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Klaus Bethge, Isernhagen

"Interschutz, Interschutz.."02.04.09 21:17




Interschutz Interschutz

“We span the globe”, dieses Motto der Funkamateure war wohl das aussagekräftigste für die Feuerwehrwelt, die sich in Hannover traf.
Viermal war Hannover das globale Zentrum der Feuerwehr und der Rettungsdienste und der Industrie für diesen Bereich.

Hannover hat als Messestadt einen Weltnamen, die größte Computermesse der Welt, die CeBIT ist hier zu Hause, die „Hannover Messe“ ist in Fachkreisen ein Weltbegriff, aber die Feuerwehr?
Es begann 1980, als hier zeitgleich der Deutsche Feuerwehrtag und die erste Interschutz statt fand, Zehntausende von Feuerwehr und Rettungsleuten die Straßen, die Gaststätten bevölkerte, das Messegelände kaum die Massen fassen konnte. Hannovers Geschäfte standen ganz im Zeichen des „Roten Hahnes“, nicht ein Schaufenster, welches nicht irgendwie etwas in Bezug auf den Orden „Sankt Florian“ geschmückt hatte.

Das Wetter, und das ist ja immer sehr wichtig war traumhaft.
Dieses ist keine geschichtliche Rückbesinnung, vielmehr möchte ich eine Reihe von Erlebnissen aneinander reihen, möchte über die Kollegen der Berufsfeuerwehr und die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren berichten, die bis zum Umfallen gearbeitet haben, um diese Veranstaltung zu einem Erfolg zu führen.

Das Besondere daran war, dass diese Doppelveranstaltung im Jahre 1980 und später die Interschutz, die ohne den Feuerwehrtag liefen fast ausschließlich, mit einigen Ausnahmen, von Feuerwehrleuten organisiert wurde. Nun sind Feuerwehrleute ja von Natur aus flexibel, aber was ihnen da abverlangt wurde und was sie freiwillig leisteten, dass kann nicht einfach vergessen werden.

Eine Feuerwehr kann man nicht einfach für einige Wochen außer Dienst nehmen, die normalen Aufgaben, und das sind in einer Großstadt nicht wenige zurückstellen. Brände brechen aus, Menschen und Tiere müssen gerettet werden und auch der Bauherr hat wenig Verständnis, wenn man sagt: „Sorry, kommen sie mal in vier Wochen wieder, dann sind wir mit unserer Show fertig.“

Vorweg: Es konnte nicht laufen, dass die höheren Dienstgrade das alles organisieren, der ganz normale Feuerwehrmann wurde nach seinen Fähigkeiten gefragt und er wurde gefragt, ob er mitmachen wolle.
Auch um den Preis, dass Schlaf durch stramme Haltung ersetzt wurde.
Die Familien der Kollegen und Kameraden wurden in dieser Zeit hoch belastet. „Bist du Sonntag zu Hause?“ „Nein, ich muss noch an meinem Stand arbeiten!“ Seufz seufz..

Ganz wenige, die absolute Ausnahmen haben sich verweigert, aber ganz kamen auch sie nicht umhin.

Urlaubsperre war sowieso, wobei auch noch ein Kollege das rechtlich hinterfragen wollte.

Dienstschichten mussten umgestellt werden und doppelt gefahren werden, das ging nicht anders.

Ich möchte nicht missverstanden werden, keineswegs jeder, der den Einsatzdienst aufrecht hielt war ein Verweigerer. Viele, sehr viele baten drum, mangels irgendwelcher Talente, wie sie glaubten, im Einsatzdienst besser aufgehoben zu sein und machten das mit Freude, um ihre Kollegen draußen zu entlasten. Wie viele Feuerwehrleute in der Zeit kostenlos Gäste aus aller Welt aufnahmen, dass ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Ich war zuständig für den ideellen Teil, das heißt bei mir: Betreuung ausländischer Gäste. Hier wurden meine Sprachkenntnisse gefragt und ich saß in der knappen Freizeit und verbesserte meine Französischkenntnisse. Gewissermaßen war ich der Chefdolmetscher und hatte da bereits den ersten Knartsch. Ein Vorgesetzter ließ seinen Dienstgrad spielen und „klaute“ mir den einzigen Kollegen, der außer mir noch Französisch sprach. Dieser „Kollegenklau“ nahm teilweise tolle Formen an, jeder wollte natürlich für seinen Bereich die besten Talente haben. Aber das war auch mein einziger Wehrmuttropfen.

