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Es ist der letzte Tag, acht Wochen harter Arbeit kommen zu einem Ende.
Koffer sind gepackt, der nächste Tag soll der Heimflug sein.
Die Luft flimmert vor Hitze, aber erste Regenschauer lassen erahnen, was die kommende Regenzeit bringen wird.
Noch ist es nicht so weit, Gilbert, mein Chief Fire Officer, meine Edith und ich beschließen, die vergangenen Wochen, Feuer, Arbeit und Stress bei einem netten Mittagessen und der abends angesetzten Abschlussfeier der Stadtverwaltung auszuklingen lassen.
Hotel Training School, das Essen steht auf dem Tisch, der von mir georderte Wein, Süd Afrika, gut und zur Feier des Tages gestellt ist offen, als plötzlich der Fahrer des ELW, der uns hier her brache völlig aufgelöst angelaufen kam: „Sir, Flugzeugabsturz am „Mulanje“, Sie müssen los!“
War was mit dem gemütlichen Abschluss? Der Mensch dachte, doch Gott lache.
Nun war es ja so, dass ich gar nicht mehr ihm Dienst war, Gilbert schon, denn er hatte keinen Stellvertreter bestellt.
Ich sehe es, ich sehe das Gesicht meiner Edith, die genau wusste, was jetzt passierte:
Wir BEIDE waren gefordert..
Es ging nicht anders, alles Andere hätte keiner verstanden.
Rein in den Pick-Up, Edith noch zugerufen, sie möge bitte dem Townclerk Bescheid geben, dass wir später kämen (wenn überhaupt) und auf die ca 80 km Piste gefahren.
Eine Straße, die man wohl nur in Afrika trifft, irgend wann überholen wir die „Paramedic Unit“ und die „Pump One“, dann einen Jeep der Militärpolizei, Weicheier, wir sind schneller!
Die Region flach, meilenweit Teeplantagen, in der Ferne, langsam näher kommend der „Mount Mulanje“
Einer der drei höchsten Berge Afrikas (es wird gestritten, wer höher sei, Mont Kenia oder Mount Mulanje), aber einen Ruf hatte dieser Berg: er sei ein Zauberberg.
Ich verlange gar nicht, dass man mich hier ernst nimmt, ich behaupte einfach mal, dass es das
gibt – und dass es stimmt
Tatsache und bewiesen; Von der Topographie her nicht einmal etwas Besonderes, hoch, bewaldet und felsig, aber ohne tiefe Schluchten sucht auch heute noch eine deutsche Familie ihren Sohn, der bei einem ganz normalen Ausflug verschwunden ist.
Keine Erklärung, aber nicht nur er..
Diese Geschichten sind zahllos, genau so wahr, wie die sieben Schlammlawinen die dort zu meiner Zeit runter gingen und einen Ort, Palombe, rund 10.000 Einwohner unter sich begruben.
Unzählige dieser Geschichten, die man nicht einfach als „Buschstelegraf“ abtun kann machen ihre Runde an den Feuern.
Es gibt solche Berge, solche Gegenden, wie z. B, den Mont Vendoux in Süd Frankreich, bei dem sich ebenfalls ein entsetzlicher Flugunfall mit einem Wasserbomber, einer DC 4 ereignete, für den es bis heute keinerlei Erklärung gibt.
Und weitere Geschichten mit Flugzeugen, die aber keinen Bezug zur Feuerwehr haben und deshalb hier außen vor bleiben sollen
Aber zurück nach Malawi: Wir kommen an, strahlendstes Wetter, blauer Himmel mit Speerspitzen an Sonnenstrahlen –und finden einen Hubschrauber, eine Alouette der „Malawi Army Air Wing“, daneben die Crew, zerfetzt und zerschunden.
Der Anblick war so entsetzlich, dass ich mir in dieser Sache die weiteren Schilderungen schenke.
Da war nun wirklich nichts zu tun, Feuer hat es nicht gegeben, hier galt es nur noch, die Leichen zu bergen. (eine Arbeit für unseren RTW, die Frage, ob ein RTW Leichen transportieren soll und darf stellte sich hier einfach nicht!)
So langsam schälte sich die ganze traurige Wahrheit heraus – und ich komme zu meiner Eingangsbemerkung:
Das waren insgesamt drei Hubschrauber der „MAAW“, welche auf einen Übungsflug gingen und einen Dreieckskurs fliegen sollten.
Sie sollten also einen bestimmen Punkt A anfliegen, dort einen neuen Kurs stecken (hier: direkt über dem Mount Mulanje) und abfliegen, um dann zum Horst Zomba zurück zu kehren.
Unterwegs verloren sie den Funkkontakt zur Maschine Drei, was aber nicht so tragisch genommen wurde, da es immer und immer wieder zu technischen Problemen kam.
(Wer jetzt meint, einen Spruch loslassen zu müssen, den erinnere ich an die Geschichte des U-Bootes „Hai“, welches absoff, während man sagte: „Na ja, kein Funkkontakt , da dreht man nicht gleich am großen Rad!“)
In Zomba aber stelle man fest, dass eine Maschine fehlte..
Rückflug, Suche und die traurige Gewissheit:; Maschine abgestürzt!
Nach übereinstimmender Aussage der beiden verbliebenen Besatzungen war folgendes passiert:
Explosionsartig war Nebel aufgestiegen, Maschine Drei hatte offensichtlich die Orientierung verloren, ob es zudem noch technische Probleme gab, das konnte ja nicht mehr fest gestellt werden, da man keinen befragen konnte, und die Maschine machte eine Sicherheitslandung.
Ein normalerweise unproblematischer Vorgang, man geht langsam runter und setzt sich auf die Kufen.
Nicht aber, wenn man genau über dem Busch ist!
Hier versuchte der Pilot bei Sicht Null das Unmögliche, er ging runter, - bis der Heckrotor in einen Baum schlug und die Turbine von hinten durch die Pilotenkanzel marschierte.
Aus!
Der Unfall wurde beobachtet, denn seltsamerweise verzog sich der Nebel so blitzartig, wie er aufgetreten war.
Für die Malawis war es klar: Der Berg hatte wieder ein Opfer geholt.
Was ich denke??
Lassen wir das mal außen vor!
Gilbert und ich fuhren zurück, die Abschiedsparty wartete und das konnten wir einfach nicht ignorieren.
Es war ja durch meine Frau bekannt, dass wir an einem Flugzeugabsturz waren, ich ergriff die Initiative und sagte der Versammlung der Honoratioren, dass ich um Entschuldigung bäte, wenn ich mich heute Abend etwas weniger zurück halten würde, was den Alkohol beträfe.
Das war OK und ich fand sogar noch Partner.
An sich eine Sache, die man einfach nicht macht, aber es war mir so etwas an egal, das kann ich einfach nicht erklären.
Desgleichen meine Ausführung, was da nun passiert sei.
Den Rippenstoß Gilberst habe ich schlicht nicht bemerkt, solche Dinge waren damals Staatsgeheimnis, aber mich hat es nicht interessiert..
Es gibt viele Dinge, die ich heute noch nicht begreife, die ich einfach nicht verstehen kann.
Eine der Damen des EXPO-Standes, da drauf angesprochen sagte mir nur; „Klaus, leave it, you’re not part of our culture!
(“Klaus, vergesse es, Du bist nicht Teil unserer Kultur“)
Ndapita kuno ku Isernhagen
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Klaus Bethge, Isernhagen |
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