächen einzuzäunen, um Schäl- oder Verbissschäden zu vermeiden.
Die Einzäunung und die Laubgehölze sind von den Kosten wesentlich höher als bei der Neubegründung von Kiefernbeständen.
Diese benötigen keinen Wildschutzzaun und sind im Kaufpreis günstiger.
Bei dem Katastrophenwaldbrand im Mai 1992 bei Weißwasser mussten etwa 1000 Hektar wieder aufgeforstet werden, was mit Kosten in Höhe von 1,5 Mio. DM zu Buche schlug.
Bei kleineren Flächen kann auch eine natürliche Sukzesion in Betracht gezogen werden.
Hierbei wird die geschädigte Fläche sich selbst überlassen, was nicht unbedingt von Vorteil sein muss, da in der Natur der stärkere gewinnt.
So können Gräser und Heide andere Pflanzen verdrängen und eine Bewaldung enorm verzögern.
Auch bieten solche Flächen ein erneutes, hohes Risiko, bei niedriger Zündtemperatur zu zünden.
Weitere Waldbrandfolgen sind je nach der Brandflächengröße die verringerte Sauerstoffproduktion, Wasserspeicherung und Temperaturstabilisierung.
Wenn durch einen Waldbrand ein 80 jähriger Bestand komplett zerstört wird, bedarf es natürlich wieder 80 Jahre, bis auf der selben Fläche die gleiche Masse an Sauerstoff und Holz produziert, Wasser gespeichert und die Temperatur geregelt wird.
Auch muss sich nach einem Waldbrand eine neue, voll funktionsfähige Humusschicht bilden, damit der Nährstoffkreislauf des „neuen“ Waldes rasch beginnen kann.

Abschließend kann für Deutschland festgestellt werden, dass jeder Waldbrand Schäden an den Wäldern hinterlässt, welche weit reichende Folgen für uns alle haben kann.
Es ist also nicht förderlich, Waldbrände, vor allem schwacher intensivität, aus „pflegerischen Gründen“ brennen zu lassen, denn der Brandrauch alleine reicht aus, um Schäden hervor zu rufen.
Daher gibt es bei Waldbränden folgenden Grundsatz:

„Der Erstschlag muss sitzen!“


Andreas Hanl

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