Wir hatten bei dieser ersten IS drei Informationsplätze zu besetzen: Einmal natürlich auf dem Gelände, dann einen Container vor dem Hauptbahnhof und zusätzlich einen Schalter auf dem Flughafen.

Wie das so ist, die ersten fangen an zu maulen: „Und der Chef hat gesagt, wir dürfen während der Zeit keinen Alkohol trinken!“ Manche Leute haben eben echte Sorgen, und in diesem Falle noch die falschen.
Was der Chef ganz klar gesagt hat: „Wenn ich einen auf dem Gelände umhertorkeln sehe, dann gibt es Ärger!“

Nebenbei, keiner kam zu kurz. Auch die Dienststelle kannte das Geheimnis Roms, wie man die Bürger bei Laune hielt: Brot und Spiele.
Nach Abschluss des Tages liefen überall Partys, offizielle und inoffizielle und alle waren eine Klasse. An eine erinnere ich mich gerne, die „Bergfete“ der ersten IS. Neben bayrischem Leberkäs und Bier und zünftiger „Musi“ bis zum Abwinken produzierten sich Kollegen der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehren als ungeahnte Showtalene.

Heinrich Fisch zum Beispiel, das war ein Spitzname, Herkunft wird nicht verraten, trat als Drehorgelspieler auf. Das so gekonnt, dass man glauben konnte, er würde sich hauptberuflich durch das Leben fechten.

Wenn man dazu kam, solche Feten mitzufeiern. Viele kamen nicht einmal dazu. Ich zum Beispiel hatte über mehrere Tage abends auch noch den Chef eines arabischen Landes lustig zu machen, der nicht nur in Restaurants geführt werden, sondern auch die Etablissements mit der Roten Laterne besuchen wollte. Da allerdings war eine Grenze erreicht, die ich nicht überschreiten wollte, aber wie kann es anders sein: Ein Kollege mit „Fachkenntnissen“ übernahm das gerne.

Die Vorbereitungszeit war besonders für diese erste Veranstaltung mehr als schwierig. Einmal war es ja das erste Mal, und dann: Die vielen Zehntausende von Freiwilligen aus der ganzen Republik wollten ja nicht nur verpflegt werden - hier waren die Organisationen gefordert und sie haben das meisterlich gelöst - sondern sie mussten auch zum Schlafen untergebracht werden. Sporthallen wurden ausgeräumt und eingerichtet, Luftschutzbunker dafür bereitgestellt usw. Der erste Gedanke, eine Messehalle dafür zu nutzen scheiterte an den astronomischen Preisvorstellungen der MESSE AG, die alleine für die Grundreinigung eine Prämie haben wollte, für die man hätte ein Hotel bauen können.

Ich schrieb es: Die Feuerwehrleute spielten ihre Talente aus. Die Stände, die auf den Wachen vorbereitet wurden, getischlert, gemalt und was da sonst noch so war, die hielten jeden, aber auch jeden Vergleich mit den Leistungen kommerzieller Messefirmen aus.

Schon als die ersten Besucher durch das Tor strömten malten am anderen Ende der Hallen noch Kollegen, hingen kurzerhand ein Schild an die Wand: Frisch gestrichen.

Für den ganz normalen „Hau Ruck“-Einsatz, sprich: Transporten von Schränken und schnelle mechanische Arbeiten gab es sogar eine eigene „Demolition Gang“, die in roten Overalls umherliefen. Der Name, der stammte von mir, wurde gleich von fast allen adaptiert. Bis auf die Kollegen der Abteilung, die das etwas sarkastisch kommentierten.

Zusätzlich hatten wir eine eigene Pannenabteilung. Meldete ein ankommendes Fahrzeug ein Problem, dann fuhren die mit Werkzeug los und reparierten so möglich oder schleppten das Fahrzeug zu unseren Werkstätten.

