Immer wieder hört man, gerne im Rahmen der 40h Diskussion, das Feuerwehren doch nichts mehr zu üben hätten weil Sie alles schon geübt hätten und doch nur eine kleine Feuerwehr wären.
Das Argument "man sei nur eine kleine Feuerwehr" wurde hier bereits mehr als einmal wiederlegt. Ich werde meine Ausführungen auch ausdrücklich an kleineren Wehren ausrichten. Mangels "Ortskenntnis" in einer solchen kann es sein das ich das ein oder andere mal ein wenig abrutsche, es sei mir bitte verziehen.
Das Argument "wir haben doch schon alles geübt, wir können doch das was wir brauchen" erinnert mich ein wenig an meine herzallerliebste Ehegatten die vor dem, von mir reichlich gefüllten, Kleiderschrank steht und der festen Meinung ist nichts anzuziehen zu haben.
Jeder, der im Ansatz ernsthaft diese Thesen vertritt sollte sich 2 Fragen stellen:
a) wenn wir alles können, warum lernen wir dann nicht mal was neues?
b) Können wir was wir brauchen? Brauchen wir was wir können?
Woher Ideen nehmen?
Eine Grundlage für die Gestaltung von Übungsplänen können die Lernzielkataloge für TM 1 + 2 sowie Truppführer sein.
Auch lohnt es sich immer wieder mal in Netz nach Dienstplänen anderer, in Größe und Struktur vergleichbaren Feuerwehren Aussschau zu halten. Jedoch sollte man es sich nicht so einfach machen und nur die Pläne 1:1 kopieren. Das geht sicher schief.
Auch die Forensuche quillt mit Ideen nur so über.
Ideen
UVV
Unfallverhütungsvorschriften und Feuerwehr, eine Hassliebe. Leider ist es bis heute üblich im Rahmen der jährlichen Belehrung aus der UVV Feuerwehren in landestypischen Dialekt vorzulesen bis der letzte eingeschlafen ist.
Dabei ist Unfallverhütung ein sehr interessantes und praxisorientiertes Thema. Wenn man ihm die Chance dazu gibt. In BW geht die offizielle Lehrmeinung dazu über UVV in jede Übung einfliessen zu lassen. So soll vor der Übung selbst kurz auf die Gefahren eingegangen werden.
Trotzdem sollte man pro Halbjahr mindestens eine halbe Übung UVV einplanen. So hat man immer wieder die Möglichkeit auf aktuelle Vorkommnisse wie Unfälle oder neue Entwicklungen einzugehen.
Auch kann man immer wieder einen Schwerpunkt in der Unfallverhütung setzen.
Eine sehr wertvolle Quelle für neue Ideen ist dabei die GUV I 8651. In meinen Augen das Standardwerk für den angewandten Unfallschutz in Feuerwehren!!
Retten und Bergen von Verunfallten
Auch ein sehr dankbares Thema. Zum einen brauche ich nicht viel Vorbereitung, ein Verletztendarsteller und die Fahrzeugbeladung genügen. Alternativ kann ich auch auf Schleiftricks zurückgreifen. Dieses Thema eignet sich hervorragen für die Stationsausbildung. Wenn man die KatS DV 260 lassen sich mindestens 2 Übungen im Jahr abwechslungsreich gestalten.
Erste Hilfe
Ein sehr wichtiges Thema. Grundsätzlich sollten jedes, spätestens alle 2 Jahre die LSM aufgefrischt werden. Entweder in den Jahren dazwischen oder aber in einer weiteren Übung im Jahr bietet es sich an "praxisorientierte" Erste Hilfe anzubieten.
Das kann sein
- Verbände und Pflaster für alle Lebenslagen
- "Haushaltsverletzungen" (kleine Verbrennungen etc)
- erste Hilfe am Kind
- Schlaganfall und Herzinfarkt - erkennen und handeln
Unterstützung Rettungsdienst
Auch für kleine Wehren kann Unterstützung Rettungsdienst ein relevantes Thema sein. Dabei kann vermittelt werden:
- Hygiene ( nicht überall hinlangen, Einweghandschuhe, anschliessend Hände desinfizieren)
- Platzbedarf für Rettungsmittel
- allgemeine Einsatztaktik ( erstmal nur 1 FA erkundet, Blick für Alternativen schärfen, keinen Helm / Hupf 1 / Sicherheitsgurt, egal wie schlecht der Patient aussieht - behaltet es für euch, Platzbedarf
- Notfallmedizin für Löschknechte (was ist das, was macht das, was passiert wenn ich dran ziehe / es fallen lasse)
Zusammen mit ein paar praktischen Übungen an verschiedenen Objekten hat man wieder die ein oder andere UE hinter sich gebracht.
Sturmschäden
"Was soll an Sturmschäden so kompliziert sein das man daraus eine ganze Übung machen kann".. wird sich jetzt der ein oder andere denken. Wie wäre es mit
- richtiges Benutzen der Motorsäge
- richtiges Benutzen der Tauchpumpe
- Gefahren der Einsatzstelle
- Entscheidung "wegmachen oder liegenlassen"
Übungen mit anderen Feuerwehren
Gerade für "kleinere" Wehren, die in der Regel auf andere Kräfte angewiesen sind sind verzahnte Übungen m.E. das A und O. Sei es mit einigen anderen kleineren Wehren oder mit der Stützpunktfeuerwehr. So kann man sowohl "Unterstützung" als auch "Vorbereitung" üben bis der Arzt kommt.
Solche Übungen machen 1000 mal mehr sinn als mit 20 Leuten und 1 TSF wieder mal die Ziegel zu waschen.
Hat man ein Objekt das man immer beüben kann, so kann man die alle erdenklichen taktischen Varianten ausprobieren.
Rechtsgrundlagen
Feuerwehrdienst berüht eine Menge an Gesetzen. Das fängt beim jeweiligen Brandschutzrecht an und hört beim Grundgesetz (Unverletztlichkeit der Wohnung) wieder auf.
Leider sieht es sehr oft so aus das nach der TM / TF Ausbildung in den Tiefen des Feuerwehrnirvanas verschwinden. Vielleicht kommt in der Berufsausbildung noch ein wenig Staatsbürgerkunde das war es dann aber in der Regel.
Wobei Rechtskunde ein sehr gefährliches Thema ist. Bevor man über 2,5h einen Einschlaffaktor von 100% hat bietet es sich an das ganze 2 mal im Jahr in kleinen Häppchen mit vielen praktischen Beispielen anzubieten.
So weit erstmal meine Gedanken und Ideen. Sollte jemand noch weitere Ideen haben, bitte mich anschreiben, ich baue dann ein, oder aber selber bloggen (dann verlinke ich)13002 x gelesen |
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Florian Besch, Völklingen |
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