Erstaunlich war der hohe Anteil ausländischer Feuerwehren, die sich neben ihrer Industrie darstellten. Speziell die Engländer und die Amerikaner waren sehr groß vertreten, aber auch die Franzosen und alle europäischen Länder einschließlich des Ostblocks mit Ausnahme der ex DDR.

Ex-DDR: Ein Witzbold unter unseren Kollegen hat irgend wie eine originale Volkspolizeiuniform aufgetrieben. Woher, das wollte er damals aus gutem Grund nicht verraten. So richtig mit der Tschapka, dieser bekannten Fellmütze, dem Mantel mit Dienstgradabzeichen und so weiter.

Dieser Komiker bringt es einen Tag vor der Eröffnung fertig, damit auf dem Gelände herumzulaufen und einen Polizisten in breitesten sächsisch anzureden: „Sachense mal, wo gann man sich hier als Flüchtling anmelden?“

Ich habe es nicht gesehen, aber Kollegen, die das beobachtet haben waren für den Rest des Tages fast nicht mehr einsatzbereit, weil sie Bauchkrämpfe hatte vor Lachen. Der arme Schupo soll ganz „uppereget“ gewesen sein.

Nie habe ich in der Zeit ernstgemeintes Fluchen oder Meutern gehört. Die Arbeitsbelastung ging durchgehend an die Grenze des Erträglichen, und dennoch: Die Jungs waren alle gut drauf.

Es ist etwas eigenartiges mit den Feuerwehrleuten. Sie sind ja alles ausgesuchte und intelligente Menschen, sehr hochqualifiziert ausgebildet für Aufgaben, die nur wenige Male im Monat auf sie zukommen. Der Rest ist Routine, Wachdienst nach dem Schema „F“.

Das ist nun mal das Wesen einer Feuerwehr, anders geht es nicht.
Wenn einer der Kollegen einen verantwortungsvollen Posten in einer der Werkstätten hatte, dann wurde der mit Händen und Füßen verteidigt.
Hier aber, in der Vorbereitung und während der IS, da konnten sie voll aus sich herausgehen, zeigen, was sie konnten, Leistung bringen, von denen sie träumten und kein Vorgesetzter konnte ihnen letztendlich in ihre Aufgaben hineinreden, wenn er nicht der zuständige Gruppenleiter war. Im Grunde stellte sich jetzt heraus (und wurde sehr genau beobachtet), wer wirklich teamfähig war. Es war ein gigantisches Räderwerk, was da ineinander griff.

Und es stellte sich leider auch heraus, wen man besser versteckte. Hier greife ich mal vor, es war die letzte IS, die ich mitmachte. Ich hatte als Gast den Chef der Feuerwehr Colombo/Sri Lanka als Gast bei mir zu Hause, eine persönliche Einladung, weil das Land zwar einen Flug bezahlen wollte, nicht aber ein Hotel. Sein Name war so kompliziert, dass ich ihn grundsätzlich mit „Chief“ anredete. Fand er erst etwas befremdlich, aber ich bat ihn einfach darum und er verstand das. War ein netter Bursche, mit dem ich sehr viel Spaß hatte.

Jedenfalls, eines Tages auf dem Weg zum Gelände kamen wir an meiner Wache vorbei und ich erzählte ihm, dass dort unser Messzug, heute Umweltschutzzug, stand. „Haben wir nicht mal Zeit, das anzuschauen?“ „Klar doch, fahren wir mal hin!“ Auf der Wache kurz mit meinen Leuten telephoniert und Bescheid gesagt, dass wir eine halbe Stunde später kommen. Wir stehen im Messwagen, ich erkläre es ihm, als ein Kollege reinkommt, voller Wut, uns darin zu sehen und den „Chief“ kurzerhand seinen Ledermantel vor die Füße warf. Der singhalesische Kollege hat kein Wort gesagt, aber ich sah, dass er tief betroffen war.

Ich habe ein paar deutliche Worte gesagt, der deutsche Kollege fängt an zu fluchen. Also raus aus dem Fahrzeug, kein Wort mehr gewechselt auf der Fahrt, was sollte ich dazu sagen und in dem Informationsgebäude gleich hoch zu unserem heutigen Chef, der damals als Leiter des Vorbeugenden Brandschutz fungierte. Er war zuständig für die Ausländer auf der IS. Kurze Mitteilung, ich sehe nur noch vor Wut kleine Augen, ich möge bitte dem „Chief“ seinem Namen ein paar Worte der Entschuldigung aussprechen. Ich weiß nicht, was dann intern geschah, auf jeden Fall hatte ich anschließend einen unversöhnlichen Feind auf meiner Wache.

Diese letzte IS war sowieso etwas Besonderes für mich. Ich war ausdrücklich nicht nur für die Dolmetscherei mit einem hervorragenden Team zuständig, alles junge Leute, auch Carsten dabei, die sich wie wild in das Zeug legten. Carsten zum Beispiel organisierte eine Ausflugsfahrt mit amerikanischen Damen nach Celle, einem wunderhübschen Heidestädtchen, ein Kollege krallte sich abends immer ein oder zwei Kollegen aus Südafrika und dem Vernehmen nach soll da „die Post abgegangen sein“. Andere, Mitglieder einer Freiwilligen Feuerwehr nahmen sich einfach nebenher ein paar Gäste an die Hand und feierten dann in ihren Wehren weiter.

An einen Dolmetscherauftrag erinnere ich mich allerdings mit Grausen:

Ein arabisches Land, der Name sei verschwiegen, sandte seinen Tourismusminister, welcher den Brandschutz für ein heute sehr bekanntes Reiseziel organisieren sollte. Noch nie habe ich einen so arroganten Burschen erlebt.

Einige „höhere“ Kollegen hatten manchmal verschlossene Mienen, wenn sie mich sahen und das kam so: Ich hatte eine Spezialkarte zum Betreten der VIP-Lounge. Da kam nun wirklich nur der rein, der mit Top-Leuten verhandeln musste oder sonst irgend wie zu den „Böbersten“ gehörte.

Der „Chief“ fühlte sich da pudelwohl, ich auch und dann traf er auf die japanische Delegation, die er von anderen Messen schon kannte.
Delegationsleiter war der Stellvertretende Amtsleiter Tokios.

Wie oft sind wir mit denen auf dem Stand gewesen, oder eben in der Lounge, als die dahinter kamen, an wen sie sich zu wenden hatten.

Die hatten ein paar sehr attraktive Damen mitgebracht, die sich jedes Mal scheckig lachen wollten, wenn ich mich zur Begrüßung tief verneigte und mein „Ohio, Konitschiwa“ (Guten Tag, wie geht es) losließ.

Mit den Japanern ist das so eine Sache. In ihrem Land achten die sehr auf korrektes japanisches Benehmen, die erwarten einfach, dass jeder, der nach Japan kommt, sich mit ihren Sitten vertraut gemacht hat. Man kann da fürchterlich in das Fettnäpfchen treten. Ganz anders, wenn sie im Ausland sind, dann fallen all diese Hüllen. Dann passen sie sich den „Gaijin“, den „Langnasen“ an und machen jeden Blödsinn mit.

Ich bin mit dem Delegationsleiter und ein paar seiner Mannen noch den gleichen Tag, als das mit dem Messwagen passierte zu meiner Wache gefahren, aber dieses Mal vorher angerufen. Der Wachleiter, mein Wolfgang kam extra aus der Stadt zurück, wo er dienstlich war und begrüßte diese über mich als Dolmetscher. Wolfgang war ein Guter, er hatte die Geschichte von diesem Morgen schon gehört, sagte aber nur: „Klaus, jetzt nicht!“ Recht hatte er!

Wie viele Meter Film die Japaner verschossen haben, ich weiß es nicht mehr.

Für mich hatte das noch einen positiven Effekt: Ich bekam mehrere Gläser (in der Art der Marmeladengläser) SAKE geschenkt. Es ist gewöhnungsbedürftig, ich mochte es. Die Gläser stehen heute noch als Andenken in meiner Funkbude im Schapp.

Ein anderes Mal, die kanadische Delegation wird von unserem Siegfried H. dem stellvertretenden Personalchef (Abteilung Einsatz und Ausbildung) empfangen, ich muss wieder dolmetschen. Dolmetscherei ist nicht einfach, es muss sitzen. Ich beantworte manche Frage gleich selber, wenn ich die Antwort kannte, was meine Siegfried etwas auf die Palme brachte. Er trat mich dafür in aller Freundschaft in den Hintern, und heute betrachtet hatte er sogar Recht.

Besucher, hier springe ich erneut zurück: Der Chef der Washington Fire Brigade möchte mal gerne ein deutsches Heim sehen. Kein Problem, ich klinke mich nachmittags aus und fahre zu meinem kleinen Reihenhaus.

Was ich vergessen hatte: Ich hatte noch von meinem Amerikabesuch eine original Rebellenfahne aus Gettisburg. Gettisburg, die wohl fürchterlichste Schlacht im Sessionskrieg verkaufte die aus echter Baumwolle gewebt und ich brachte mir eine mit und die flatterte nun in meinem Garten am Mast. Der arme Bill ist fast hinten rübergefallen! Er wollte ein deutsches Heim sehen und kommt in einen „Rebelpoint“. Das musste ich ihm jetzt erst einmal erklären.

Aber er war zufrieden, nur als ich ihn einen Obstler anbot, da war er etwas verwirrt. Das war dann doch zu fremdartig für ihn.

Viele, sehr viele Freundschaften entstanden in den vier Veranstaltungen, die heute noch Bestand haben. Eine Freiwillige Feuerwehr aus Hannover besuchte danach regelmäßig eine französische Wehr, die dann auch zum Gegenbesuch kam, und jedes Mal war ich wieder gefordert.

Wo man aufpassen musste: Jede der Feuerwehren hatte da so seine Spezialgetränke, und wenn man den Tag über mal die Stände besuchte,
dann musste man sich doch überlegen, ob man nicht besser mit der Taxe heimfuhr.

Was da fast ein Sport war, das war das Tauschen von Abzeichen.

In der Zeit trug ich an der Jacke mein offizielles Dienstabzeichen der Blantyre FB. Das habe ich manchmal fast mit meinem Leben verteidigen müssen.

Während der ersten IS mit Feuerwehrtag fanden unheimlich viel Außenaktivitäten statt. Sportwettkämpfe, Feuerwehrwettkämpfe, eine Riesenparade durch die Innenstadt, Demonstrationen auf dem „Kröpke“ (Platz in der Innenstadt), Konzerte vor der Oper, zu welcher der damalige Chef in der Uniform eines „Feuerwehrhauptmannes“ der Kaiserzeit mit einem alten Hanomag-Kommissbrot vorfuhr.

Für diejenigen, die das Ding nicht kennen: Es war ein Einsitzer mit nur einem Zylinder und nur einem Vorwärts und einem Rückwärtsgang.

Und wieder einen Sprung vorwärts in die letzte IS: Der Kollege, der die Unterbringung und die Einladungen ausländischer Gäste organisierte war ein ganz fröhlicher Inspektor. Wenn man mit dem sprach, dann hatte man immer das Gefühl, man hätte eine gespannte Feder vor sich. Ein Hektiker vor dem Herrn, der sich aber immer wieder in den Griff bekam und niemals seine gute Laune verlor. Nebenbei: Er war einer der Aufstiegbeamten, die niemals vergaßen, wo sie herkamen. Die haben wir wirklich, echte Kumpels. Einige andere? Na ja, es macht schon traurig, wenn man sieht, was aus Kollegen, mit denen man den RTW gefahren hat geworden ist.

Mehrmals war ich in der Vorbereitungsphase dabei, nach Feierabend zu meinem Wagen zu gehen, als er aus dem Fenster brüllte: „Eh, wo willste hin?“ „Nach Hause!“ „Biste doof?? Hab doch gesagt, dass wir um 18.00 Uhr in Kanada anrufen müssen!“ Hatte er zwar nicht, aber einmal geseufst, Wagentür wieder zu, mir vorgenommen, den nächsten Tag erst mal zu schauen, wann er mal zur Toilette muss und dann schnell zu verschwinden.

Der Kollege sprach kein Wort englisch, also musste ich ran.
Kanada, zuletzt flirtete ich schon gekonnt mit der Sekretärin („Hey Klaus my dearling...“ „Hey Honey, how is the life?“.)

Ich wurde krank, eine Erkältung, aber übel! verlangte, dass ich eine Auszeit nahm. Kaum zurück: „Klaus, du musst mal in Teheran anrufen. Die haben sich immer noch nicht gemeldet“ „Teheran? Davon weiß ich
ja nichts“ „Neee, die habe ich während deiner Krankheit angefaxt!“ „??? Wie haste denn das gemacht??“ „Na, in deutsch natürlich, muss doch jemand können!“ Mir küselte es vor den Augen.

Aber nicht nur er brachte solche Dinge. Wir bekamen speziell von den Italienern seitenlange Briefe in ihrer schönen Sprache. Was tun sprach Zeus..... Es ging aber, durch die Ähnlichkeiten der romanischen Sprachen konnte ich auf Grund meiner Französischkenntnisse doch 50 Prozent erraten und der Rest kam aus einem Lexikon. Dann allerdings habe ich in französisch zurück geschrieben, damit auch die ihren Spaß hatten.

Interessant war auch die Technik. Viele ausländische Feuerwehren stellten neue Fahrzeuge vor und ich erinnere mich heute noch, wie begeistert ich von den neuen amerikanischen Strahlrohren war.
Die gibt es inzwischen auch in Deutschland, kurz, Mannschutzbrause vorne dran (Kennt noch jemand die alten Alcodüsen? Bewährtes verbessert und das Rad neu erfunden) und einen Hebel oben drauf, der das alte Absperrorgan der deutschen Strahlrohre ablöste.
(Heute bekannt als „Hohlstrahlrohre“)

Die ersten Computerprogramme bis hin zum Leitstellenprogramm wurden vorgestellt, internationale Symposien setzten Trends, die bis heute nachwirken.

Wer sich, wie ich, viel bei ausländischen Feuerwehren herumgetrieben hat, der hat eine eigene Einstellung. Lange bevor in Deutschland begriffen wurde, dass eine gut durchdachte Feuerschutzkleidung Leben retten kann, da hatten die Amerikaner bereits seit Jahren entsprechende Lösungen zur Hand. Nur wir haben es später sehr bitter lernen müssen.

Waldbrände, bei uns auch heute noch oftmals „Patschenfeuer“ waren im Ausland ein Thema wissenschaftlicher Untersuchungen und exzellenter Methoden der Brandbekämpfung. Auf der anderen Seite habe ich im Ausland oftmals gedacht (siehe Artikel England), dass Einige von uns eine Menge lernen könnten.

Abschiedsparty, die letzte IS war vorbei. Die Feuerwehr lud noch einmal alle VIPs und alle beteiligten Kollegen ein, tolles Buffet, Sekt sowieso, Bier, soviel man mochte und dann kam es zur Verteilung der Orden.

Was heute noch nicht bekannt ist: Mir wurde während der IS von den Franzosen das Abzeichen der „Amicale des Pompiers“, dem Freundeskreis der französischen Feuerwehrleute angesteckt. Warum ich das nicht erzählt habe? Ach, es gab da so Einige, die das nicht verstanden hätten. Ich habe es offen getragen und wer es kannte, der wusste Bescheid.

Auf der Party wurden wie gesagt Orden verteilt, das Feuerwehrehrenkreuz erhielt unter anderem ein Verwaltungsmensch, der die meiste Zeit gar nicht da war, weil er eine Wehrübung machte.

Einige Ausgezeichnete wurden sofort von den Kollegen als „das ist richtig“ erkannt, andere „...mir steckt eine Zahnbürste quer im Mund“

Aber das war eine kurze Verbitterung, der „Chief“ und die Japaner waren dabei und ich bemühte mich, Fröhlichkeit zu verbreiten. Immerhin wurde mir ein kleiner Zinnbecher (nicht die auf der ersten IS verteilten und sehr schönen Zinnweinbecher) überreicht.

Für mich war es eine großartige Zeit. Damals übrigens war ich gerade Korrespondent der englischen „Emergency Service Organisation“ geworden und schrieb regelmäßig für die „On The Bell“ und „In Attendance“. Speziell die „On The Bell“ ist eine Zeitschrift der gesamten Rettungsdienste, die commenwealthweit verteilt wird.

Die hatten zwar auch einen Korrespondenten, aber der hatte nebenbei auch einen Verkaufsstadt für Feuerwehrsouvenirs und ich war einfach näher am Geschehen.



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